Heinrich VI., König Lear und die SterneShakespeares Spott über die Astrologie
Die Werke von William Shakespeare haben oft Bezüge zum kosmischen Geschehen. Anfangs geht es meist um Sterndeuterei, später hat sich der Blick des Autors auf das All deutlich gewandelt.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Shakespeare macht klar, dass eine Mondfinsternis einfach nur schön ist, aber nicht unser Schicksal beeinflusst (NASA)
In Shakespeares Drama "Heinrich VI." aus dem Jahr 1592 spielt die Astrologie noch eine große Rolle: "Kometen künden Zeit- und Staatenwechsel. Geißelt die bösen Sterne, die eingestimmt zu des Königs Tod!"
Aber schon sieben Jahre später in "Julius Caesar" hat sich die Haltung geändert. Cassius jedenfalls hält nichts von der Macht der Gestirne: "Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister. Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus, durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge."
"Das ist die tollste Narrheit dieser Welt"
Das Sternbild Ursa Maior, Großer Bär, wird in Shakespeares Stück „König Lear“ genannt (International Astronomical Union (IAU))
Und in der Tragödie "König Lear" aus dem Jahr 1606 hat William Shakespeare nur noch Spott übrig für die Sterndeuterei. Als Graf Gloucester fürchtet "Jene letzten Verfinsterungen an Sonne und Mond weissagen uns nichts Gutes.", kontert sein Sohn Edmund:
"Das ist die tollste Narrheit dieser Welt: Geht es einmal schlecht mit unserm Glück, schieben wir die Schuld auf Sonne, Mond und Sterne, als wenn wir Schurken wären durch himmlische Einwirkung, Lügner und Ehebrecher durch planetarischen Einfluss!"
Im "König Lear" nennt Shakespeare erstmals konkrete Himmelsobjekte, etwa die Plejaden oder den Großen Bären. Doch eine Wirkung auf unser Schicksal misst er ihnen nicht mehr zu:
"Eine herrliche Ausflucht für den Liederlichen, seine hitzige Natur den Sternen zur Last zu legen!"