Mittwoch, 24. April 2024

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Heeresversuchsanstalt als Weltkulturerbe?
Weltbarbareierbe Peenemünde

Das Land Mecklenburg-Vorpommern erwägt, für das Historisch-Technische Museum in Peenemünde bei der UNESCO den Status als Weltkulturerbe zu beantragen. Zur Begründung heißt es: Auf der Insel Usedom habe die Raumfahrt ihre Anfänge genommen. Doch das ist falsch.

Von Dirk Lorenzen | 02.09.2021
US-Präsident John F. Kennedy (rechts) mit Wernher von Braun.
Erst unter Präsident Kennedy ging es für Wernher von Braun (Mitte) um zivile Raketen – die zum Mond (NASA)
Zwar ist auf Usedom 1942 erstmals eine Rakete in mehr als 80 Kilometer Höhe geflogen und damit der Grenze zum Weltraum nahegekommen. Doch beim Aggregat 4 ging es nicht um Raumfahrt. Diese Rakete trug später unter der Bezeichnung V2 Bomben unter anderem nach London.
Für die Herstellung kamen KZ-Häftlinge zum Einsatz, vor allem in den Stollen von Mittelbau-Dora im Harz. 20.000 Menschen wurden bei der Raketenproduktion getötet. Auch direkt in Peenemünde waren Tausende Zwangsarbeiter inhaftiert. Der Leiter des Peenemünder Raketenwaffen-Projekts, Wernher von Braun, beteuerte nach dem Krieg zwar stets, von der Zwangsarbeit nichts gewusst und keinerlei Einfluss darauf gehabt zu haben – doch das war eine Lüge. Wie Dokumente belegen, hat er oft Zwangsarbeiter angefordert oder gar selbst im KZ Buchenwald Häftlinge ausgewählt.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Anforderung weiterer Häftlingen durch Wernher von Braun auf der zweiten Seite desselben Briefes. Dies ist nur eines von vielen Dokumenten, die die Verstrickung in NS-Verbrechen belegen (Bundesarchiv)
Nach dem Krieg haben Wernher von Braun und viele andere geschickt die Fassade der unpolitischen Raketenkonstrukteure aufgebaut, die nur widerwillig für das Militär gearbeitet hätten. Diese Geschichtsfälschung hält sich hartnäckig. Denn von Braun und Co. ging es um Massenvernichtungswaffen – und nicht um den Mond. Peenemünde war damals kein Ort der Kultur, sondern der Barbarei.