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Hochschulen
Deutsche Universitäten - international aufgestellt

Kooperationen mit China, Singapur oder England gehören besonders für Technische Universitäten in Deutschland zum Standard. Die Zusammenarbeit mit Forschern aus aller Welt bringt mehr Wissen nach Deutschland. Doch es gibt noch weitere Gründe, warum sich die globale Kooperation von Hochschulen lohnt.

Von Tobias Krone | 06.12.2018
    Studenten vor dem Hauptgebäude der technischen Universität München.
    Die Technische Universität München (TUM) hat schon vor 16 Jahren eine eigene Tochter in Singapur gegründet (picture alliance / Bildagentur online)
    Deutsche Hochschulen sind längst globale Player. Vor allem im technischen Bereich: Vor ein paar Tagen erst nahm eine Forschungsfabrik im chinesischen Suzhou den Betrieb auf - hier erforschen internationale Wissenschaftler, wie sich Künstliche Intelligenz in Produktionsabläufe einbauen lässt. Mit dabei ist das Karlsruher Institut für Technologie. Die Technische Universität in München ging noch weiter - und gründete vor 16 Jahren gleich eine eigene unabhängige Tochter in Singapur - die TUM Asia. TU-Pressesprecher Ulrich Marsch.
    "Wir sind die einzige deutsche Universität, die in einem anderen Land der Welt ihren Lehrplan anbietet, Prüfungen anbietet nach Münchner und deutschem Standard - und damit einen echten Internationalisierungsgewinn erzielt für unsere Universität."
    Finanziert über Studiengebühren im Ausland
    Deutsche Steuergelder dürfen für den Ableger nicht verwendet werden. Die private TUM Asia finanziert sich über den Staat Singapur - und über die dort üblichen Studiengebühren. Für die Münchner TU hat diese asiatische Tochter mit derzeit 400 Studierenden mehrere Vorteile.
    "Die jungen Menschen kommen dann zumal für ein Jahr im Rahmen des Masterprogramms aus Singapur nach München, sehen dann die beruflichen Chancen oder sehen dann die Chancen als Doktorand in München an der TU zu bleiben."
    Und mit internationalen Forschern kommen neue Ideen für Lösungen.
    "Das können Themen des Städtebaus sein, das können Probleme der Logistik sein, die ja in Südostasien ganz anders geartet sind, das können aber auch Themen der Mobilität sein - in der persönlichen oder Nahverkehrsmobilität."
    Über die TUM Asia kann die TU München Wissen abschöpfen und nach Deutschland bringen.
    Britische und deutsche Unis rücken zusammen
    Eine vermeintlich paradoxe Situation erleben deutsche Wissenschaftler derzeit bei ihren britischen Kollegen. Je näher deren Land dem Brexit kommt, desto verbindlicher werden die akademischen Partnerschaften mit dem europäischen Festland - und auch mit deutschen Hochschulen. Die drei großen Berliner Unis haben erst kürzlich eine Kooperation mit der Universität Oxford besiegelt. Die TU München ist eine strategische Partnerschaft mit den Imperial College London eingegangen.
    "Geplant ist ganz konkret, dass wir Professoren und Professorinnen gemeinsam berufen. Dass wir Personal austauschen, dass wir gemeinsame Forschungsprojekte machen, dass wir uns im Bereich der Firmengründung auch gemeinsam einbringen wollen, Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Europa im Bereich Venture Capital, Wagnis-Kapital zu generieren. Also eine ganz engmaschige Kooperation mit einem führenden Technologie-Institut."
    Der Wunsch zu kooperieren ist in London auch von der unsicheren Zukunft getrieben.
    "Die britischen Kollegen haben immer gesagt: Sie möchten nicht durch den Brexit Netzwerke verlieren und die Arbeitsmöglichkeiten verschlechtern für sich. Und suchen natürlich Partner."
    Oxford Research Center - in Berlin
    In Berlin ist bereits ein Oxford-Research-Center geplant. Das könnte für die Engländer künftig existentiell wichtig werden - als eine "physische und legale Institution auf dem europäischen Festland", wie es heißt. Denn nur mit dieser Institution kann Oxford künftig auch europäische Forschungsgelder beantragen. Auch in München will man die britischen Wissenschaftler an europäischen Projekten teilhaben lassen - denn gerade weil man im internationalen Wettbewerb stehe, könne man nur zusammen gewinnen. Ulrich Marsch.
    "Das ist ja kein Nullsummenspiel. Sondern es geht darum, das Potenzial, das schlummert, zu wecken und gemeinsam zu heben. Und das ist einfach immer besser in einem internationalen Kontext und obendrein mit vertraglich vernetzten, vertraulich miteinander umgehenden langfristigen Partnerschaften."