Freitag, 19. April 2024

Archiv

Herbstgeschichte
Familiendrama mit Walfisch

Die Figuren des Herbsthimmels, die sich jetzt gegen 23 Uhr im Süden zeigen, enthalten nur sehr wenige helle Sterne. Der auffallendste ist im Südosten Diphda, der zum Sternbild Walfisch gehört und auch als Deneb Kaitos bekannt ist.

Von Dirk Lorenzen | 28.10.2019
Perseus, der Held mit dem Haupt der Medusa, und die angekettete Andromeda in einer historischen Darstellung
Die Herbst-Saga am abendlichen Südhimmel mit Kepheus, Kassiopeia, Perseus, Andromeda und Walfisch. (Bode)
Der Walfisch, lateinisch Cetus, stand in der griechischen Mythologie für das Meeresungeheuer Ketos. Der Meeresgott Poseidon hatte es ausgesandt, um die Strände eines alten Königreiches zu terrorisieren – grob im Bereich des heutigen Libanon.
Dessen Königin Kassiopeia hatte nämlich öffentlich behauptet, schöner als die Meerjungfrauen, die Nereïden, zu sein. Die sannen auf Rache und animierten Poseidon, das Ungeheuer zu schicken.
Ein Orakel verkündete, der schreckliche Ketos sei nur durch ein Menschenopfer zu besänftigen. Kassiopeia und ihr Mann Kepheus sollten ihre gemeinsame Tochter Andromeda dem Ungeheuer zum Fraß vorwerfen, um Schaden vom Land abzuhalten.
Auch in der Antike kannte man das Happy-End: Andromeda war schon an einen Felsen gekettet, als im letzten Moment der griechische Held Perseus vorbei kam, das Meeresungeheuer zu Stein verwandelte und in den Fluten versinken ließ, die schöne Andromeda befreite und sie heiratete.
Am Herbsthimmel stehen die Figuren dieser Familiensaga eng beieinander: Kepheus und Kassiopeia, Perseus und Andromeda – und eben der Walfisch, das unscheinbarste unter diesen fünf Sternbildern.
Das aber wiederum ist kein Wunder, denn auch das angrenzende Sternbild Fische enthält nur blass leuchtende Sterne: Tiere sind unter Wasser eben kaum zu erkennen.