Dienstag, 19. März 2024

Archiv

Hochwasser in Venedig
Enormer Schaden für das kulturelle Erbe

Unzählige Kulturschätze in Venedig sind von dem schweren Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Das Wahrzeichen Markusdom hat enorme Schäden abbekommen. "Gerade das Salzwasser ist eine Gefahr für Denkmäler", sagt der Kulturbeauftragte der Stadt Venedig Giovanni Giusto.

Von Elisabeth Pongratz | 16.11.2019
Das Bild zeigt einen Mann, der den überfluteten Markusplatz in Venedig überquert.
Der überflutete Markusplatz in Venedig (www.imago-images.de)
Erneut ist gestern der Markusplatz überschwemmt worden. Gerade die unzähligen Kulturschätze in Venedig sind vom schweren Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen worden. Der italienische Kulturminister Dario Franceschini machte sich selbst ein Bild von der Lagunenstadt:
"Wir müssen den enormen Schaden für das kulturelle Erbe verstehen, wenn man es sieht, versteht man erst die wahre Katastrophe. Wir brauchen also ein großes Engagement des Staates der gesamten italienischen Gemeinschaft, um Venedig zu unterstützen, nicht nur, weil es ein Symbol ist, sondern weil das Leben von Tausenden von Menschen und Unternehmen hier beschädigt wird."
Salzwasser als Gefahr für Denkmäler
Gerade der Markusdom, eines der wichtigsten Wahrzeichen der Unesco-Stadt, habe enorme Schäden abbekommen. So sei die Krypta bei dem neuen Hochwasser erneut überschwemmt worden. Wie hoch der Schaden genau ist, ist noch nicht bekannt. Doch gerade das Salzwasser ist eine Gefahr für Denkmäler, so der Kulturbeauftragte der Stadt Venedig, Giovanni Giusto:
"Wenn die Temperatur steigt und die flüssige Komponente verdampft, dann kommt das Problem. Die Materialien werden das Salz weiter speichern. Das verfestigt sich, kristallisiert dann und bringt die Materialien zur Explosion. Dadurch werden unsere architektonischen Kulturgüter dauerhaft zerstört."
1,54 Meter hoch hatte das Wasser gestanden. Vor allem der starke Wind hatte das Wasser in die Altstadt gepeitscht. Im Laufe des Tages beruhigte sich die Lage wieder, der Wind ließ etwas nach. Einsatzkräfte und Ehrenamtliche bauen Laufstege auf, eine Wasserbuslinie nimmt den Betrieb auf. Allerdings sind viele Haltestellen geschlossen. Ebenso wie der Dogenpalast und der Markusdom. Auch die Schulen bleiben den dritten Tag in Folge zu. Angesichts der massiven Schäden hat der Bürgermeister ein Spendenkonto für seine Stadt eingerichtet und um finanzielle Unterstützung aus dem In- und Ausland geworben. Regionalpräsident Zaia nennt erste Zahlen:
"Ich sage Ihnen, dass hier Hunderte von Millionen Euro an Schäden da sind. Venedig ist am Boden zerstört. Pellestrina, eine Insel mit 4000 Einwohnern, hatte 24 Stunden lang einen Meter hoch das Wasser in den Häusern stehen. Außerdem gibt es Schäden an den Stränden und Wegrändern."
Notstand ausgerufen
Unterdessen hat die Regierung in Rom den Weg für Soforthilfen in einer Höhe von 20 Millionen freigemacht. Sie rief den Notstand für Venedig aus. Nun sollen Privatleute bis zu 5000 Euro bekommen, Geschäftsleute bis zu 20.000 Euro. Ministerpräsident Conte hat für Ende November ein Sonderkomitee angekündigt, das – so seine Worte – die Probleme Venedigs beraten soll. Dabei geht es unter anderem um ein geplantes Anlegeverbot für große Kreuzfahrtschiffe, zum anderen auch um das umstrittene Flutschutzprojekt Mose. Die Arbeiten dazu waren bereits 2003 begonnen worden. Aber wegen Korruption, schleppender Bürokratie und anderer Skandale ist es immer noch nicht fertig. Nun wurde eigens eine Sonderbeauftragte ernannt, die das Projekt vorantreiben soll. Auch in den kommenden Tagen gibt es noch keine Entwarnung für die Region. Den Vorhersagen zufolge sollen die Pegel wieder steigen, allerdings weitaus weniger als in den vergangenen Tagen.