Archiv


Herzschrittmacher und Hüftgelenke

Seit Jahren bemüht sich die Politik um Kosteneinsparungen im Gesundheitswesen. Zwar hat sie dabei in erster Linie die Pharmaindustrie im Blick. Doch auch die deutschen Medizintechnikhersteller bekommen den Kostendruck zu spüren.

Von Helmut Frei | 13.08.2006
    Klinikärzte unter sich. Weder in der Streikfront für bessere Arbeitsbedingungen und höheren Lohn, noch als unnahbare Halbgötter in Weiß. Nein, diesmal bei einer Weiterbildung in einem Schulungszentrum. Zwölf Operationstische stehen nebeneinander. An jedem Platz das übliche OP-Inventar einschließlich des grünen Tuches, das im Klinik-Ernstfall einen Menschen bedecken würde. Darunter nun ein totes Schwein, das noch warm ist. Denn viele lebenswichtige Organe der Schweine gleichen denen der Menschen. Ein berufserfahrener Chirurg und eine Kollegin versuchen, einige Gefäße mit Gas aufzupumpen und durch diese dann eine feine Kanüle zur Schilddrüse zu schieben:

    "Wir wollen einem Schwein endoskopisch die Schilddrüse entfernen, haben aber ein bisschen Probleme hier mit dem Gas."

    "Wenn wir es gut können, wollen wir es am Patienten einsetzen."

    Der Chirurg, der endoskopisch arbeitet, verschafft sich mit Hilfe kleiner Schnitte Zugang zu Organen des Patienten, um diese dann zu operieren. Früher blieb nur die Möglichkeit, den Körper zu öffnen, auch den Kopf, wenn dort ein Blutgefäß zu platzen drohte. Mittlerweile gibt es dafür eine andere Möglichkeit, wie Michael Ungethüm berichtet, der Chef der Firma Aesculap. Ein Traditionsbetrieb im württembergischen Tuttlingen, einer Landstadt unweit des Bodensees. Das Unternehmen betreibt auch das Kongress- und Weiterbildungszentrum Aesculapium. Dort lernen Ärzte aus aller Welt neue Verfahren, wie man zum Beispiel die Schilddrüse entfernen oder die Gefahr eines platzenden Blutgefäßes im Gehirn bannen kann:

    "Heute gibt es schon Verfahren, wo mit einem Katheder, der in der Leistengegend eingeführt wird, der bis hoch gefahren wird in den Kopf, und dann die Kathederspitze mit einem kleinen Metallknäuel, welches dann praktisch glühend gemacht wird, zu einer Kokulation des Blutes führt in dieser Ausbuchtung und somit eine operative Behandlung komplett überflüssig ist. Aber auch da ist es so: Es geht nicht bei jedem Patienten."
    Kliniken können sich also nicht nur auf neue Verfahren stützen, sondern müssen auch konventionelle Operationstechniken bereit halten. Die moderne Schlüssellochchirurgie ergänzt die herkömmliche Chirurgie, ersetzt sie jedoch nicht. Die medizintechnische Industrie profitiert davon, wenn Kliniken zweigleisig fahren und sowohl in altbewährte als auch in neue Technologien investieren müssen.

    Anderseits zahlt es sich für Kliniken wie Krankenkassen aus, wenn durch neue Verfahren die Genesung beschleunigt und die Dauer eines Krankenhausaufenthaltes verkürzt wird. Es bleibt schwierig, Kosten und Nutzen von Investitionen in die medizintechnische Ausstattung von Kliniken gegeneinander abzuwägen, wie Michael Ungethüm am Beispiel der Endoskopie erläutert:

    "Also es ist ein großer Nutzen volkswirtschaftlich, betriebswirtschaftlich häufig für die Häuser eher nicht. Es ist es manchmal sogar teurer ein derartiger Eingriff, aber eben der große Vorteil: Kleinerer Schnitt heißt weniger Blutverlust, schnellere Heilung, weniger Medikamente, weil man weniger Schmerzen hat. Insbesondere aber ist der volkswirtschaftliche Nutzen zu sehen, weil die Patienten wesentlich früher in den Arbeitsprozess wieder integriert werden."

