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Hoher Kerosinpreis, neuer Streik und Drohungen aus China

Der hohe Ölpreis belastet die Luftfahrtbranche, denn damit steigen die Kosten für Kerosin. Angespannt ist die Lage zusätzlich durch die Steiks am Frankfurter Flughafen und Drohungen aus China, im Streit um die EU-Klimaschutzabgabe, Aufträge an europäische Flugzeughersteller zu stornieren.

Von Brigitte Scholtes | 02.03.2012
    Ein Blick in die heutige Ausgabe des "Lufthanseaten" genügt, um einen Überblick über die Themen zu bekommen, die die Luftverkehrsbranche derzeit drücken. Aus aktuellem Anlass steht in der Mitarbeiterzeitschrift der Deutschen Lufthansa der in dieser Woche beendete Streik am Frankfurter Flughafen ganz oben, aber danach folgen Erläuterungen zum neuen Lufthansa-Sparprogramm Score 2015, mit dem der Konzern in den nächsten drei Jahren das operative Ergebnis nachhaltig um mindestens 1,5 Milliarden Euro steigern will - und schließlich folgt der Konflikt um den EU-Emissionshandel.

    Für die Fluggesellschaften von größter, weil nachhaltiger Bedeutung ist natürlich der Ölpreis. Dessen Bewegungen schlagen sich sofort in den Aktienkursen nieder. Für ohnehin schon angeschlagene Gesellschaften ist das ein großes Problem, hört man in der Branche. Treibstoffsicherungsgeschäfte sind teuer, viele Airlines hätten zu schwache Margen und eine zu niedrige Kapitalausstattung, könnten sich die also nicht leisten.
    Lufthansa kann das zwar, die Kranichlinie betreibt seit Jahren ein effizientes Treibstoffkostenmanagement. Als erfolgreichste Fluggesellschaft in Europa stehe sie recht gut da, meint Stefan Kick, Analyst von Silvia Quandt Research.

    "Die Lufthansa hat neben der Passage auch ein sehr starkes Catering- und Technikgeschäft, was natürlich auch negativen Trends in den Flugdiensten kompensieren kann."

    Auch Lufthansa stört natürlich die Luftverkehrs- oder Ticketsteuer, die für Starts in Deutschland seit Anfang 2011 fällig wird. 500 Millionen Euro kostet das die deutschen Fluggesellschaften insgesamt. Vor allem aber leidet Air Berlin darunter, das erschwert der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft unter ihrem Chef Hartmut Mehdorn die Restrukturierung, meint Analyst Kick:

    "Der Herr Mehdorn hat sicherlich die Weichen richtiggestellt. Allerdings denke ich nicht, dass kurzfristig die Gesellschaft in schwarze Zahlen zurückzuführen ist, weil einfach zu viele Prozesse neu geregelt werden müssen, sodass ich denke, das dauert ein bisschen länger, als es kommuniziert wird. Aber ich denke mal, dass es auf dem richtigen Weg ist."

    Die sich häufenden Ausstände wie auch der eben beendete Warnstreik am Berliner Flughafen Tegel haben zwar nachhaltig nicht so gravierende Auswirkungen auf die Ertragslage. Dennoch sind und bleiben die Streiks eine Last für die Luftverkehrsbranche - und sie wirken darüber hinaus. So beklagte heute auch Jürgen Büchy, Präsident des Deutschen Reiseverbands:

    "In Summe ist das natürlich für die Branche insgesamt, für alle Unternehmen in der Branche eine sehr gefährliche Entwicklung, die sich hier abspielt, dass eben deutlich wird, dass immer kleinere Gruppen von Spezialisten in der Lage sind, mit relativ wenig Aufwand ein immer größeres System lahm zulegen. Das ist schon eine bedenkliche Entwicklung, von der wir auch sagen, wir würden es sehr begrüßen, wenn sich da auch die Politik dieses Themas noch mal stärker annehmen würde."

    Lufthansa-Vorstand Stefan Lauer hatte in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass ein Ausstand am Flughafen anders zu bewerten sei als ein streikbedingter Produktionsstillstand in einem Industriebetrieb. Der Schaden trete unmittelbar ein.