Herpes-Infektionen bei Pferden"Es ist weltweit kein Impfstoff da"
Im Reitsport gibt es Sorgen um die Gesundheit der Pferde wegen eines Herpesvirus, der sich vom spanischen Valencia aus verbreitet hat. Impfungen könnten helfen. Kurzfristig gibt es aber gar keinen Impfstoff, berichtet Tierärztin Christine Fuchs im Dlf. Sie versorgt aktuell Tiere in Valencia.
Hören Sie unsere Beiträge in der Dlf Audiothek- Ein Pferd wird auf das Herpesvirus getestet (IMAGO / ZUMA Wire)
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Der Reitsport steht still. Bis Ende März sind in Deutschland und in diversen anderen Ländern alle Turniere abgesagt. Nicht wegen Corona, sondern wegen eines anderen Virus: dem Equinen Herpesvirus.
Die Herpesinfektion sei schwer zu erkennen, erklärt Tierärztin Dr. Christine Fuchs. Erst bekämen die Tiere Fieber, das man problemlos behandeln könne. Erst später zeigten sich neurologische Probleme.
Mehrere tote Pferde nach Infektion
Die Symptome sind unterscheidlich stark, von einer leichten Veränderung des Gangbildes bis zum völligen Kontrollverlust über die Beine. Teilweise konnten Pferde nicht mehr aus eigener Kraft stehen, mussten mit Kränen aufgerichtet werden. Mehrere Pferde sind bereits an den Folgen der Infektion verstorben.
(IMAGO / Belga)Aggressives Herpes-Virus - Reitsport stellt Betrieb weitestgehend ein
Bei einer Turnierserie in Valencia ist ein aggressives Herpes-Virus ausgebrochen, das inzwischen schon auf mehreren Kontinenten festgestellt wurde. Ähnlich wie beim Coronavirus versucht der Pferdesport nun durch radikale Maßnahmen, die rasche Verbreitung des Virus in den Griff zu bekommen.
Das Virus befalle bei einigen Tieren das Rückenmark. "Und da verursacht es meines Wissens nach eine Gefäßentzündung, so dass im Prinzip das Rückenmark nicht mehr genug durchblutet wird."
"Man hätte früher isolieren müssen"
Das Virus brach zuerst bei einer Turnierserie in Valencia aus. An den Zuständen dort gibt es massive Kritik.
Die sei für sie nachvollziehbar, sagt Fuchs. Sie reiste erst nach Valencia, als die Herpesfälle bekannt waren, um dort zu helfen. Umstände und Versorgung seien seitdem sehr gut. "Aber definitiv hätte man in irgendeiner Weise früher isolieren müssen oder konsequenter. Das ist auf jeden Fall klar."
Zu den generellen Vorgaben für die Unterbringung der Pferde bei Turnieren sagt Fuchs, dass mangelnde Frischluftzufuhr eher nicht das Problem gewesen sei. Sie hält die Mindestgröße für die Boxen für etwas zu klein und sieht speziell in Valencia das Problem von zu vielen Übertragungsmöglichkeiten:
"Was hier ist: Es gibt ein großes Stallzelt für alle Pferde. Und das ist bei anderen Turnieren teilweise anders geregelt. Wenn man mehrere, kleine Stallzelte hat, und auch nur bestimmte Leute Zugang zu diesen Zelten haben, dann hat man einfach die Verbreitung durch den Menschen nicht so stark. Und ich denke, dass das hier unter anderem zu diesem Massenausbruch geführt hat."
Impfungen helfen, sind aber nicht verfügbar
Um den Ausbruch nun zu kontrollieren, obwohl schon mehrere Tiere abgereist sind und das Virus weiterverbreitet haben, sieht Fuchs klassische Hygienemaßnahmen, die Isolation von Pferden und Tests als gutes Mittel an. Langfristig sei auch die Impfung der Pferde eine gute Möglichkeit, die etwa der Verband Deutscher Galopp nun verpflichtend macht.
"Dennoch haben wir im Moment das Problem, dass überhaupt kein Herpesvirus-Impfstoff - soweit ich weiß, sogar weltweit - verfügbar ist. Weil generell relativ wenig geimpft worden ist und jetzt plötzlich der ganze Impfstoff gekauft wird. Und jetzt ist keiner da. Was teilweise auch für diejenige ein Problem ist, die die ganze Zeit geimpft haben, die jetzt nicht weiterimpfen können. Also kurzfristig ist das alles ein bisschen schwierig, generell halte ich es aber für eine gute Maßnahme."
An ein Problem für die Reitwettbewerbe bei den Olympischen Spielen in Tokio glaubt Fuchs nicht. Mit Nachverfolgung und Tests kann man aus ihrer Sicht die Infektionen in den Griff bekommen.