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Hautreizung
"Juckreiz ist schlimmer als Schmerzen"

Reaktion auf Chlor, Salz und Sonne im Urlaub oder ernsthafte Erkrankung - warum die Haut juckt, ist nicht immer leicht zu bestimmen. In der Universitätshautklinik Münster können sich Betroffene ausführlich untersuchen lassen.

Von Renate Rutta | 03.06.2014
    Ein Mann kratzt sich die Haut am Rücken am Freitag (17.09.2010) in der Poliklinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Münster (UKM).
    Für einen Juckreiz kann es viele Gründe geben - nicht alle sind leicht auszumachen. (picture-alliance/dpa/ Friso Gentsch )
    "Der Juckreiz kommt. Erst sticht es in der Haut und dann fängt es fürchterlich an zu jucken."
    Daniela ist Anfang 30 und leidet seit dem letzten Sommerurlaub vor einem dreiviertel Jahr an Juckreiz. Sie dachte zuerst,
    "Dass es eine Mallorca-Akne ist, also von der Sonnencreme, Chlorwasser, Salzwasser, dass es davon kommt."
    Mittwochvormittag, Kompetenzzentrum Chronischer Pruritus an der Universitätshautklinik Münster. Ihr Hautarzt konnte Daniela nicht helfen, der Juckreiz blieb und deshalb ist sie jetzt seit zwei Tagen hier und wird untersucht.
    "Gestern haben wir einmal diesen Atemtest durchgeführt."
    Die erste Untersuchung hat eine erste Spur ergeben, sagt Dr. Nina Magnolo. Daniela verträgt offenbar den Zuckeraustauschstoff Sorbit nicht.
    "Da haben Sie eine Substanz bekommen und haben dann ausgeatmet. Und da hat man festgestellt, dass Sie eine sogenannte Sorbitintoleranz haben. Haben Sie das selbst bemerkt?" – "Habe ich nicht." – "was hatten Sie gestern für Symptome?" – "Geschwollene Augen und es wurde sehr rot unter den Augen" – "Das kann auch schon eine Ursache sein, die mit Juckreiz verursachen kann."
    "Der Juckreiz ist schlimmer als Schmerzen. Gegen Schmerzen kann man was tun aber dieses Jucken ist schlimm."
    "Damit ich mich nachts nicht blutig kratze, ziehe ich Baumwollhandschuhe an. Und tagsüber probiere ich immer, meine Hände unter Kontrolle zu haben, dass ich nicht dauernd kratze. Das ist sehr schwierig. Man kratzt sich und kratzt sich am Kopf, unter den Armen, überall, nein durch das Kratzen wird es nicht besser."
    Wichtig ist, so die Ärztin, die Ursache für den Juckreiz zu finden.
    "Bei Ihnen haben wir jetzt mehrere Ansatzpunkte, einmal die Neigung zu Neurodermitis, dann eben die Sorbitintoleranz und der Rest wird sich im Laufe der Woche zeigen."
    Dann folgen nämlich weitere Untersuchungen, unter anderem der inneren Organe.
    "Ob da alles in Ordnung ist. Da wird morgen nochmal ein Röntgen und eine Ultraschall gemacht. Laktoseintoleranz wollen wir ausschließen. Dann wollen wir gucken, ob im Magen ein Keim sitzt, Helicobacter pylori, der auch mal Juckreiz auslösen kann."
    Außerdem haben die Ärzte bereits eine Blutuntersuchung gemacht.
    "Der eine sogenannte IGE-Wert ist stark erhöht, der lag bei 1.230, normal wäre 100. Das zeigt schon, dass Sie eine Veranlagung für Allergien haben."
    Deshalb ist Danielas Rücken bereits mit kleinen Pflastern verklebt: Auf die Haut sind unter anderem Duftstoffe und Konservierungsmittel aufgetragen worden. Nach zwei Tagen schauen die Ärzte nach, ob sich Reaktionen auf der Haut zeigen. Auch am Unterarm wurden für Allergietests mit kleinen Lanzetten verschiedene Substanzen in die Haut eingebracht.
    "Auf einer Skala von null bis zehn, wenn zehn stark ist und null schwach, wie stark ist Ihr Juckreiz heute?" – "Neun." – "Neun, also sehr stark und an welchen Stellen ist das?" – "Im Gesicht, unter den Augen, unter den Armen und an den Beinen." – "Können Sie mir ein bisschen von Ihrer Haut zeigen, können Sie sich hinstellen und freimachen? – Im Gesicht sieht man deutlich diese Ekzeme und auch diese leichten Ödeme, diese Wasseransammlung, dann auch unter den Achseln sieht man Ekzeme, wo ist es noch am schlimmsten, zeigen Sie mal bitte." – "Das ist unter den Armen." – "Und die Arme, die Beugen, Ellenbeugen?" – "Geht im Moment." – "Ok, dann können Sie sich gerne wieder anziehen."
    "Was haben Sie denn für Erwartungen an unsere Klinik?" – "Dass Sie rausfinden, wo es herkommt – ja – dass es dann irgendwann mal aufhört und ich wieder unter Menschen gehen kann."