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Hauptversammlung bei VW
Die Wette auf das Elektroauto

Volkswagen baut eine Batteriezellfertigung in Salzgitter. Die Technologie soll laut VW-Chef Herbert Diess die Hauptlast des Mobilitätswandels tragen. Dieser Fokus auf E-Mobilität gefällt allerdings nicht allen Aktionären.

Von Dietrich Mohaupt | 14.05.2019
Stecker am Tank eines Elektroautos
Autostrom Tankstelle für Elektrofahrzeuge vom Energieunternehmen RWE, Essen, Nordrhein-Westfalen, Deutschland, Europa (picture alliance/imageBROKER / Jochen Tack)
Die Mobilität der Zukunft gestalten - VW-Chef Herbert Diess wird nicht müde, dieses Ziel, diesen Anspruch des Konzerns immer wieder zu betonen. Und er setzt dabei alles auf eine Karte - auf die Elektromobilität, konkret: auf den batterie-elektrischen Antrieb. Seit Wochen wiederholt der Konzernchef das bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Auch heute wollte er zum Auftakt der Hauptversammlung keine Zweifel lassen:
"Das ist der einzige Weg, die Klimaziele zu erreichen, dem Auto eine Zukunft zu geben, die Mobilität auch in einer CO2-freien Welt zu sichern. Wir sind überzeugt, das ist der richtige Weg!"
Signal für die Aktionäre
Der Konzern geht mit dieser Festlegung auf den batterie-elektrischen Antrieb eine nicht ganz risikofreie Wette ein, eine Wette darauf, dass die Kunden diesen Wandel der Mobilität so auch mitmachen; eine Wette darauf, dass die Rahmenbedingungen für diesen Wandel stimmen. VW nimmt dafür in den kommenden Jahren viel Geld in die Hand, rund eine Milliarde Euro allein für den Aufbau einer Batteriezellfertigung im Werk Salzgitter. Ein Signal auch in Richtung der Aktionäre, aber natürlich nur ein erster Schritt, betont der für die Sparte Beschaffung und Komponenten zuständige Vorstand Stefan Sommer.
"Es ist ein erster Batteriezell-Fertigungsstandort - wichtig ist für uns der Parameter Wirtschaftlichkeit, aber auch die Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien. Die Kapazität, die wir benötigen für unsere Elektrifizierungsoffensive, lässt hier sicherlich noch Spielraum in der Zukunft offen."
Allerdings nur, wenn wirklich die Rahmenbedingungen stimmen, mahnte Vorstandschef Diess in diesem Zusammenhang noch einmal an.
"Elektromobilität ist ein Systemwechsel. Kein Automobilhersteller kann diesen Systemwechsel vollziehen. Wir brauchen Ladeinfrastruktur, und wir brauchen vor allem CO2-freien Strom. Elektromobilität muss einhergehen mit einer Energiewende in der Primärenergie-Erzeugung. Dafür, glaube ich, sind die Weichen gestellt, und es ist auch in der Politik erkannt."
Kritik an der Ausrichtung auf Elektroautos
Volle Konzentration auf die E-Mobilität - das schmeckt nicht allen Aktionären. VW könne es sich nicht leisten, durch den Fokus auf eine Technologie auf anderen Gebieten den Anschluss zu verlieren, warnte zum Beispiel Ulrich Hocker von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, DSW.
"Also, es sieht so aus, als ob die Community insgesamt sich auf die E-Mobilität einigt, und man kann sagen, so viel Geld kann sich nicht irren, wenn sich da alle quasi einig sind. Aber VW sollte auch die alternativen Antriebe weiter bauen und entwickeln."
Das aber hört auch Herbert Diess. Erdgasantrieb, Hybrid-Lösungen und Brennstoffzellen-Antriebe seien weiterhin Teil der Konzernstrategie, betont er. Die Hauptlast des Mobilitätswandels werde aber die batterie-elektrische Technologie tragen. Sie sei das Schlüsselelement für die angestrebten Ziele. Der Volkswagenkonzern müsse diesen Wandel auch international prägen.
Auswirkungen des Handelsstreits zwischen USA und China
Die jüngsten Eskalationen im drohenden Handelskrieg zwischen den USA und China sind dabei sicher nicht hilfreich. Eher ausweichend reagierte Diess deshalb auch auf die Frage, ob er denn fest mit US-Strafzöllen auch auf Autoimporte aus Europa rechne.
"Da fragen Sie den Falschen. Ich glaube, wir haben alles Mögliche getan, um diese Zolleskalation zu deeskalieren und in die richtige Richtung zu bewegen."