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Handelsstreit zwischen USA und China
Argentinische Sojaproduzenten profitieren von Zöllen

Die chinesischen Importzölle gegen Soja aus den USA könnten argentinischen Bauern einen Vorteil verschaffen. Argentinien ist der weltgrößte Soja-Exporteur – und mit einem zusätzlichen riesigen chinesischen Absatzmarkt wäre dieser Titel bis auf Weiteres verteidigt. Doch der Handelsstreit birgt auch Risiken für das Land.

Von Victoria Eglau | 27.07.2018
    Arbeiter verladen im Hafen von Nantong (China) Säcke mit importierten Sojabohnen.
    Argentinische und auch brasilianische Landwirte exportieren zunehmend nicht nur Sojabohnen und Öl, sondern auch Sojamehl nach China. (dpa-Bildfunk / AP / CHINATOPIX)
    Argentinien ist der weltgrößte Exporteur von Sojamehl und Öl. Wegen des Handelskriegs zwischen China und den USA haben die Produzenten jetzt erstmals Gelegenheit, zusätzlich zu Sojabohnen und Öl auch Sojamehl auf den chinesischen Markt zu bringen. Heute trifft sich deswegen Chinas Vize-Agrarminister mit argentinischen Regierungsvertretern in Buenos Aires. Auch der Vorsitzende der Sojaindustrie- und Export-Kammer CIARA-CEC, Gustavo Idígoras, wird an den Gesprächen teilnehmen:
    "China hat bereits grünes Licht für die Einfuhr von argentinischem Sojamehl gegeben, aber es muss noch unsere Produktionsanlagen autorisieren. Wir werden versuchen, uns auf ein schnelles Verfahren zu einigen."
    Auch brasilianische Produzenten könnten profitieren
    Noch nicht geklärt ist die Exportmenge. Argentinien könne problemlos den ganzen chinesischen Bedarf an Sojamehl decken, sagt Idígoras. Das Mehl, auch Sojaschrot genannt, wird in China vor allem als Tierfutter verwendet. Neben Argentinien profitiere auch Brasilien vom Handelsstreit zwischen den USA und China, meint der Agrar-Journalist Merino Soto von der Wirtschaftszeitung BAENegocios. Allerdings exportiert Brasilien vor allem den Rohstoff Soja, während Argentinien auf die Weiterverarbeitung der Ölsaat setzt.
    "Auf dem Weltmarkt erzielen Produkte wie Sojamehl, Öl und Pellets viel höhere Preise als unverarbeitete Sojabohnen. Mir scheint also, dass Argentinien einen etwas größeren Nutzen aus diesem Handelskrieg zieht."
    Dieser Nutzen sei aber ein zweischneidiges Schwert, glaubt Gustavo Idígoras, Präsident der Industrie- und Exportkammer. Denn den Handelsstreit hält er grundsätzlich für negativ:
    Handelsstreit birgt auch Risiken
    "Argentinien braucht als Schwellenland und Nahrungsmittel-Produzent Handelsregeln, damit es ohne Barrieren und protektionistische Maßnahmen exportieren kann. Wenn China und die USA sich streiten und die Welthandelsorganisation zerstören, ist das für uns sehr riskant. Hinzu kommt, dass Chinas Strafzoll auf Soja aus den USA den Preis drückt - und das schadet uns."
    Tatsächlich hatte der Handelskrieg den Sojapreis auf ein Zehn-Jahrestief sinken lassen. Wegen der Milliardenhilfen der Regierung Trump für die US-Sojafarmer und wegen des Versprechens der EU, mehr Sojabohnen aus den USA abzunehmen, ist der Preis jetzt wieder gestiegen. Die Vereinbarung zwischen Trump und der EU beunruhigt die argentinischen Produzenten nicht – Kammerpräsident Gustavo Idígoras:
    "Die EU importiert nicht gentechnisch veränderte Sojabohnen und dieser Markt ist klein. Die Menge, auf die sich die USA und Europa einigen werden, kann also nicht sehr bedeutend sein."
    Angst vor Preisverfall
    Idígoras fürchtet aber einen Preisverfall für Sojamehl und Öl, falls die USA ihr nicht an China verkauftes Soja in diese Produkte verwandelten. Mit seinem Starprodukt Sojamehl deckt Argentinien knapp die Hälfte des Weltmarkts ab. Um Produktion und Exporte auf höchstmöglichem Niveau zu halten, kauft die argentinische Agrar-Industrie sogar Sojabohnen im Ausland. Ein Kuriosum: In diesem Jahr importiert sie fast eine Million Tonnen aus den USA, weil die argentinische Ernte wegen einer Dürre kleiner als sonst ausgefallen ist.
    Und die argentinische Regierung hilft den Soja- und Getreideproduzenten. Präsident Mauricio Macri senkt schrittweise Ausfuhrsteuern auf Soja, die auf Mais und Weizen schaffte er ganz ab - und das, obwohl die Staatskasse leer und der Spardruck groß ist. Vor allem nachdem Argentinien einen Milliardenkredit beim Internationalen Währungsfonds aufgenommen hat, ist eine Debatte über die Soja-Exportsteuern entbrannt.