Mittwoch, 24. April 2024

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Historikerin Krauss zur Wahl in Bayern
"Demokratie lebt von Durchmischung"

Nach 60 Jahren der CSU-Alleinregierung sei es nicht verkehrt, wenn auch Andere Ideen in Bayern einbrächten, sagte die Historikerin Marita Krauss im Dlf. Der Erfolg des Bundeslandes zeichne sich durch seine regionale Kontinuität über zwei Jahrhunderte aus. Darin sei aber auch immer Platz für Vielfalt gewesen.

Marita Krauss im Gespräch mit Michael Köhler | 14.10.2018
    Sie sehen Männer in Lederhose von hinten.
    Traditionstreue: Männer in Lederhosen (imago / Ralph Peters)
    Die CSU habe über 60 Jahre eine Politik der Stabilität geführt. Da sei es auch ganz gut, wenn "da mal wieder was in Bewegung kommt", sagt die Historikerin Marita Krauss im Dlf.
    Bayern sei kein ganz normales Bundesland. Es unterscheide sich durch seine regionale Kontinuität seit zwei Jahrhunderten. Dadurch strahle es eine starke Identität nach außen aus. Im Ausland werde das Bundesland "als ein Teil Deutschlands, indem die Schönheit Deutschlands konzentriert ist" wahrgenommen, so die Professorin für Europäische Regionalgeschichte und Bayrische und Schwäbische Landesgeschichte an der Universität Augsburg.
    Homogenität und Vielfalt
    Beim Blick auf die Geschichte ergebe sich einerseits eine große Homogenität: "Da ist der katholische Bereich, der Oberbayern, Niederbayern und die Oberpfalz umfasst, und der eben bis vor hundert Jahren vom Haus Wittelsbach regiert wurde." Dann habe es aber auch eine große Vielfalt gegeben: "Eine ganze Landschaft an Klöstern, freien Reichsstätten und vielfältigsten Fürstentümern."
    Ein ganzer Flickenteppich sei dann unter "Napoleons Gnaden" zu Gesamtbayern geworden. Ludwig I. sei der "geniale Erfinder" des Konzepts der bayerischen Stämme gewesen. "Mit diesem Stammeskonzept konnte man plötzlich den fränkischen und schwäbischen Landesteilen auch die Möglichkeit geben, sich als Bayern zu integrieren. Damit sei man gut gefahren, weil man in dieser Vielfalt auch die Chance gesehen habe, die unterschiedlichen Elemente zu kombinieren.
    Kein Schaden für die Marke Bayern
    Heute sei Bayern wirtschaftlich sehr erfolgreich und ziehe viele Menschen aus Europa und Deutschland an. "Und das die nicht einem klassischen altbayerischen Bild mit Lederhose und Tracht entsprechen, ist klar". Das habe die CSU aber selbst mit angeschoben. "Verteidigungsminister Strauß hat viele Rüstungsbetriebe nach Bayern geschafft, es sind viele Flüchtlingsbetriebe nach '45 entstanden." Das habe sehr zur Industrialisierung beigetragen. "Da sitzen tolle Wirtschaftsbetriebe mitten in der Pampa und sind Weltmarktführer in ihrer Nische."
    Dass das Ergebnis der Landtagswahl der Marke Bayern schaden könnte, glaubt Krauss nicht. Bayern habe eine sehr erfolgreiche Tourismuswerbung: "Das bleibt so, wie es ist: Egal ob die CSU alleine regiert oder in einer Koalition", so Krauss.