    Mit 2500 Beschäftigten ist Aesculap die größte Fabrik in Tuttlingen. Aesculap gehört zum Konzern B. Braun im hessischen Melsungen und beschäftigt weltweit an die 6000 Menschen. Tuttlingen ist ein Weltzentrum der Medizintechnik. In der Gegend gibt es 450 Betriebe dieser Branche, einschließlich spezialisierter Ingenieurbüros und anderer Dienstleister.

    Ein Produktionsschwerpunkt bei Aesculap sind künstliche Hüftgelenke. Die Geschichte der Firma beginnt 1895. Nach 1900 kommt es in Tuttlingen und Umgebung zu weiteren Firmengründungen. Langsam formt sich das Berufsbild des Chirurgiemechanikers. 1945 wird die Firma Karl Storz gegründet, die sich zum weltweit führenden Hersteller im Bereich der Endoskopie entwickelt. Im Umkreis der beiden Lokalgrößen Aesculap und Storz entstehen weitere Firmen. Oft beginnt ihre Geschichte als Garagenbetrieb oder in einer Tüftlerwerkstatt, oft gehören sie keinem der Verbände der medizintechnischen Industrie an.

    Derzeit sind in Deutschland mehr als 1200 Medizintechnik-Hersteller statistisch erfasst. Sie haben 88.000 Beschäftigte, ihr Umsatz lag im vergangenen Jahr bei insgesamt knapp 15 Milliarden Euro. Während in Frankreich und anderen europäischen Ländern große Konzerne die Szene beherrschen, ist die medizintechnische Industrie in Deutschland nach wie vor mittelständisch geprägt.

    Darüber kann auch Siemens Medical Solutions nicht hinwegtäuschen. Weltweit sind in diesem Bereich von Siemens, der sich durch ein hohes Wachstum bei Umsatz und Gewinn auszeichnet, 33.000 Menschen beschäftigt, davon allerdings nur 8500 in Deutschland. Insgesamt erzielten die deutschen Hersteller von medizintechnischen Produkten 2004 einen Umsatzzuwachs von neun Prozent. Der geht jedoch ausschließlich auf das Konto des Auslandsgeschäfts, während der Umsatz im Inland um zwei Prozent zurückging.

    Die Exporterfolge sind ein langjähriger Trend, der unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Firmen, die mit Hightechprodukten wie Computertomographen der jüngsten Generation oder mit den modernsten Geräten für endoskopische Untersuchungen und Operationen aufwarten, konnten Exportanteile von über 50 Prozent erreichen. Ganz anders die Situation der Hersteller eher konventioneller Produkte der Medizintechnik. Ihnen fällt es zunehmend schwer, sich auf dem Weltmarkt gegen die Flut an chirurgischen Instrumenten aus fernöstlichen Ländern wie Indien, Pakistan und China zu behaupten. Die Konkurrenz aus Billiglohnländern bietet Skalpelle, Klammern, Zangen und selbst Ultraschallgeräte inzwischen zu Preisen an, die auch Ärzte in manchen europäischen Ländern schwach werden lassen.

    Beispiel Krankenhausbetten: Die Völker AG mit Sitz in Witten kann für sich in Anspruch nehmen, bei Klinikbetten Marktführer in Deutschland zu sein. In 25 europäischen und außereuropäischen Ländern arbeitet das Unternehmen mit Partnern zusammen. Ein Großauftrag über die Lieferung von 28.000 Klinikbetten nach Saudi Arabien wird wie ein Sechser im Lotto gefeiert. Im Inland bestückt Völker das Augsburger Klinikum mit 1300 Krankenhausbetten.

    Das Grunddilemma bleibt: Zwischen 1990 und 2004 ging hierzulande die Zahl der Krankenhausbetten von 686.000 auf 531.000 zurück. Das ist nicht zuletzt eine Folge der Kostendämpfung im Gesundheitswesen. Was die Kliniken betrifft, geht es dabei vor allem um die Senkung der Personalkosten, die den Löwentanteil der finanziellen Aufwendungen ausmachen, während die Kosten für medizintechnische Investitionen keine zehn Prozent betragen. Trotzdem wird auch daran gespart.

