Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Heckler und Koch
Volle Auftragsbücher beim Waffenhersteller

Pistolen, Sturmgewehre und andere Handfeuerwaffen: Damit verdient die Firma Heckler & Koch ihr Geld - angefeindet von Friedensaktivisten, geschätzt von Bundeswehr und anderen Armeen. Auch wenn die Nachfrage beim Waffenhersteller gerade hoch ist, kämpft man dort noch immer mit einem riesigen Schuldenberg.

Von Uschi Götz | 12.07.2019
Ein Sturmgewehr des Waffenherstellers Heckler & Koch
Ein Sturmgewehr des Waffenherstellers Heckler & Koch (picture alliance / Patrick Seeger/dpa)
"Wir sind wieder auf Kurs!" Das sagte Vorstandschef Jens Bodo Koch gleich zu Beginn der Hauptversammlung in Rottweil. Man sei inmitten eines notwendigen Veränderungsprozesses stecken geblieben, die Auswirkungen seien vor allem in der Produktion spürbar gewesen. Der Abbau von Personal im Führungsbereich sowie eine optimierte Produktion trügen nun zur Wende bei.
Nach zwei verlustreichen Jahren konnte der Waffenhersteller das erste Halbjahr mit einem positiven Ergebnis abschließen, konkrete Zahlen für das Ergebnis nach Steuern wurden jedoch heute nicht genannt.
Die Nachfrage nach Waffen steigt derzeit
Der Umsatz ist demnach im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 15 Prozent auf rund 127 Millionen Euro gestiegen. Doch noch immer kämpft der Waffenhersteller mit einem Schuldenberg von über 200 Millionen Euro. Ein unbekannter Hauptaktionär half in der Vergangenheit mit Krediten in Höhe von über 80 Millionen Euro aus.
Für das Gesamtjahr sei man verhalten optimistisch, so Vorstandschef Koch.
Erstmals in der Geschichte des Unternehmens sind auch Pressevertreter bei der Hauptversammlung zugelassen. Dabei handelt es sich um eine kleine Runde von höchsten 50 Aktionären.
Offen für kritische Stimmen
Unter ihnen sind auch sogenannte kritische Aktionäre, wie der Rüstungsaktivist Jürgen Grässlin, der am Morgen die Unternehmensspitze ausdrücklich lobte:
"Anders als bei Rheinmetall, bei Daimler, bei Airbus, der Vorstand und der Aufsichtsrat von Heckler und Koch inzwischen bereit sind zur Kommunikation. Sie hören aufmerksam zu, sie haben auch schon im letzten Jahr schon sehr sachlich und tatsächlich ausführlich Stellung bezogen zu unseren Fragen. Und das eröffnet die Chance, dass wir gemeinsam in die Zukunft gehen."
Grässlin und mit ihm Mitglieder des Bündnisses "Aktion Aufschrei" hoffen auf den Beginn eines neuen Prozesses bei Heckler und Koch:
"Der sukzessive wegführt von der Waffenproduktion hin zu regenerativen Energiequellen und den Produkten der Medizintechnik oder Umweltechnik."
Ein Ex-General als Helfer hinter den Kulissen
Die Auftragsbücher des Waffenherstellers sind indes voll. Bestellungen aus dem In- und Ausland liegen vor, etliche Bundesländer orderten für ihre Polizisten Waffen aus Baden-Württemberg. Auch aus Ländern wie Frankreich, Norwegen und Litauen liegen millionenschwere Aufträge vor.
Harald Kujat, ehemaliger Generalinspekteur geht davon aus, dass Heckler und Koch auch das G 36 Nachfolgegewehr für die Bundeswehr produzieren wird. Noch wird über Ausschreibungsinhalte gestritten, doch vielleicht könnte Kujat hinter den Kulissen vermittelnd eingreifen. Denn der 77 Jährige soll heute von der Hauptversammlung zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt werden.
Ob der Kurs des Waffenherstellers stimmt, wird sich schon bald zeigen. Seit geraumer Zeit arbeitet die Belegschaft wöchentlich 2, 5 Stunden pro Woche mehr und das ohne Bezahlung. Friedensaktivist Jürgen Grässlin kennt das Unternehmen Heckler und Koch schon lange, er glaubt nicht an bessere wirtschaftliche Zeiten:
"Der Aktienkurs ist weiter gesunken, die Beschäftigten müssen unentgeltlich mehr arbeiten, also das Unternehmen steht an der Kante."
Die weitere Entwicklung des Waffenherstellers dürfte künftig weniger ein Geheimnis sein, zumindest versprechen das einige Schlussworte des Vorstandschefs heute: "Wir sind offen, wir sind transparent, wir sind zum Dialog bereit" sagte Jens Bodo Koch vor den Aktionären in Rottweil.