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Hausstaubmilben
Heizungsluft verstärkt Allergie-Symptome

Die Rückstände von Hausstaubmilben beschäftigen Allergiker ganzjährig, aber im Winter meist noch stärker. Denn durch die trockene Heizungsluft sterben sie, zerfallen und werden verstärkt eingeatmet. Ganz vermeiden lässt sich der Kontakt mit den allergenen Substanzen nicht - trotzdem kann man Einiges tun.

Von Stephanie Kowalewski | 23.01.2018
    Du bist, was du isst: Hausstaubmilben fressen Menschenstaub und werden in trockener Heizungsluft selbst wieder zu Staub, den Menschen einatmen.
    Du bist, was du isst: Hausstaubmilben fressen Menschenstaub und werden in trockener Heizungsluft selbst wieder zu Staub, den Menschen einatmen. (Imago)
    Sandra Dahmen aus Viersen hat sich irgendwann Sorgen um ihren zwölf Jahre alten Sohn Mike gemacht, denn er schien überhaupt nicht mehr richtig gesund zu werden:
    "Ja, er hat halt sehr schlecht Luft bekommen, der hatte ständig juckende und schmerzende Augen und immer eine laufende Nase. Also, als wäre er immerzu erkältet."
    Ein Allergietest brachte die Erklärung: Mike hat eine ausgeprägte Hausstaubmilbenallergie. Sein Immunsystem schlägt Alarm, wenn er in Kontakt mit dem Kot und den Resten der toten Tiere kommt. Für Nichtallergiker ist das völlig harmlos. Leider gibt es Milben immer und überall, betont Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund in Mönchengladbach:
    "Hat überhaupt gar nichts mit Sauberkeit oder Hygiene zu tun, denn die Hausstaubmilben kommen ganz natürlich in unseren Wohnräumen vor und fühlen sich ganz besonders in einer täglich genutzten Bettmatratze wohl, weil da einfach die Feuchtigkeit ist und die Wärme ist, die die Tiere brauchen, um sich gut zu vermehren."
    Deshalb ist die wichtigste Maßnahme, das Bett allergiesicher zu machen. Das geht am besten mit speziellen Schutzbezügen – so genannten Encasings für Matratze, Oberbett und Kopfkissen. Auch Sandra Dahmen hat das für ihren Sohn besorgt.
    "Wir hatten ein Set von der Krankenkasse, das fühlte sich an wie Plastik. Das knisterte sogar beim Schlafen. Das ist nicht so angenehm."
    Schutzbezüge, Anti-Histaminika, Hyposensibilisierung
    Gute Schutzbezüge knistern nicht! Gute Schutzbezüge sind einerseits so dicht, dass sie nicht nur Milben zurückhalten, sondern auch die Allergene - andererseits transportieren sie den nächtlichen Schweiß ab. Viele gesetzliche Krankenkassen bezuschussen solche Bezüge oder bezahlen sie sogar komplett, wenn die Allergie von einem Arzt diagnostiziert wurde, erklärt Anja Schwalfenberg. Allerdings hat jede Kasse ihre eigenen Regeln:
    "Sie sollten vor dem Kauf mit der Kasse sprechen, wie das gehandhabt wird: ob die ihnen direkt ein Set zusenden oder aber ob es die Möglichkeit gibt, dass sie sich selbst ein Produkt aussuchen. Die privaten Kassen, da ist es in der Regel so, dass sie diese Produkte nicht übernehmen."
    Die Encasings werden über die Matratze und unter der Bettwäsche aufgezogen. Bettbezüge und Laken sollten zudem alle zwei Wochen gewechselt und bei mindestens 60 Grad gewaschen werden. Die Encasings sollten nicht öfter als drei bis viermal pro Jahr gewaschen werden, weil sie sonst ihre schützende Wirkung verlieren. Obendrein helfen regelmäßiges Lüften, häufiges Staubsaugen oder feuchtes Wischen der Böden. Und dennoch geht es manchmal nicht ohne ein Anti-Histaminikum, weiß die Allergieexpertin:
    "Die gibt es in Tablettenform, als Augentropfen oder eben auch als Spray für die Nase."
    Diese Medikamente gibt es rezeptfrei in der Apotheke. Sie helfen schnell und gut, aber eben nur vorübergehend. Deshalb raten Ärzte zu einer so genannten Hyposensibilisierung, weil die an der Ursache der Allergie ansetzt. Die Idee ist, dass das Immunsystem ganz langsam an die Substanz gewöhnt wird, auf die es grundlos so überreagiert. Dazu wird dem Allergiker über einen längeren Zeitraum – meist mehrere Jahre – das Allergen entweder als Tablette, als Tropfen oder als Spritze verabreicht. Auch der zwölfjährige Mike bekommt seit einigen Wochen diese Therapie, erzählt seine Mutter.
    "Er bekommt Spritzen. Die verträgt er auch relativ gut. Ja, wir hoffen, dass es dann ab nächstem Jahr schon ein bisschen besser wird."
    Allergie ernst nehmen, bevor sie sich zum Asthma auswächst
    Bei manchen Betroffenen hilft die Hyposensibilisierung so gut, dass sie für lange Zeit komplett beschwerdefrei sind. Bei anderen mildert sie zumindest die Symptome, und wieder andere spüren überhaupt keinen positiven Effekt. Klar ist aber, wer eine Hausstaubmilbenallergie hat, der sollte das ernst nehmen. Denn bei kaum einer anderen Allergie ist das Risiko so groß, dass aus dem lästigen Dauerschnupfen chronisches Asthma wird, betont Anja Schwalfenberg vom Deutschen Allergie- und Asthmabund:
    "Das Schlimme ist, es ist ein ganzjähriges Allergen und das Risiko, ein Asthma dadurch zu bekommen, ist nochmals größer, als wenn man nur eine saisonale Allergie hat, also eine Pollenallergie."