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Hype um Pokemon Go
Mit dem Smartphone auf Monsterjagd

Millionen von Amerikanern laufen derzeit durch ihre Nachbarschaft und suchen kleine virtuelle Monster. Die kalifornische Firma und Google-Ausgründung Niantic hat mit der App Pokemon Go in Kooperation mit Nintendo einen Riesen-Hit gelandet. Das Ganze hat aber auch einige merkwürdige Blüten getrieben ...

Von Wolfgang Stuflesser | 11.07.2016
    Das Spiel "Pokémon Go" auf einem Smartphone.
    Das Spiel "Pokémon Go" auf einem Smartphone: In den USA ist die App der Hit. (dpa / Nintendo)
    Szenen wie diese gibt es derzeit häufiger in den USA: Ein Polizist hält zwei junge Männer an - und fragt, was sie da machen, mitten in der Nacht, auf dem Motorrad, mit dem Smartphone vor der Nase.
    "Wir spielen Pokemon Go, erklärt einer der beiden - der andere filmt die Szene und stellt das Video später ins Netz. Das Spiel sei gerade voll im Trend. Der Polizist ist nachsichtig, aber ungläubig - er fragt die beiden nach ihrem Alter - und wundert sich, dass sie mit 19 und 23 Jahren tatsächlich noch Pokemon spielen."
    "23 and you guys are playing pokemon? Oh yeah!"
    Es ist, als wären die 90er-Jahre zurückgekehrt - schon damals gab es einen großen Pokemon-Hype, die Videospiele mit den kleinen Monstern verkauften sich mehr als 200 Millionen Mal. Am vorigen Mittwoch dann erschien Pokemon Go in den amerikanischen App Stores fürs iPhone und für Android-Smartphones - und setzte sich binnen Stunden an die Spitze der Charts: Keine andere App wird im Moment häufiger heruntergeladen.
    Das Prinzip Schnitzeljagd - technisch aufgehübscht
    Das Spiel "Pokémon Go" auf einem Smartphone.
    Die App "zaubert" die Mini-Monster in die vermeintliche Realität (dpa / Nintendo)
    Beim Spiel geht es erst mal darum, Pokemon-Figuren zu finden. Im Grunde das Prinzip Schnitzeljagd, nur technisch deutlich aufgehübscht, weil die gesuchten Objekte in das Kamerabild des Smartphones eingeblendet werden - augmented reality heißt das Prinzip, also eine um virtuelle Elemente erweiterte Realität. Die App schickt den Spieler an echte Orte, dort hält er das Telefon vor sich und sieht die Spielfiguren virtuell in das Live-Bild eingeblendet, das die Smartphonekamera aufnimmt. Für die App hat der japanische Spielehersteller Nintendo mit der kalifornischen Firma Niantic zusammengearbeitet. Und Niantic ist eine Ausgründung von Google, wie Technik-Journalist Leo Laporte erklärt:
    "Google hat für Google Maps die Firma Keyhole gekauft, die im Bereich Kartensoftware und Satellitenfotos tätig war. Und dann haben die Keyhole-Programmierer innerhalb von Google ein Projekt gestartet, um Spiele und Apps zu entwickeln, die Stadtpläne und Straßenkarten nutzen - sie nannten die Firma Niantic."
    Räuber benutzen Spiel als Lockmittel
    Nun ist der Pokemon-Go-Hype groß: Auf Twitter schreiben Nutzer, dass ihnen die Füße wehtun vom vielen Rumlaufen. Das Ganze hat auch schon merkwürdige Blüten getrieben: Die 19-jährige Shayla Wiggins in Wymonig fand bei einer Pokemon-Go-Tour mehr, als ihr lieb war: Im Wasser vor ihr schwamm eine echte Leiche, erzählte Wiggins dem lokalen Fernsehsender KCWY. Sie habe Angst bekommen und erst mal die Polizei gerufen.
    Es ist aber offenbar ein purer Zufall - der Tod des Mannes hat mit dem Spiel wohl nichts zu tun. Anders in O'Fallon in Missouri: Dort schreibt die örtliche Polizei auf ihrer Facebook-Seite, man habe vier junge Männer festgenommen, die im Verdacht stehen, Pokemon Go genutzt zu haben, um Spieler an entlegene Orte zu locken und dort auszurauben. Technik-Journalist Leo Laporte warnt alle Spieler, umsichtig zu sein und ab zu auch mal vom Smartphone aufzuschauen.
    Im Moment gibt es Pokemon Go nur in den USA, Australien und Neuseeland. Weil der große Erfolg offenbar die Server überlastet, hat Niantic nun den schon geplanten Start in Europa erst einmal verschoben. Zwar gibt es Wege, die Sperre zu umgehen - es dürfte aber noch eine Weile dauern, bis die große Pokemon-Go-Welle auch Deutschland erreicht.