Freitag, 19. April 2024

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Hans Jagnow vs. Klaus Willimczik
Ist E-Sport wirklich Sport?

Für die meisten Fans ist der Fall längst klar: Computerspiele können auch Sport sein. Schließlich kommen die Spieler bei einer Partie "League of Legends" oder "Fortnite" erheblich ins Schwitzen. Längst gibt es auch Turniere und Ligen für solche E-Sports. Doch ist das tatsächlich Sport?

Moderation: Stefan Römermann | 24.08.2019
Computerspieler vor dem Bildschirm: Spieler der Mannschaften "Snogard" während der E-Sport-Bundesliga.
Eine Bundesliga für E-Sport gibt es schon lange. Jetzt soll E-Sport olympisch werden. (picture alliance / dpa / lno / Angelika Warmuth )
Selbst in den Koalitionsvertrag hat es der elektronische Sport oder E-Sport inzwischen geschafft. CDU/CSU und SPD wollen demnach E-Sport vollständig als eigene Sportart anerkennen. Doch passiert ist seither nicht viel - auch weil Vertreter der traditionellen Sportverbände sich quer stellen. Was spricht also dafür, E-Sport als Sport anzuerkennen, und was spricht dagegen? Und warum ist das den Fans und Lobbyverbänden der E-Sport-Szene eigentlich so wichtig?
Hans Jagnow, der Präsident des eSport-Bundes Deutschland (ESBD), fordert die Anerkennung des E-Sports als Sport
Hans Jagnow, der Präsident des eSport-Bundes Deutschland (ESBD) (eSport-Bund Deutschland (ESBD))
Pro: Hans Jagnow, Präsident des ESBD - eSport-Bund Deutschland e.V.: "E-Sport ist ganz klar Sport"
"E-Sport ist ganz klar Sport. Es gibt insgesamt drei bis vier Millionen E-Sport-Aktive, und immerhin ein Viertel davon kann sich vorstellen, auch in E-Sport-Vereinen aktiv zu werden. Wenn man sich anschaut, was dabei allein auf motorischer Ebene passiert: E-Sportlerinnen und E-Sportler klicken pro Minute bis zu 400 Mal die Tasten von Keyboard und Controller.
Nur mit einer präzisen Bedienung, als Ergebnis eines intensiven Trainings kommt man dabei weiter und kann die Leistungen erbringen, die man dann als Teil des Wettbewerbs erbringen muss - um schließlich als Gewinner herauszugehen.
Und anders als bei anderen Computerspielformen geht es beim E-Sport auch genau darum: im Wettkampf gegen andere Menschen zu gewinnen."
Klaus Willimczik, Stefan Römermann, Hans Jagnow
Klaus Willimczik, Stefan Römermann, Hans Jagnow: Klaus Willimczik warnt vor der Anerkennung von E-Sports als Sport (Deutschlandradio / Stefan Römermann)
Contra: Professor Dr. Dr. Klaus Willimczik, Sportwissenschaftler: "Auf keinen Fall als Sport anerkennen"
"Im normalen Sprachgebrauch kann man vielleicht in mancher Hinsicht E-Sports als Sport bezeichnen. Allerdings gibt es auch erhebliche Unterschiede. Vor allem ist der motorische Anteil deutlich geringer als bei den meisten klassischen Sportarten. Sprich: Man bewegt sich nicht genug, um E-Sport wirklich als Sport zu bezeichnen. Verbände wie der Deutsche Olympische Sportbund sollten den E-Sport deshalb auf keinen Fall als Sport anerkennen.
Denn wer E-Sport anerkennt oder staatlich fördert, hat auch die Verantwortung für die Folgen, die damit zusammenhängen. Das sind vor allem die Computerspielsucht, Gesundheitsschäden durch eine schlechte Körperhaltung am Computer. Außerdem sind viele im E-Sport benutzte Spiele an der Grenze zur Jugendgefährdung. Das durch eine Anerkennung zu fördern, ist gefährlich. Im Gegenteil müssen wir alles tun, um die analogen Sportarten als Gegenstück zu fördern."