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Hockeybund in der Kritik
Ex-Bundestrainer fordern neue Führungsstruktur

Vier ehemalige Bundestrainer haben den Deutschen Hockeybund in einem offenen Brief scharf kritisiert. Peter Lemmen, Bernhard Peters, Markus Weise und Jamilon Mülders fordern eine komplett neue Führungsstruktur - und stoßen mit der Art bei den Verbandsoberen auf Unverständnis.

Von Andrea Schültke | 19.02.2019
    Die Aufnahme zeigt den ehemaligen deutschen Bundestrainer der Hockey-Damen, Jamilon Mülders, bei der EM 2017 an der Seitenlinie mit seinem Headset.
    Jamilon Mülders ist einer von vier ehemaligen Hockey-Bundestrainern, die neue Führungsstrukturen im Verband fordern. (Frank Uijlenbroek/Worldsportpics/dpa)
    Der Brief hat es in sich. Vier der besten Hockeytrainer der Welt haben ihn geschrieben. Einer von ihnen: Markus Weise. Er hat sowohl mit der Frauen- als auch mit der Männer-Nationalmannschaft Olympisches Gold gewonnen. Sein Anliegen: Eine Neuausrichtung und Neuaufstellung des Verbandes.
    "Wir glauben, dass wir im Moment auch aus Gründen der Personalknappheit so aufgestellt sind wie wir aufgestellt sind, und dass es kein gesunder Zustand ist. Das ist eher ein Zustand von Organisationen im Krisenmodus, wenn sie eine Machtfülle haben, die sich auf zwei Personen begrenzt."
    Mehr Stimmrecht für Liga und Nationalteams
    Zuviel Machtfülle sehen die Autoren des Briefes bei Sportdirektor Heino Knuf und Vizepräsident Remo Laschet. Die Kritik richte sich nicht gegen die Personen, sondern gegen den Zustand, in dem sie arbeiteten, so Weise. Er fordert konkrete Veränderungen in der Struktur, wie etwa eine Vertretung der Liga und der Nationalmannschaften auf Vorstandsebene mit Stimmrecht.
    "Damit die ganzen Probleme, die wir haben, immer den Ausgleich zu finden zwischen Ligainteressen, Nationalmannschaftsinteressen, Verbandsinteressen auf einer Ebene gemeinsam besprochen und entscheiden werden."
    Der Jurist Remo Laschet, im Verband zuständig für Finanzen und Recht, betont gegenüber dem Deutschlandfunk die Notwendigkeit, ständig an Strukturen zu arbeiten. Das geschehe im Deutschen Hockeybund. An die vier Ex-Bundestrainer gerichtet sagt er:
    Verband kontert Kritiker: "Nicht so ganz nah am Tagesgeschäft"
    "Seit Jahren geben sie jetzt ihre Erfahrung außerhalb des Verbandes in anderen Sportarten, anderen Ländern oder in einem Bundesligaverein weiter. Da ist es ihnen ja nicht zu verdenken, dass sie nicht so ganz nah am Tagesgeschäft sind. Nicht alles, was zum ersten Mal laut ausgesprochen wird, ist auch neu."
    Derzeit laufe eine Bundesligareform und eine neue Nationalmannschaftsliga müsse in den Terminkalender integriert werden. Das erfordere Veränderungen:
    "Und der eine oder andere wird dann öffentlich etwas ungeduldig. Wenn man aber sachliche Fragestellungen auf eine persönliche Ebene zieht, dann setzt man sich dem Verdacht aus, nicht ausschließlich sachlich diskutieren zu wollen."
    Weise: "Aufruf an interessierte Leute"
    Der offene Brief ist aus Markus Weises Sicht als Impuls gedacht für die Mitglieder des Deutschen Hockeybundes, die im Mai ein neues Präsidium wählen und:
    "Ein Aufruf an interessierte Leute, vielleicht mal ein anderes Modell zur Wahl zu stellen, vielleicht eine andere Mannschaft, vielleicht die gleiche Mannschaft mit ihrer eigenen Expertise anreichern."
    Die Mitlieder haben bis zu den Wahlen am 25. Mai Zeit, um über den Impuls zu diskutieren.