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Hauptversammlung der Deutschen Telekom
Ein sattes Plus, Vodafone und Netzausbau

Deutsche-Telekom-Chef Tim Höttges feierte auf der Hauptversammlung ein Plus aus 2017 und warb für die Übernahme des US-Mobilfunkunternehmens Sprint. Doch mit dem Glasfaser-Netzausbau in Deutschland und der Übernahme von Unitymedia durch Konkurrent Vodafone gerät der Konzern wohl bald mehr unter Druck.

Von Vivien Leue | 17.05.2018
    Telekom-Chef Tim Höttges bei der Bilanz-Presskonferenz des Unternehmens am 25.2.2016 in Bonn.
    Telekom-Chef Tim Höttges freut sich über gute Zahlen aus 2017 und die bevorstehende Übernahme von Sprint in den USA. (dpa/picture alliance/Marius Becker)
    Eigentlich sollte die Hauptversammlung der Deutschen Telekom für den Vorstandsvorsitzenden Tim Höttges ein Fest werden - zu feiern gibt es nach Höttges Ansicht einiges: Der 55-Jährige hat sich nach jahrelangen Verhandlungen mit dem japanischen Konzern Softbank auf die Übernahme von dessen US-Mobilfunktochter Sprint geeinigt. Das dürfte nicht nur für die Telekom-Tochter T-Mobile US für Wachstum sorgen, sondern auch für den Gesamtkonzern.
    "Größter Aktionär an der neuen T-Mobile werden wir sein. Mit rund 42 Prozent der Aktien. Außerdem haben wir mit Softbank eine Vereinbarung zum Stimmrecht. Damit haben wir Zugriff auf die Stimmrechte von insgesamt rund 69 Prozent der T-Mobile Aktien. Das heißt: Die Ergebnisse der T-Mobile US fließen weiter in die der Deutschen Telekom ein."
    Sprint-Übernahme plus 30 Milliarden Euro Schulden
    Allerdings müssen noch die Kartellbehörden zustimmen - und dann übernimmt die Telekom nicht nur das Geschäft von Sprint, sondern auch rund 30 Milliarden Euro Schulden. Langfristig dürfte sich der Deal dennoch auszahlen.
    Außerdem steht der Konzern derzeit gut da: Für das Geschäftsjahr 2017 freut sich Vorstandschef Höttges sowohl bei Umsatz, Ergebnis als auch Cashflow unter dem Strich über ein sattes Plus.
    "Umsatz: plus 2,5 Prozent, 74,9 Milliarden Euro, …"
    Aber die Zukunft könnte schwieriger werden als geplant. Die Telekom gerät im Bereich Netzausbau zunehmend unter Druck. Konkurrent Vodafone will mit der geplanten Übernahme von Unitymedia zum führenden Anbieter von schnellem Internet in Deutschland aufsteigen - mit einem dann bundesweit breit ausgebauten Kupfer-Kabelnetz.
    Kupfer adé - nur noch Glasfaser
    Telekom-Chef Tim Höttges eröffnete seine Rede bei der heutigen Hauptversammlung deshalb nicht wie geplant mit den Erfolgen in den USA und in der Bilanz - sondern mit einer praktischen Einführung in die Netztechnik. In den Händen hielt er zwei verschiedene Kabelstränge:
    "Das meine Damen und Herren ist die alte Technik, das berühmte Kupfernetz. Die Deutsche Telekom baut überhaupt kein Kupfer mehr, sondern sie baut Glasfaser."
    Es folgte eine Ruhmesrede auf die Glasfasertechnik:
    "Auf einem Rohr, das ich in der Hand habe, werden 21.000 Kunden versorgt, verglichen mit 2.000 Kunden, die mit einem derartigen Kabel versorgt werden. Aber Glasfaser kann nicht nur viel mehr kleiner, sondern es kann das viel, viel schneller."
    Konkurrenz und Regulierungsvorschriften
    Den ungeliebten Konkurrenten nannte Höttges nicht und auch das Thema "Re-Monopolisierung" sprach der Chef des früheren Monopolisten, der Telekom, nicht an. Aber: Er forderte Fairness im Wettbewerb. Regulierungsvorschriften dürften den Glasfaserausbau nicht zusätzlich belasten.
    "Die Politik registriert, wer baut. Und wer nicht. Wer liefert. Und wer nur verspricht. Wir freuen uns über Wettbewerb. Denn wenn er fair ist, ist er gut für die Kunden."
    Konkurrent Vodafone rechnet mit einer Zustimmung der Kartellbehörden zum Unitymedia-Deal in den nächsten sechs bis zwölf Monaten. Die kommenden Jahre könnten für die Telekom und ihren Chef, der stets versichert hat, den Konzern zum führenden Telekommunikationsanbieter Europas ausbauen zu wollen, also durchaus spannend werden.