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IBU-Kandidat Olle Dahlin
"Wir müssen das Vertrauen unserer Athleten zurückgewinnen"

Der Schwede Olle Dahlin will Präsident der Internationalen Biathlon-Union (IBU) werden. Er habe eine klare Vision, wie Biathlon ein verantwortungsvoller und führender Wintersport werden könne, sagte er im Dlf. Dazu gehöre insbesondere der Fokus auf die Anti-Doping-Arbeit.

Olle Dahlin im Gespräch mit Matthias Friebe | 01.09.2018
    Es geht jetzt darum, die Führung und Transparenz des Verbands zu verbessern, sagt Olle Dahlin.
    Es geht jetzt darum, die Führung und Transparenz des Verbands zu verbessern, sagt Olle Dahlin. (imago)
    Matthias Friebe: Warum wollen Sie IBU-Präsident werden?
    Olle Dahlin: Ich möchte IBU-Präsident werden, weil es meine Leidenschaft ist mit den nationalen Verbänden den Biathlon-Sport in eine neue Ära zu gehen. Ich habe eine klare Vision, wie Biathlon der verantwortungsvolle und führende Wintersport werden kann.
    Friebe: Sie könnten sich einen leichteren Job aussuchen…
    Dahlin: Ja, es ist eine Herausforderung. Aber ich liebe Herausforderungen. Natürlich sind wir in einer Situation, in der wir Vertrauen wiederherstellen müssen. Und ich habe einen Plan, wie das gehen kann.
    Führung und Transparenz des Verbands verbessern
    Friebe: Als Sie ihre Kandidatur erklärt haben, haben Sie gesagt, Sie wüssten genau, welche Schritte jetzt zu tun sind. Welche sind denn zu tun?
    Dahlin: Ich war jetzt für eine Wahlperiode im Exekutiv-Komitee. Also glaube ich, dass ich einen guten Start haben kann. Es geht jetzt darum, die Führung und Transparenz des Verbands zu verbessern. Das erste ist die Überarbeitung unserer Satzung, was von der IBU schon gestartet wurde. Dazu gehört die Entwicklung einer Ethik-Kommission, dass wir den Fokus auf unsere Anti-Doping-Arbeit legen etc. etc..
    Friebe: Sie haben gesagt, Sie sehen ein großes Potential, um Transparenz und Demokratie in der IBU zu vergrößern. Wo sehen Sie denn die größten Probleme und Perspektiven?
    Dahlin: Wir müssen aufgeschlossener sein, um eine transparentere Diskussion mit unseren Stakeholdern zu führen, nicht zuletzt mit den Athleten. Wir müssen das Vertrauen unserer Athleten zurückgewinnen. Das hängt besonders mit der Anti-Doping-Arbeit der IBU zusammen.
    Friebe: Sie waren IBU-Vizepräsident für Entwicklung. Warum sollten die Mitglieder Sie als Teil von etwas Neuem wahrnehmen und nicht als Teil der aktuellen Zeiten?
    Dahlin: Ja, wir hatten eine sehr herausfordernde Zeit bei der IBU. Das ist klar. Es war sehr schwer, Fortschritte in einer offenen und transparenten Art und Weise zu machen. Da sehe ich das Potential, dass ich als jemand, der dazu gehörte weiß, was jetzt gebraucht wird.
    "Es ist harte Arbeit, das Vertrauen zurückzugewinnen"
    Friebe: Wenn Sie sagen, es war eine herausfordernde Zeit. Ist die jetzt vorbei?
    Dahlin: Noch nicht. Es ist harte Arbeit, das Vertrauen zurückzugewinnen.
    Friebe: Immer wieder haben Sie sich stark gemacht für einen konsequenten Kampf gegen Doping. Sie haben es auch in diesem Interview ein paar Mal gesagt. Sind Sie sicher, dass Ihre Stimme in der Zukunft gehört wird? Bis jetzt wird sie das noch nicht, oder?
