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Helmut Lachenmann
Die Rolle des Komponisten in der Gesellschaft

Das bürgerliche Musikleben und seine Vorstellung von Schönheit sind von kaum einem anderen Komponisten in den vergangenen Jahrzehnten so vehement attackiert worden wie von Helmut Lachenmann.

Helmut Lachenmann im Gespräch mit Raoul Mörchen | 25.12.2016
    Komponist und Kompositionslehrer Helmut Lachenmann kommt zur Verleihung des 7. Deutschen Musikautorenpreises am 21.05.2015 in Berlin. Der Preis wurde 2009 von der GEMA ins Leben gerufen und wird in zehn Kategorien verliehen. Foto: Jörg Carstensen/dpa
    Komponist und Kompositionslehrer Helmut Lachenmann (picture alliance / dpa / Jörg Carstensen)
    Das genießerische Hören und der hedonistische Kulturkonsum waren Lachenmann schon früh suspekt: Er witterte darin einen sozialen Mechanismus, der dazu dient, sich in bestehende Verhältnisse zu fügen – statt sie kritisch zu hinterfragen und sie zum Besseren zu wenden.
    Lachenmanns Musik versucht seit einem halben Jahrhundert mit radikalen Mitteln, Schönheit als Erfahrung von Freiheit zu retten und sie so zum Komplizen zu machen von gesellschaftlicher Aufklärung. Lange für seine kompromisslose Haltung angefeindet, gilt der 1935 in Stuttgart geborene Helmut Lachenmann heute als einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart.
    Doch trotz und vielleicht wegen seines Erfolges bleibt er skeptisch: Skeptisch gegenüber der Gesellschaft, aber auch skeptisch gegenüber den Möglichkeiten der Kunst, in diese Gesellschaft unmittelbar hinein zu wirken oder sie gar positiv zu verändern.
    Raoul Mörchen hat mit Helmut Lachenmann über Hörerlebnisse, die Rolle des Komponisten und dessen gesellschaftliche Verantwortung gesprochen.