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Hypo Real Estate
Anklage gegen Ex-Vorstandschef und weitere Vorstände

2006 gehörte die Hypo Real Estate zu den führenden Immobilienbanken, danach ging es steil bergab. Schuld daran sollen die Exmanager sein. Gegen sieben frühere Vorstände und Vorstandschef Georg Funke hat jetzt die Staatsanwaltschaft München Anklage erhoben.

Von Susanne Lettenbauer | 29.09.2014
    Sechs Jahr lang ermittelte die Münchner Staatsanwaltschaft im Fall der Hypo Real Estate, seit heute Morgen steht fest: Gegen Georg Funke, den früheren Vorstandsvorsitzenden und sieben weitere ehemalige Vorstände wird Anklage erhoben. Die Vorwürfe richten sich gegen Vorgänge im Zuge der Finanzkrise von 2007 und 2008, die von den Vorständen jetzt zu verantworten sind. Funke und seine Kollegen sollen im Zusammenhang mit dem Konzernabschluss 2007 und dem Zwischenabschluss Ende Juni 2008 falsche Angaben gemacht haben. Einem ehemaligen Finanzvorstand wird zudem Marktmanipulation im Rahmen der Investorenkonferenz im September 2008 vorgeworfen. Mehrere Anzeigen hatten bereits damals die Staatsanwaltschaft ermitteln lassen. Auslöser war die Übernahme der irischen Depfa Bank im Oktober 2007 für 5,2 Milliarden Euro, obwohl die Vorstände der Hypo Real Estate schon damals gewusst haben müssen, dass ihre Bank in die Krise rutscht. Um das zu vertuschen, seien bewusst falsche Zahlen über die Liquiditätslage und die Liquiditätsrisiken kommuniziert worden, so die Staatsanwaltschaft. Die Aktionäre seien damals bewusst getäuscht worden.
    Bewusst falsche Berichterstattung über die Liquiditätslage und -risiken
    Kurz vor den jetzt den Ex-Vorständen zur Last gelegten Vorgängen gehörte die Hypo Real Estate zu den führenden Kreditinstituten im Immobilienbereich. 2006 lag der Aktienkurs bei mehr als 55 Euro, ab 2007 fiel der Kurs aufgrund der Wirtschaftskrise. Trotzdem erhöhte sich die offizielle Bilanzsumme von 161 Milliarden Euro 2006 auf 400 Milliarden 2007. Dies sei eine bewusst falsche Berichterstattung über die Liquiditätslage und die Liquiditätsrisiken gewesen. Die Darstellung der Liquiditätslage der HRE-Gruppe weiche in evidenter Weise von den tatsächlichen Verhältnissen ab, so die Staatsanwaltschaft. Die Vorstände hätten über die beginnende Krisensituation informieren müssen und die bereits da ins schlingern geratene Depfa-Bank nicht kaufen dürfen. Noch am 7. November 2007versicherte Funke im Handelsblatt nach guten Quartalszahlen, die HRE sei "aus der Marktkrise der vergangenen Monate gestärkt hervorgegangen". Eine Falschaussage meinen die Münchner. Ab September 2008 ging es rasant abwärts mit der HRE. 2009 fiel der Aktienkurs auf ein Rekordtief von 64 Cent. Im Oktober 2009 wurde sie verstaatlicht und erhielt im Rahmen dieser Krise staatliche Garantiezusagen in dreistelliger Milliardenhöhe.
    Der Bundestag hatte schon damals gefordert, HRE-Manager zur Rechenschaft zu ziehen. Vorstandsvorsitzender Georg Funke verließ das sinkende Schiff bereits im Oktober 2008 und ist seitdem als Immobilienmakler auf Mallorca unterwegs.
    488 Seiten umfasst die Anklageschrift, 30 Zeugen sollen gehört werden. Funke und die sieben Mitangeklagten könnten relativ glimpflich davon kommen: Dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden drohen für die Falschaussage eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren.