Dienstag, 16. April 2024

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Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Regelmäßiger Sport senkt den Blutdruck

Die PräFord-Studie untersucht, ob und wie sich regelmäßige sportliche Aktivität bei Risikopatienten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen auswirkt. Unter anderem lässt sich dadurch hoher Blutdruck dauerhaft senken. So wie bei einem 80-jährigen Studienteilnehmer. Er braucht heute gar keine Blutdrucktabletten mehr.

Von Barbara Weber | 20.03.2018
    Eine Gruppe von Rentnern walkt mit Nordic-Walking-Stöcken auf einem Weg durch einen Wald.
    Neben der sportlichen Betätigung unterstützt auch der soziale Kontakt das körperliche Wohlbefinden (dpa/picture alliance/Felix Kästle)
    "130 zu 70."
    Deutsche Sporthochschule Köln. Neun Männer strampeln auf den im Kreis aufgestellten Ergometern. Die betreuende Ärztin Jasmin Pullankavumkal misst den Blutdruck.
    "Die nehmen alle Blutdrucksenker. Ich nehme keine. Gar nichts an Medikamenten."
    Eckart Kraus ist 80 Jahre alt.
    "Seitdem ich hier die Adipositas-Gruppe besucht habe, gar nichts mehr, brauche ich nichts mehr. Da habe ich 22 Kilo abgenommen."
    Das war auch notwendig, meint der Pensionär.
    "Ich hatte Bluthochdruck, Blutfettwerte zu hoch, Entzündungswerte zu hoch. Ich hatte eine Thrombose und eine Lungenembolie."
    Vom Risikopatietnen zum motivierten Freizeitsportler
    Alle, die hier in die Pedale treten, waren einmal Risikopatienten und haben im Rahmen von Studien mit dem Sport angefangen. Inzwischen sind sie schon seit Jahren dabei. Heute fehlen einige – es ist halt Grippesaison.
    "Dann sind jetzt alle angeschlossen, alle vermessen mit Blutdruck."
    Jeder in der Gruppe ist mit einem kleinen Sender ausgestattet, der die Werte misst.
    "Los geht’s!"
    Radeln für die Wissenschaft
    Gemeinsam mit der Ärztin sitzt die Diplomsportlehrerin Ute Haas vor einem Bildschirm.
    "Wir haben hier ein telemetrisches System, mit dem die Ergometer gesteuert werden, auch von der Leistung und von der Dauer. Und unsere Aufgabe ist, nach Herzrhythmus-Störungen zu gucken während die Leute sich belasten.
    Und wir kontrollieren das fortlaufend, wir kennen die Werte, weil die Leute schon viele Jahre kommen. Aber so hat man absolute Sicherheit."
    Von jedem Teilnehmer werden Herzfrequenz und EKG-Kurve auf dem Monitor angezeigt.
    "Dann können wir sehen, welche Leistung derjenige fährt. Hier zum Beispiel der Herr Wolf, der fährt ein kleines Intervalltraining. Er wechselt immer in der Last-Zeit zwischen 50 Watt und 70 Watt. Wir können die Drehzahl sehen und auch, wie viel Kilometer derjenige in diesen etwa über 30 Minuten auf dem Ergometer zurücklegt, ja fiktiv, das ist natürlich nicht das Gleiche wie auf der Straße."
    Sport verbindet
    Während des Trainings wird munter geplaudert, über die großen und kleinen Wehwehchen, über die Enkel und über alles, was den Alltag so ausmacht.
    "Ich muss ehrlich sagen, dadurch dass ich Sport mache, hat sich enorm viel bei mir getan gesundheitlich: im Laufen, im Gehen. Ich bin jetzt 80 Jahre alt. Im Verstehen, im Umgang mit Menschen – das ist schon großartig!"
    Plötzlich geht die Tür auf und Professor Hans-Georg Predel kommt in den Trainingsraum in der elften Etage.
    "Ja, das ist ewig her, das stimmt. Ich muss erst mal zur Luft kommen, ich bin jetzt gerade alle Treppen hochgelaufen."
    Man kennt sich. Die Meisten im Raum kommen schon seit Jahren hierhin:
    "Die Gruppe hat sich im Wesentlichen rekrutiert aus den Teilnehmern, die im Rahmen der eigentlichen PräFord-Studie, dieses 15-wöchige, berufsbegleitende Lebensstilprogramm, bei uns durchgeführt haben."

    Sagt der Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin an der Deutschen Sporthochschule.
    "Und die dann, am Ende der Studie gesagt haben, wir wollen gern weitermachen,…"
    Nicht nur weil sie sich besser fühlten, sondern auch, weil das kürzlich veröffentlichte Ergebnis sie überzeugte: Durch den Sport und die Ernährungsumstellung beobachteten die Wissenschaftler erheblich weniger Schlaganfälle und Herzinfarkte als in der Kontrollgruppe.
    "Das war zunächst in unserem Budget nicht vorgesehen, aber wie das im Rheinland so ist, die Damen und Herren haben sich dann zusammengetan und haben ihre Trainerin selbst engagiert."
    Letztendlich konnte die Kostenfrage geklärt werden mit dem Ergebnis, dass die wissenschaftliche Begleitung weitergeht. Einige Minuten muss Eckart Kraus noch treten. Dann hat er sein Soll erfüllt und geht an die Kraftmaschinen, um seine Muskelkraft zu verbessern.
    "Als ich pensioniert wurde, habe ich gesagt: Da hat hinterm Schreibtisch nur ein Kopf gesessen, der Körper war einfach immer nur da, der stand mir immer zur Verfügung. Der wurde immer dicker."