Zwar können HochschullehrerInnen kaum erwarten, dass deren Darstellungen bei Studierenden, Kollegen und in der Öffentlichkeit stets wohlwollend und kritiklos zur Kenntnis genommen werden; andererseits bieten körperliche Angriffe und anonyme Diffamierungen erst recht keine Grundlage für einen akademischen beziehungsweise wissenschaftlichen Diskurs.
Aus Sorge um ihre Reputation und um Missverständnisse vorzubeugen, greifen Kollegen aus dem angelsächsischen Raum vielfach zu sogenannten "trigger warnings", in denen schon zu Beginn einer Vorlesungsreihe darauf hingewiesen wird, dass das zu behandelnde Thema bei Frauen, Bevölkerungsminderheiten oder zartbesaiteten Gemütern zu psychischen Problemen führen könnte.
Dieser überdeutlichen "Political Correctness" steht auf der anderen Seite eine Verrohung von Teilen der Gesellschaft gegenüber, wie sie sich in der politischen Auseinandersetzung in den USA zeigt und das Bild europäischer populistischer Parteien mit prägt. Das geht einher mit der Verachtung alles Intellektuellen und der durch wissenschaftliche Forschung gewonnenen Erkenntnis, an deren Stelle eigene Gefühle, Erfahrungen und eher Instinkt geleitete Reaktionen treten.
Wie sollten Hochschulen darauf reagieren, wenn deren MitarbeiterInnen an den medialen Pranger gestellt oder gar tätlich angegriffen werden?
Wo stehen sie in Zeiten des Postfaktischen?
Was müssen Wissenschaftler selbst tun, um verlorenes Vertrauensterrain wieder zu gewinnen? Denn jede Meldung über gefälschte Studienergebnisse, geschönte Zahlen und Gefälligkeitsgutachten stört deren Glaubwürdigkeit.
Es diskutieren:
- Prof. Sabine Kunst, Präsidentin der Humboldt-Universität Berlin
- Prof. Dieter Lenzen, Präsident der Universität Hamburg
- Prof. Bassam Tibi, em., Politikwissenschaftler, Cornell University, Ithaca, New York und Universität Göttingen
- Prof. Frank Ziegele, Geschäftsführer des Centrums für Hochschulentwicklung, (CHE), Gütersloh