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Hoffnungsschimmer für die Weltmeere

Vor gut einem Jahr schlugen Meeresbiologen Alarm: Sie wiesen darauf hin, dass kaum eine Region der Weltmeere nicht unter Verschmutzung und Artensterben leidet. Doch mittlerweile gibt es auch Anlass zur Hoffnung. In einigen Meeresschutzgebieten haben sich die Fischbestände und die Korallenriffe erholt.

Von Arndt Reuning | 17.02.2009
    Korallenriffe sind die Tropenwälder der Ozeane: Orte mit einer einzigartigen biologischen Vielfalt, vom Raubbau durch Menschen bedroht. Und auch der Klimawandel macht dem anfälligen Ökosystem zu schaffen. Erwärmt sich das Wasser zu stark, sterben die Korallen ab, sie bleichen aus. Auch in Zukunft wird sich das wohl nicht so schnell verhindern lassen. Aber wie Erfahrungen an den unter Schutz gestellten "Northern Line Islands" zeigen, einer Inselgruppe im Ostpazifik, lassen sich die Folgen des Klimawandels abschwächen, sagt der Meeresökologe Jeremy Jackson aus dem kalifornischen La Jolla.

    "Korallenbänke, die vor Überfischung und Verschmutzung bewahrt bleiben, zeigen sich der globalen Erwärmung gegenüber sehr viel widerstandfähiger. Die Korallen bleichen zwar auch aus, aber sie erholen sich wieder schneller. Weil sie rasch wachsen und langsamer an Krankheiten zugrunde gehen oder an Seetang, der sie überwuchert."

    Seit Januar sind die "Northern Line Islands" nun auch Teil eines größeren US-Meeresschutzgebietes, das der ehemalige Präsident George W. Bush zwei Wochen vor seinem Amtsende geschaffen hatte. Fischfang, der Abbau von Rohstoffen und die Förderung von Erdöl sollen dort nur eingeschränkt möglich sein. Insgesamt umfassen diese neuen Areale eine Fläche von der Größe Spaniens. Das ist bisheriger Weltrekord.

    "Die meisten amerikanischen Meeresschutzgebiete sind so groß wie eine Briefmarke. Die neuen Nationalen Reservate sind ein außerordentlich wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Doch bis jetzt sind sie erst noch Linien auf einer Landkarte. Und der Teufel steckt im Detail der Vorschriften, nach denen sie verwaltet werden. Darüber werden wir wohl noch in Zukunft viel diskutieren müssen."

    Und John Hocevar von Greenpeace USA ergänzt:
    "Der Teil dieser Entscheidung, der am meisten Anlass zur Hoffnung gibt, ist rein symbolisch. Noch in den frühen Neuzigern hatte die US-Regierung darauf gedrängt, ein spezielles Gebiet, das jetzt unter Schutz steht, als Müllkippe für Nuklearabfall zu benutzen, nämlich den Marianengraben. Jetzt, ungefähr ein Jahrzehnt später, hat sich die Einstellung gegenüber dem Schutz der Ozeane so sehr gewandelt, dass wir wieder hoffen dürfen – trotz des Artensterbens und der zunehmenden Versauerung und Erwärmung der Meere."

    Erste Anzeichen für eine Erholung einiger Korallenriffe und einiger Hochseegebiete gibt es also. Und auch in manchen küstennahen Fanggründen kehren die Bestände zurück, seitdem die Fischer dort nachhaltige Methoden benutzen.

    "Wir haben tatsächlich einige Beispiele einer starken Regenerierung beobachten können. Sogar in den Fischfanggebieten Neuenglands, die bisher immer als Paradebeispiel für Überfischung haben herhalten müssen."

    So schätzt der Fischereiexperte Andrew Rosenberg von der University of New Hampshire die Lage ein. Und auch von der Nominierung der Meeresbiologin Jane Lubchenco zur Leiterin der US-Ozeanographiebehörde NOAA versprechen sich die Experten neuen Aufwind für den Schutz der Meere. Lubchenco gehört zu den Vordenkerinnen auf diesem Gebiet. Noch einmal der Ökologe Jeremy Jackson zu den Herausforderungen für die neue Regierung.

    "Wir haben jetzt die richtigen Leute. Es wird vielleicht etwas langsam gehen, weil hier wirklich viel auf dem Spiel steht. Aber über Engagement und Wissen verfügt die neue Regierung. Wir alle werden das gespannt verfolgen und helfen, so sehr das in unserer Macht steht."