Hörspiel

Die Bluse

Die Autorin Heike Tauch während einer Hörspielaufnahme im Studio.
Die Autorin Heike Tauch während einer Hörspielaufnahme. © Deutschlandradio / Jonas Maron
Hörspiel von Hermann Harry Schmitz · 13.02.2018
Sie wollte nur eine Bluse kaufen. Weiter nichts. Und sie wollte nur, dass ihr Neffe sie dabei begleitet. Und dennoch: Er hätte nein sagen sollen. Oder dass er etwas vor hätte.
Sie ist Tante Dorchen, fast allein in einem amerikanischen Riesenkaufhaus zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Bluse, die ausgesucht, anprobiert und gekauft werden soll, diese Bluse soll so besonders sein, dass Frau Bender in Berlin vor Neid die Platze kriegt. Dass der Kauf nicht Stunden, sondern Jahre in Anspruch nimmt, an dessen Ende ein Fräulein eine Hutnadel ins linke blaue Auge bekommt, ein Elektrotechniker Glühbirnen frisst, mindestens 22 Verkäuferinnen tot am Boden liegen, vier Ressortchefs pathologisch vor sich hin dämmern und der Neffe in die Blasen beißt, die sich durch das wilde Hin- und Herlaufen im Linoleum des Bodenbelags gebildet haben - all das klingt schön und vertraut: Warenhäuser und Aufzüge - nicht nur damals überforderten sie Verkäufer und Kunden. (Frau Bender hat die Bluse nie gesehen. Sie starb an einer Bauchfellentzündung.) "Die Bluse" - eine surrealistische Anleitung zum Glücklichsein.
Bearbeitung: Heike Tauch
Komposition: Graham F. Valentine
Regie: Heike Tauch
Mit Graham F. Valentine, Hendrik Röder, Tobias Wangemann, Irm Hermann, Gertrud Maaß

Produktion: WDR 2002
Länge: 45'01