    Eine Trendwende ist nicht in Sicht, und so muss auch die Firma Völker den sinkenden Bedarf an Krankenhausbetten durch Aufträge für Pflegebetten in Einrichtungen wie Altenheimen ausgleichen. Der Exportanteil beträgt bei Völker 35 Prozent. Das Inlandgeschäft dominiert.

    Frank Birkholz hat das Münchner Unternehmen Birkholz und Partner gegründet. Es berät Krankenhäuser. Birkholz sieht die Perspektiven der heimischen Medizintechnik-Industrie nicht ganz so zuversichtlich, wie es die Branche gerne darstellt. Als eine der Ursachen diagnostiziert er die marode Situation des deutschen Gesundheitssystems. Beispiel Kernspintomographie, die in Fachkreisen auch unter dem Kürzel MRT bekannt ist. Dabei handelt es sich um ein Verfahren, das mit Hilfe magnetischer Felder krankhafte Veränderungen im Körper sichtbar macht.

    "Wenn wir bei den bedeutenden europäischen Unternehmen wie Siemens und Philipps sind, dann stelle ich zunehmend fest, dass Beispiele für innovative Lösungen, die sich in Form von medizinischen Bildern ausdrücken. Also Sie schauen sich zum Beispiel eine Darstellung der Gefäße mittels MRT an, aus dem europäischen Ausland kommen. Wo ich dann auch nachfrage und sage: Ja, wie kommt das jetzt, dass da etwas aus Italien kommt oder aus Spanien kommt? Und das liegt ganz einfach daran, dass es uns in Deutschland immer schwerer fällt. Und wir sehen das ja von der planerischen Seite, dem technologischen Fortschritt zu folgen. Und das sehen Sie auch daran, dass in deutschen Krankenhäusern zunehmend gebrauchte Systeme gekauft werden. Also wir haben geradezu einen Gebrauchtmarkt, der sich in Deutschland etabliert. Und viele, viele Kliniken in Deutschland kaufen bereits heute derartige Systeme. Selbst vor fünf Jahren wäre das undenkbar gewesen."

    Nachholbedarf bei der medizintechnischen Ausstattung sieht auch Gunter Helzle vom Servicezentrum für die 33 deutschen Sana-Kliniken. Dieser Verbund umfasst unter anderem Spezialkrankenhäuser wie die Sana-Herzklinik in Stuttgart, aber Sana betreut auch eine Reihe öffentlicher Krankenhäuser, die nicht zur Gruppe gehören:

    "In den öffentlichen Häusern ist es schon so, dass die Medizintechnik, die vorhanden ist, zunehmend überaltert, dass Investitionsstaus aufgelaufen sind, die - selbst wenn man jetzt kurzfristig was investieren - eigentlich ohne staatliche Hilfe überhaupt nicht mehr aufzufangen sind. In Sana-eigenen Kliniken sieht es deutlich besser aus, weil da schon vor 10 Jahren oder 15 Jahren angefangen wurde, Reinvestitionskonzepte zu fahren, um eben überhaupt nicht in diesem Bereich reinzufallen, dass ich sage, hätte hier 15 Millionen zu reinvestieren, ich hab im Jahr vielleicht 2 Millionen Investivvolumina. Dann geht es nur noch, wenn man neubaut und Vater Staat irgendwo das Geld zuschießt - und der hat es eben auch nicht."

    Gelegentlich allerdings rückt Vater Staat doch einige Millionen Euro heraus - zum Beispiel für den Neubau des Krankenhauses in Eisenach. Aus Thüringen ist ein Ärzteteam ins badische Rastatt gereist. Die Herren informieren sich bei der Firma Maquet über Operationstische für ihre neue Klinik. Die Liegefläche der OP-Tische ist mehrfach unterteilt und lässt sich verstellen. Nicht nur in OP-Tischen, sondern auch in Klinikbetten stecke manchmal mehr Technik als auf den ersten Blick zu sehen sei, sagt Heribert Ballhaus, der Vorstandsvorsitzende von Maquet.

