Hörspiel des Monats

Mein Freund Lennie oder Die Reise

Ulrich Gerhardt und Lennie Cujé
Ulrich Gerhardt macht sich auf die Suche nach seinem verlorenen Jugendfreund Lennie Cujé. © Copyright Roland Gerhardt
Hörspiel von Ulrich Gerhardt · 02.12.2017
Juni 1945. Die Freundschaft zweier Internatsschüler, elf und zwölf Jahre alt, gipfelt in einer zehntägigen Reise durch das chaotische Nachkriegsdeutschland auf dem Weg von der Donau nach Hause an den Main. Der er eine will nach Frankfurt, der andere in die Nähe von Würzburg. Sie sehen sich nie wieder.
Kinder, Freunde und Bekannte wollen die Geschichte immer wieder hören. Aber wo war der Freund geblieben? Lebte er noch? Dann gibt ein wiedergefundenes Tagebuch den Anstoß zur erneuten Suche. Die Überraschung wartet in den USA.
Mitarbeit: Roland Gerhardt
Regie: Ulrich Gerhardt
Mit: Raphael Jové, Lennie Cujé und Ulrich Gerhardt
Produktion: hr/rbb/ Deutschlandfunk Kultur 2017
Länge: 86‘50"
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:

"Ostermontag, d. 2.4.1945 … mit [Lennie] Cujé an die Quelle gegangen und einen kleinen Wasserfall gemacht", heißt es in den Tagebuchaufzeichnungen des damals 11-jährigen Ulrich Gerhardt. Was sich anschließt, ist die ergreifende Erinnerungskaskade zweier Freunde, die sich nach 70 Jahren wiederfinden. Ihre gemeinsame Heimfahrt vom Musischen Gymnasium in Untermarchtal durch das Nachkriegsdeutschland weitet sich zu einer Lebensreise und vielschichtigen Erzählung vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis zur Präsidentschaft Donald Trumps. Der eine lebt als Erwachsener in Deutschland, der andere in den USA. Was aber als Aufbruch in die Freiheit begann, bricht sich an den amerikanischen Rassengesetzen, den Drogenexzessen und fortlaufenden amerikanischen Kriegen. Die Verbrechen des Naziregimes, als Kind kaum verstanden, reflektiert Cujé erst mit einem an der amerikanischen Realität geschulten Unrechtsbewusstsein. Freiheit findet er am ehesten noch als Jazzmusiker in den weichen und zugleich kristallklaren Klängen des Vibraphons. Und so tritt seine Musik als dritte Stimme zu dem Gespräch hinzu - fühlbar aufgeladen mit einer Zeithaltigkeit, dass man ausrufen möchte: ja, so war das, so hat es sich angefühlt. Mit dem Fokus auf Cujé erzählt und montiert Gerhardt ohne zu drängen - die Ereignisse selbst ziehen uns mit sich: Cujés Stimme - Frankfodderisch mit amerikanischem Akzent - auf Gerhardts Anrufbeantworter. Das sind überraschende Klanggeschenke auch für den Zuhörer und Zaungast dieser Wiederbegegnung."

Anschließend:
Hörspielmagazin
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