Donnerstag, 18. April 2024

Archiv

Hochschule
Wenn aus Science-Fiction Alltag wird

An Weihnachten beschenken viele Dozenten ihre Studenten mit einer besonders originellen Vorlesung. Dr. Hubert Zitt hielt 1996 die erste Star-Trek-Vorlesung. Mittlerweile tourt er mit seiner Mischung aus Science-Fiction und Wissenschaft durch die Hörsäle dieser Welt.

Von Christine Kewitz | 22.11.2013
    "Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise."
    "Willkommen an Board, ich bin Captain Zitt".
    Captain Zitt trägt statt Uniform Jeans und grauen Pulli. Im Moment ist er noch Dr. Hubert Zitt, der Wissenschaftler für Elektrotechnik und Systemtheorie. Nebenbei untersucht er die technischen Visionen von "Star Trek" und vergleicht sie mit aktuellen Entwicklungen.
    "Der Klassiker ist natürlich der Kommunikator von Captain Kirk. Der sieht ja unseren heutigen Handys schon ähnlich. Aber, die haben auch solche Sachen gezeigt, damals in den 60ern muss man dazu sagen, wie Flachbildschirme oder Laptops, bevor es die gab oder Captain Picard hat Mitte der 80er schon gesagt, "Computer spiel mal Musik", damals gab’s noch kein mpeg3 und das ist alles so nach und nach in unseren Alltag eingezogen".
    Und es finden sich noch zahllose weitere Beispiele. Ein Faxgerät gab es bei "Star Trek" schon 1966. Lieutenant Uhura’s Knopf im Ohr könnte ein Bluetooth-Handy sein. Oder der Replikator - der je nach Wunsch Dinge von Herzklappen bis zu schwarzem Tee materialisiert - ist doch eigentlich eine Art 3-D-Drucker.
    Dass jeder Science-Fiction-Autor gleichzeitig ein guter Physiker ist, stimmt trotzdem nicht. Doch Gene Roddenberry, der Erfinder von "Star Trek", ließ sich von Anfang an von Wissenschaftlern beraten, was generell möglich ist beziehungsweise was den Grundgesetzen von Natur und Technik von vornherein widerspricht. So beflügelten sich Wissenschaft und Science-Fiction gegenseitig.
    "Zum Beispiel hat sich Motorola vom Design des Kommunikators von Captain Kirk inspirieren lassen, ein Handy als Klapphandy zu bauen. Das ist die eine Sache und auf der anderen Seite: Es gibt eine neue wissenschaftliche Entdeckung und die wird dann irgendwo in einem Science-Fiction-Film gezeigt, auch wenn wir technisch vielleicht noch nicht soweit sind, dass das marktreif ist."
    So geschehen mit transparentem Aluminium. Im selben Jahr, als das Patent dazu angemeldet wurde, hatte die Enterprise Fensterscheiben aus - transparentem Aluminium.
    Aber auch wenn "Star Trek" so visionär war, dass sogar Stephen Hawking bekennender Fan ist ... Raumschiffe, die mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, werden wir wohl auch hundert Jahren nicht haben.
    "Die benutzen ja als Energieträger auf dem Raumschiff Enterprise Antimaterie. Also, mit Antimaterie kann man schon sehr viel Energie erzeugen, aber wenn man’s seriös durchrechnet, ist dieser ganze Energievorrat, der auf dem Raumschiff Enterprise gespeichert ist und das ist wirklich viel - wir könnten Deutschland damit 20.000 Jahre lang mit elektrischer Energie versorgen. Also, so viel Energie ist auf dem Raumschiff gespeichert und das würde trotzdem nicht ausreichen und das würde trotzdem nicht reichen, um das ganze Raumschiff auch nur einmal auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen."
    Aber immerhin gibt’s bald vielleicht ein Holodeck. Ein Entertainmentprogramm, das als dreidimensionale Projektion erlebt werden kann. Und auch für den Universalübersetzer sieht es ziemlich gut aus.
    Bleibt in alter "Star Trek"-Manier nur noch zu sagen:
    "Live Long And Prosper."