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Homosexualität
New York verbietet "Umerziehung" von Schwulen und Lesben

Die sogenannte Konversionstherapie soll Homosexuelle "heilen" und wird tatsächlich noch praktiziert. Der US-Bundesstaat New York hat jetzt derartige Therapien für homosexuelle Jugendliche verboten. Aktivisten nennen das Gesetz "historisch", ein jahrzehntelanger Kampf ist damit beendet.

Von Kai Clement | 17.01.2019
    Lächeln fürs Urlaubsfoto: ein Pärchen fotografiert sich am Strand.
    Lächeln fürs Urlaubsfoto: ein homosexuelles Pärchen fotografiert sich am Strand (imago/Westend61)
    Erst seit 1992 führt die Weltgesundheitsorganisation Homosexualität nicht mehr als Krankheit auf ihrer sogenannten ICD-Liste, der International Classification of Diseases. Aber auch das ist immerhin schon über ein Vierteljahrhundert her. Dennoch gibt es immer noch Organisationen, oft fundamentalistisch-religiöse Gruppen, die Schwule und Lesben umerziehen, einer sogenannten "Conversion Therapy" unterwerfen wollen, Menschen wie Mathew Shurka.
    Sie behaupten, es gebe so etwas wie Homosexualität oder LGBTQ nicht. Ein Trauma in der Kindheit sei der Grund für einen psychologischen Zustand, der Menschen dazu bringe, einen sogenannten schwulen Life-Style zu führen.
    Gedanken über Selbstmord
    Die Verfilmung des autobiografischen Buches "Boy Erased", zu Deutsch: "Der Verlorene Sohn", mit Lucas Hedges und Nicole Kidman über diese Konversionstherapien hat deren brutale psychischen Folgen bis hin zum Selbstmord deutlich gemacht. Erfahrungen, die auch der New Yorker Mathew Shurka bereits als 16-Jähriger durchleben musste - auf Geheiß seines Vaters, wie er dem New Yorker öffentlichen Sender Thirteen berichtet:
    "Ich war früher ein Einser-Schüler, dann aber verschlechterten sich meine Noten. Damals konnte mein Schuldirektor nichts machen, heute könnte er Kindesmissbrauch anzeigen. Ich litt unter Depressionen, habe zwei Jahre lang über Selbstmord nachgedacht. All das wirkt sich selbst heute noch aus."
    Fast 750.000 haben vermeintliche Therapie durchlaufen
    Schätzungen zufolge hat bereits fast eine Dreiviertelmillion Menschen in den USA diese vermeintliche Therapie durchlaufen, zu der die deutsche Bundesärztekammer nur knapp mitteilt: "Homosexualität ist keine Erkrankung und bedarf keiner Heilung!".
    So sieht es jetzt auch der US-Bundesstaat New York und hat per Gesetz "Conversion Therapy" verboten, es fehlt nur noch die Unterschrift von Gouverneur Cuomo, an der aber niemand zweifelt. Schließlich hat der bereits vor zwei Jahren in einem ersten Schritt Krankenversicherungen und psychologischen Einrichtungen untersagt, die Umerziehung zu finanzieren oder durchzuführen.
    Das Bild zeigt Andrew Cuomo, der sich bei der Vorwahl in New York gegen die Schauspielerin Nixon durchgesetzt hat, in einem Wahlraum. Er trägt einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd mit rotem Schlips und hält den Wahlzettel in der linken Hand.
    Der Gouverneur Andrew Cuomo von New York (dpa/Richard Drew)
    "Wir weisen voll und ganz die absurde Idee zurück, schwul zu sein sei eine psychiatrische Krankheit und müsse behandelt werden. Wir haben Konversionstherapie im Staat New York beendet - und darauf bin ich stolz."
    Konversionstherapie immer eine Form des Kindesmissbrauchs
    Seit den Zwischenwahlen beherrschen die Demokraten den Senat des Bundesstaates New York. Mit dem Verbot der Konversionstherapie haben die Politiker auch ein Gesetz verabschiedet, das Diskriminierung wegen einer wie auch immer wahr genommenen Geschlechtsidentität verbietet. Das werde viele Leben verbessern, so Senator Brad Hoylman: "Wir haben all diese Menschen auf einer einsamen Insel zurückgelassen und gesagt: Eines Tages werden wir euch abholen. 17 Jahre hat das gedauert. Ihnen allen sei gesagt: dieser Schimmer am Horizont ist keine Illusion."
    Behandlungs-Opfer Mathew Shurka twitterte anschließend, er sei überwältigt. Konversionstherapie sei immer eine Form des Kindesmissbrauchs gewesen - dabei wisse man doch: Jedes Baby sei perfekt. Nun erkenne auch das Gesetz das an.