    "Es gibt im Bett selbst, in dem der Patient liegt, auch eine Hightech-Ecke. Und das ist insbesondere bei Brandverletzung, wo die Haut ja sehr stark geschädigt ist, wo man also mit ganz besonderen Matratzen versucht, die Belastung der geschädigten Hautoberflächen nach Möglichkeit zu verringern. Und da versucht man, indem man die Matzratze geringfügig bewegt, indem sich Sektionen aufpumpen und wieder Luft ablassen oder dergleichen Dinge bis zu dem Punkt, das der Patient darauf schwebt wie auf einem Luftkissen - versucht man, solchen Dingen vorzubeugen."

    Die medizintechnische Industrie gehört zu den innovativsten Branchen in Deutschland. Seit Jahren wartet sie immer wieder mit Rekordzahlen bei der Anmeldung von Patenten auf. Manche Firmen fertigen nur wenige hochspezialisierte Produkte, andere decken weite Bereiche der ambulanten wie stationären medizinischen Versorgung ab.

    So stellt Maquet nicht nur Operationstische her, sondern auch Beleuchtungssysteme für Operationssäle oder Herz-Kreislauf-Maschinen. Auch Beatmungsgeräte für Patienten, die nach einer schweren Operation in ein künstliches Koma versetzt werden, führt die badische Firma. Künftig solle der Patient weniger gegen die Beatmungsmaschine ankämpfen müssen, die seinen Atem-Rhythmus zu sehr bestimme, erklärt Maquet-Chef Ballhaus:

    "Wir werden im Spätjahr diesen Jahres zum ersten Mal weltweit ein neues Gerät präsentieren, wo ein Sensor Hirnströme am Patienten misst und auf diese Weise dann die Maschine kontrolliert. Also erstmalig: Nicht die Maschine kontrolliert den Patienten, sondern der Patient kontrolliert die Maschine. Das Ziel ist, die Phase, die der Patient braucht, um von der mechanischen Beatmung wieder entwöhnt werden zu können, möglichst zu verkürzen. Das hat indirekt auch einen Kostengesichtspunkt, weil es die Verweildauer in der Intensivstation - und das ist eine der teuersten im Krankenhaus - wahrscheinlich verkürzen wird."

    Forschung und Entwicklung, die zu neuen oder besseren medizinischen Geräten führen, sind langwierig und teuer. Um dennoch die immensen Kosten schultern und auf dem Weltmarkt vernehmbar auftreten zu können, schließen sich medizintechnische Firmen zusammen. Im Jahr 2000 übernahm die schwedische Aktiengesellschaft Getinge das badische Traditionsunternehmen Maquet. Es folgte eine Phase der Expansion, in der Getinge unter anderem von Siemens einen Betriebszweig zukaufte. Heute kann Getinge ein umfassendes Portfolio vorweisen, das zum Beispiel auch medizintechnische Ausstattungen umfasst, wie sie in Pflegestationen für ältere Menschen benötigt werden.

    Die Branche ist in Bewegung geraten. So hat Siemens erst im Frühsommer dem Pharmariesen Bayer das Diagnostic-Geschäft abgekauft – für die stolze Summe von 4,2 Milliarden Euro. Die ehemalige Bayer-Sparte stellt Laborsysteme für Blut- und Gentests her, mit denen sich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch Krebs erkennen lassen. Zwei Monate vor dieser Transaktion hatte Siemens 1,8 Milliarden Dollar für die Übernahme der US-amerikanischen Firma Diagnostic Products ausgegeben.

    Nach Ansicht von Frank Birkholz steckt hinter der Siemens-Einkaufstour zum einen die Absicht der Konzernlenker, den Hauptkonkurrenten Philipps und General Electric, die ebenfalls zugekauft haben, nicht das Feld zu überlassen. Zum andern läuft die Siemensstrategie darauf hinaus, einen möglichst großen Anteil im Revier der Medizintechnik zu besetzen. Damit geraten nicht zuletzt kleinere Medizintechnikfirmen unter Druck. 180 von ihnen haben sich im Umfeld des Deutschen Herzzentrums in Berlin und des dortigen Großklinikums, der Charité, angesiedelt. Bei Großtechnologien wie der Kernspintomographie können sie bereits heute nicht mehr mithalten:

