Hörspiel

Mörder

Von Agnieszka Lessmann · 07.01.2012
Aus der Begründung der Jury: " - Mörder - wählt eine ungewohnte, paradox konstruierte, kindlich-naive Perspektive auf den Schrecken der Geschichte: auf die Verfolgung und Vernichtung der Juden durch das national-sozialistische Deutschland, aber auch auf die antisemitische Drohkulisse, die der Realsozialismus in Polen braucht, um seine Herrschaft zu stabilisieren." Im Anschluss: 40 Jahre Tago Mago, vorgestellt von Karl Lippegaus."
Die sechsjährige Aga muss 1968 ihr Heimatland Polen verlassen und flieht mit ihren Eltern über den Umweg Israel nach Deutschland. Dort landet die Familie in Frankfurt, einem Wohnhaus der jüdischen Gemeinde.

Die Erzählung ist gelassen, undramatisch - gerade weil die Umstände so dermaßen aufgeladen sind. Agnieszka Lessmanns Stück ist doppelbödig: Man möchte den kleinen Abenteuern Agas folgen und glaubt auch für einen Moment, dass es die typischen Abenteuer einer Sechsjährigen sind.

Das stimmt ja auch - und es stimmt nicht. Unter der Oberfläche einer linear erzählten, einfachen Geschichte entfaltet Lessmann eine ungeheure Spannung, die immer wieder bewusst macht, dass hier nichts ein Kinderspiel ist.


Regie: Christine Nagel
Komposition: Gerd Bessler
Mit Dagmar Manzel, Bernhard Schütz, Marianne Rogée, Emma Sawadsky, Leona Mähler, Sigrid Burkholder, Jonas Baeck,
Tom Zahner, Josef Tratnik, Ilse Strambowski, Frank Meyer, Ben Falkenroth
DLF/SWR 2011/67'43

Im Anschluss:
Rock aus Köln: "40 Jahre 'Tago Mago'"
Legendäres Doppelalbum von Can neu aufgelegt
vorgestellt von Karl Lippegaus