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Herzensangelegenheit Schokoladenkonsum

Medizin. - Naschkatzen plagt oft schlechtes Gewissen. Das Ergebnis mehrerer neuer Studien dürfte dieses etwas beruhigen: Wer nämlich regelmäßig zu Schokolade und Kakaoprodukten greift, beugt damit vermutlich zu einem gewissen Grad Herzerkankungen vor.

Von Volker Mrasek | 29.08.2011
    Wer regelmäßig Schokolade isst, kann sein Risiko für Herzerkrankungen und Schlaganfall um rund ein Drittel senken. Das ist die Kernaussage der neuen Untersuchung. Die Autoren leiten das aus den neuesten wissenschaftlichen Studien zum Thema ab. Der Mediziner und gebürtige Kolumbianer Oscar Franco, der an der Universität Cambridge in England lehrt:

    "Eine Risiko-Minderung um ein Drittel, das ist sehr, sehr viel. Unsere Ergebnisse sind insofern vielversprechend."

    Franco und seine Kollegen wählten insgesamt sieben Studien aus und bewerteten sie zusammenfassend in einer sogenannten Meta-Analyse. Die Arbeiten wurden innerhalb der letzten fünf Jahre veröffentlicht und stammen vor allem aus Europa und Nordamerika. Bei den meisten handelt es sich um Kohorten-Studien. Ihre Teilnehmer gaben an, wie häufig sie Schokolade oder Kakao zu sich nehmen. Zugleich wurde bei ihnen das Auftreten verschiedener Herzerkrankungen protokolliert. Die Studien liefen bis zu 16 Jahre lang, mehr als 100.000 Probanden nahmen daran teil.

    In der Auswertung zeigte sich ein positiver Effekt auf die Herzgesundheit bei hohem Schokolade-Konsum. Doch was "hoch" genau bedeutet, kann selbst Mediziner Franco nicht genau sagen:

    "Hoher Konsum, das heißt: mehr als zweimal Schokolade pro Woche. Wir können aber nicht sagen, ob es da um ganze Tafeln oder nur um Stücke geht. In den Studien wurde nur nach der Häufigkeit des Verzehrs gefragt und nicht nach der Menge. Man muss auch sagen. Wir sind noch in einem frühen Stadium der Forschung. Wir brauchen mehr experimentelle Studien, in denen Leute exakte Mengen Schokolade bekommen, um zu sehen, ob sich der positive Effekt bestätigen lässt."

    Auch das Risiko für Diabetes senkt Schokolade unter Umständen um knapp ein Drittel. Allerdings stammt dieses Ergebnis nur aus einer einzigen Studie, die in Japan lief.

    Interessant auch: Milch scheint die positive Wirkung von Schokolade und Kakao zu mindern, wie die Forscher sagen ...

    "Schokolade enthält viele Stoffe, die einen positiven gesundheitlichen Effekt haben können. Da sind Substanzen, die antioxidativ wirken, oder auch Flavonole. Bei diesen Naturstoffen hat sich gezeigt, dass sie den Blutdruck senken und die Zirkulation in unseren Adern fördern. Wichtig ist: Es gibt nicht den einen Inhaltsstoff, der eine positive Wirkung hat, sondern eine Vielzahl von Verbindungen. Es geht hier um Schokolade als Ganzes!"

    Trotz allem würde Oscar Franco nicht unbedingt dazu raten, jetzt auf Teufel komm raus Schokolade-Tafeln und -riegel zu verputzen. Die mögen zwar das Herz schonen, sind aber auch sehr energiereich und können ein anderes gesundheitliches Risiko erhöhen - das für Übergewicht. Schokolade enthält nämlich reichlich Fett und Zucker. Zu empfehlen sei auf jeden Fall nur ein moderater Konsum ...

    "Wir können Schokolade leider nicht essen, ohne Zucker und Fett zu uns zu nehmen. Es ist deshalb eine Herausforderung für die Industrie, den Zucker- und Fettgehalt zu reduzieren. Schokolade würde dadurch gesünder, und die Leute könnten sie in größeren Mengen essen, ohne dass sich ihr Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit erhöhte."

    Die Frage ist natürlich, ob solche Produkte dem Verbraucher dann noch schmecken. Aber man kann es ja mal ausprobieren. Hier und da ist fettreduzierte Diätschokolade schon auf dem Markt.