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Heiligabend in Bethlehem
Alle hielten sich an die Friedens-Botschaft

Die jüngsten Gewaltausbrüche in den Palästinensergebieten überschatteten die Weihnachtsfeier in Bethlehem. Doch befürchtete Unruhen blieben in Bethlehem aus. Bei der Weihnachtsmesse erklangen Appelle für Frieden.

Von Benjamin Hammer | 25.12.2017
    Mitternachtsmesse an Heiligabend 2017 in Bethlehem in einer Kirche in der Westbank. Unter den Besuchern vorne links Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas.
    Mitternachtsmesse an Heiligabend 2017 in Bethlehem in einer Kirche in der Westbank. Unter den Besuchern vorne links Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas. (imago / ZUMA)
    Die Katharinenkirche in Bethlehem. Hunderte Gläubige aus der ganzen Welt drängten sich in dem verhältnismäßig kleinen Gotteshaus. In seiner Predigt sagte der Erzbischof von Jerusalem, Pierbattista Pizzaballa, dass er nicht lange über die Politik reden wolle. Doch der oberste Vertreter der katholischen Kirche im Heiligen Land hielt sich nicht an sein Vorhaben. Er könne sich vorstellen, dass man von ihm erwarte, über Jerusalem zu reden, sagte Pizzaballa.
    Vatikan: "Eine Einigung in Verhandlungen erzielen"
    Seitdem der US-Präsident Jerusalem als Hauptstadt von Israel anerkannt hat, kommt es in der Region zu schweren Unruhen. Kurz vor Heiligabend hatten sowohl Vertreter der Israelis, als auch die Palästinenser erneut betont, dass sie die Stadt für sich beanspruchen. Der Erzbischof erinnerte an die Haltung des Vatikan: Demnach sollen beide Seiten eine Einigung in Verhandlungen erzielen. Einseitige Festlegungen dürfe es bis dahin nicht geben.
    "Jerusalem ist eine Stadt des Friedens. Es gibt keinen Frieden, wenn jemand ausgeschlossen wird. Jerusalem ist unsere Mutter. Sie liebt alle ihre Kinder. Wenn ein Kind fehlt, dann kann die Mutter nicht in Frieden leben."
    Pizzaballa wandte sich auch an die internationale Gemeinschaft. Der Bischof forderte neue Visionen für eine Einigung zwischen Israelis und Palästinensern. Dies verlange von allen Seiten Mut.
    Reisewarnungen schlecht für Ladenbesitzer
    Der Palästinenser Bassem Giacaman glaubt nicht mehr, dass es zum Frieden kommt. Der Mut, von dem der Bischof spricht, hat ihn verlassen. Seit 1925 betreibt Giacamans Familie in der Altstadt von Bethlehem eine Fabrik für Olivenholzschnitzereien. Bis kurz vor Heiligabend hatte das Geschäft der Familie geöffnet. Doch es kamen kaum Touristen. Wegen der Ausschreitungen haben viele Länder ihren Staatsbürgern geraten, die palästinensischen Gebiete zu meiden.
    "Es ist schrecklich. Hier liegt sehr viel Olivenholz. Aber ich habe gar keine Abnehmer dafür. Wir arbeiten nur, weil es irgendwie weitergehen muss. Wenn es Zusammenstöße zwischen Israelis und Palästinensern gibt, dann sagen alle ihre Reisen ab."
    "Kein friedliches Weihnachtsfest"
    Die Hotelbetreiber in Bethlehem widersprechen dem Olivenholzschnitzer. Viele Hotels sind voller Pilgergruppen und ausgebucht. Doch Händler wie Giacaman profitieren vor allem von Tagestouristen, die aus Jerusalem anreisen. Von denen, sagt der katholische Palästinenser, kämen nur noch wenige. Und dann die Gewalt der vergangenen Wochen.
    "Das ist in diesem Jahr kein friedliches Weihnachtsfest. Wir feiern nicht richtig. Wenn es Ausschreitungen gibt, dann fühlt sich das einfach nicht wie Weihnachten an."
    "Die Freude des Herrn ist unsere Stärke"
    In seiner Weihnachtspredigt wandte sich der Erzbischof von Jerusalem an die Christen in der Region und damit auch an den Olivenholzschnitzer Giacaman.
    "Kirche des Heiligen Landes, fürchte Dich nicht. Es gibt viele Probleme. Aber Jesus wird auch in diesem Jahr geboren. Wenn Jesus das Leben hat, dann haben wir das Leben. Lasst uns nicht traurig sein. Die Freude des Herrn ist unsere Stärke."
    Nach der Messe legte der Erzbischof eine Figur des Jesuskindes in die Geburtsgrotte von Bethlehem. Jesus Christus sei der Friedensfürst. An Heiligabend hielten sich alle Bewohner von Bethlehem an die Botschaft des Bischofs. Es blieb friedlich.