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Hunger nach Rohstoffen hält an

Der Energiebedarf auf der Welt steigt weiter an. Vor allem die großen Schwellenländer sind hungrig. Das geht aus dem BP-Report hervor, der in Berlin vorgestellt wurde.

Von Dieter Nürnberger | 20.06.2012
    Eines vorweg: Dieser BP-Bericht ist in der Fachwelt schon eine Größe, für Wissenschaftler, Unternehmen und auch politische Entscheidungsträger somit eine wichtige Grundlage oder auch Datenbasis.

    Und die Daten für 2011 haben es schon in sich – es zeigt sich nämlich, dass es weiterhin einen global steigenden Energiebedarf gibt. Der Energiehunger kommt dabei überwiegend aus den großen Schwellenländern. Das ist die Hauptbotschaft des Reports: Christof Rühl, der Chefvolkswirt von BP nennt konkrete Entwicklungen.

    "In den Schwellenländern ist der Anstieg der Energienachfrage mit 5,3 Prozent genau im Rahmen des langfristigen Trends. China beispielsweise hat hier ein sehr starkes Wachstum von fast neun Prozent. China hat den Energieverbrauch in einer Größenordnung gesteigert, die dem gesamten Verbrauch von Großbritannien entspricht – und das ist nicht das erste Mal. Im Gegensatz dazu ist in den sogenannten entwickelten Ländern, den OECD-Staaten also, die Nachfrage gefallen. Obwohl das Wirtschaftswachstum durchaus im Trend war."

    Zwar hat sich die weltweite Nachfrage nach Energie etwas verlangsamt, aber das Plus liegt bei 2,5 Prozent (2010: plus 5,2 Prozent) - das ist somit kein geringer Wert. Und 87 Prozent des globalen Energiemix stammen immer noch aus fossilen Trägern wie Öl und Kohle. Die erneuerbaren Energien haben weltweit nur einen Anteil von rund zwei Prozent, Tendenz steigend, aber für Umweltschutzgruppen ist dies sicherlich eine ernüchternde Quote.

    Der BP-Konzern hat natürlich eher einen ökonomischen Blick. Wichtig für das Unternehmen war, dass die Märkte generell funktionierten. 2011 war das Jahr des Tsunamis in Japan, damit verbunden die Reaktorkatastrophe in Fukushima. Der arabische Frühling sorgte für Ausfälle bei der Ölförderung in Nordafrika, usw. All das wurde aber gut aufgefangen, sagt BP-Chefvolkswirt Rühl.

    "Das erste, was passiert ist, war eine massive Erhöhung der Rohölproduktion vor allem in den OPEC-Ländern, vor allem in Saudi-Arabien. Flexible Handelswege und ein flexibles Raffinerie-System sorgten dafür, dass die Versorgung in Europa durch die Ausfälle des Öl-Lieferanten Libyen nicht betroffen war."

    Dennoch musste 2011 erstmals beispielsweise ein Ölpreis von durchschnittlich über 100 US-Dollar hingenommen werden.

    Für Umweltschützer sind die Ergebnisse des Energiereports natürlich eine Katastrophe. Mehr fossile Brennstoffe bedeutet ja auch mehr Treibhausgasemissionen – auch die sind global 2011 nach oben gegangen. Regine Günter ist die Leiterin Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland.

    "Der globalen Gemeinschaft ist es immer noch nicht gelungen, eine Trendwende herbeizuführen. Nicht einmal eine Stabilisierung, es ist eine Beschleunigung. Die Weltgemeinschaft muss sich wirklich überlegen, dass sie bei einem Weiter-So auf das schlimmste Szenario zusteuert. Wir müssen uns überlegen, wie wir davon wegkommen."

    Regine Günter sitzt im Moment auch bei BP in einer Diskussionsveranstaltung, wo die Ergebnisse analysiert werden. Die WWF-Expertin hofft, dass die geplante Energiewende in Deutschland auch erfolgreich sein wird – und somit auch andere Länder ermutigt werden, von Öl und Kohle wegzukommen und mehr auf die erneuerbaren Energien zu setzen.

    Mehr zum Thema:
    PDF-Download der englischen Studie:BP Statistical Review of World Energy June 2012

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