    "In der Kernspintomographie als auch in der Computertomographie werden zum Beispiel für bestimmte Untersuchungen Kontrastmittel eingesetzt. Das war immer in der Vergangenheit klar, dass das Kontrastmittel von Schering kam oder von Byk Gulden kam. Und heute ist es eben so, dass solche Unternehmen darüber nachdenken, beispielsweise diese Bereiche von Schering oder Byk Gulden zu übernehmen. Also die Firma General Electric hat vor anderthalb Jahren in dieser Hinsicht grade einen großen Kauf getätigt. Also das heißt: Es ist zu beobachten, dass diese Firmen heute nach Möglichkeit als Komplettanbieter auftreten wollen. Das heißt: Alles, was in einem Krankenhaus beispielsweise jetzt mit Medizintechnik zu tun hat oder mit Informationstechnik zu tun hat, das möglichst aus einer Hand liefern zu können. "

    Trotzdem können sich auch mittelgroße medizintechnische Firmen überraschend gut behaupten und weiter expandieren. So hat Aesculap im württembergischen Tuttlingen in den letzten fünf Jahren die Belegschaft um weitere 350 Beschäftigte erhöht und außerdem eine neue Fabrik für Implantate gebaut. Und auch im altehrwürdigen Fabrikgebäude, das 1898 bezogen wurde, entstehen Spitzenleistungen feinster Metallverarbeitung, wie sie die moderne Medizin benötigt. Vollautomatisch, aber unter den geschulten Augen von Facharbeitern und Ingenieuren, wie der Chef, Michael Ungethüm, betont.

    "Es kommen immer wieder Ärzte, die haben einen Spezialwunsch. Und wenn ein es guter Kunde ist, dann erfüllen wir ihm auch diesen Wunsch."

    Doch wer kann sich die neuesten medizintechnischen Produkte künftig noch leisten? Grenzen sind absehbar: Nicht alles, was machbar ist, ist auch finanziell möglich. Gesellschaftliche Grundsatzfragen zur medizinischen Versorgung haben nach Ansicht von Frank Birkholz inzwischen auch die Praxen der niedergelassenen Ärzte erreicht. Noch vor zehn Jahren konnten sie sich sogar modernere Geräte anschaffen als Krankenhäuser. Die Zeiten seien vorbei.

    "Das heißt: Sie bekommen schon seit Jahren für ein und die gleiche Leistung immer weniger Geld. Und irgendwann stellt sich natürlich die Qualitätsdiskussion. Also wenn ich immer weniger Geld bekomme, dann wird diese Qualitätsdiskussion, ob sie öffentlich geführt wird oder nicht öffentlich geführt wird, dann wird dieses Thema irgendwann hochkommen. Und die Politik unterdrückt ja derartige Diskussionen, dass man nicht darüber diskutiert, welche Qualität wollen wir eigentlich wo im Gesundheitswesen haben? Sondern die Politik erweckt den Eindruck, dass überall die gleiche Qualität angeboten wird. Und das ist schlicht und ergreifend falsch. "

    Bis vor einigen Jahren seien die Arztpraxen in Sachen moderner Medizintechnik wie Ultraschall oft Trendsetter gewesen, meint Frank Birkholz. Die Ärztin Dorothee Grünholz bestätigt, zusammen mit einem Kollegen hat sie in Neustadt im Schwarzwald eine Landarztpraxis:

    "Als ich angefangen habe, waren wir zum Beispiel hier in Südbaden die erste Praxis überhaupt, die Ultraschall in der Praxis eingesetzt hat. Das gab es damals nur in der Klinik und nicht mal in allen Kliniken. Aber das hat sich nicht unbedingt gerechnet, jetzt wirtschaftlich so, sondern einfach: Es war von Vorteil für die Diagnostic und hat uns auch interessiert."

    Mittlerweile sieht sich die Ärztin allerdings gezwungen, bei Neuanschaffungen schärfer zu kalkulieren. Denn heute vergüten ihr die Krankenkassen nur noch eine beschränkte Anzahl von Einsätzen der medizintechnischen Geräte. Was mehr ist, geht zu ihren Lasten. Da spielt dann auch keine Rolle, dass sich eine präzisere Diagnose und bessere Behandlung mit Hilfe moderner Medizintechnik unter dem Strich rechnen würde - aus volkswirtschaftlicher Sicht jedenfalls.