    Dahlin: Ich bin überzeugt, dass die Mitglieder für ein Team stimmen werden, die dafür einstehen. Es geht nicht nur um den Präsidenten. Wir brauchen auch ein starkes Team im Exekutiv-Komitee.
    Friebe: Aber die Doping-Probleme sind im Biathlon noch nicht gelöst. Es gibt aktuell vier neue Verdachtsfälle aus Russland. Was sind Ihre konkreten Pläne, um mit dieser Doping-Krise umzugehen?
    Dahlin: Wir brauchen einen stärkeren Fokus auf diese Probleme. Wir brauchen Informationen und einen Dialog, nicht nur beim Thema Tests. Es geht auch darum, dass sich die Athleten bewusst sein sollten, dass sie auch sich selbst gegenüber verantwortlich sind bei Präparaten, die sie nehmen. Ich denke, da müssen noch viele Informationen gegeben werden. Und wir müssen die Zahl der Tests erhöhen.
    Friebe: Aber es kann ja nicht alles sein, mehr Informationen zu geben. Es gibt Verdachtsmomente gegen den früheren IBU-Präsidenten Anders Besseberg und Generalsekretärin Nicole Resch. Es geht um die Annahme von Schmiergeldern und Geschenken, damit sie Russland helfen in dieser Sache. Sie bestreiten das. Aber wie wollen Sie diese Glaubwürdigkeitskrise lösen? Es geht um mehr als fehlende Informationen...
    Dahlin: Ich denke, wir brauchen Governance und Transparenz in allem, was wir tun. Und dann brauchen wir Zeitlimits. Die Menschen dürfen nicht zu lange auf solchen Positionen sitzen. Das sehen wir in vielen Sportarten, aber auch in der Wirtschaft, dass Menschen zu lange in solchen Positionen sitzen. Das ist nicht gut.
    Friebe: Was haben Sie von diesen Ermittlungen gegen Resch und Besseberg mitbekommen?
    Dahlin: Das sind laufende, unabhängige Ermittlungen. Wir lassen sie ihre Arbeit machen und werden sehen, was dabei herauskommt.
    Friebe: Und Sie haben nie verdächtige Dinge mitbekommen, während Sie IBU-Vize-Präsident waren?
    Dahlin: Es war ein Schock für uns, als wir die Informationen aus den Medien bekommen haben.
    Friebe: Was sind Ihre konkreten Pläne? Wird es einen neuen Generalsekretär geben?
    Dahlin: Ja natürlich. Frau Resch wird nicht mehr in der IBU sein.
    "Wir brauchen Hilfe mit einer externen Überprüfung"
    Friebe: Herr Dahlin. Sie haben mir viele Dinge gesagt wie die Einführung von Zeitlimits. Aber ich frage ich mich wirklich, was ist Ihre Vision? Was ist Ihr konkreter Plan? Wie wollen Sie Glaubwürdigkeit zurückgewinnen?
    Dahlin: Wir brauchen Hilfe mit einer externen Überprüfung, um Glaubwürdigkeit und Vertrauen für die Zukunft wiederherzustellen.
    Friebe: Ihre Herausforderin ist Baiba Broka aus Lettland. Sie beschuldigt Sie, persönliche und schmutzige Attacken zu fahren, weil Sie Ihr Einfluss aus Russland unterstellt haben…
    Dahlin: Ich konzentriere mich auf meine Kampagne und möglichst viele Nationalverbände zu treffen, um der Biathlon-Familie zu sagen, warum ich glaube der Richtige zu sein, die IBU in eine neue Ära zu führen und werde das nicht kommentieren.
    Friebe: Sie sprechen nicht über Sie?
    Dahlin: Nein, es ist nicht mein Job, über Sie zu sprechen.
    Friebe: Ok, aber sie sagt, Sie hätten ihr russische Einflussnahme unterstellt. Haben Sie?
    Dahlin: Ich werde keine Gerüchte kommentieren.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.