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"Ich habe mich schon als kleiner Junge für Lexika und für Technik interessiert"

Internet.- Am 15. Januar 2001 ging Wikipedia online – also genau vor zehn Jahren. Jimmy Wales, Erfinder der Internet-Enzyklopädie, erzählt, wie damals alles anfing und wie Wikipedia zum dem wurde, was sie heute ist.

15.01.2011
    Die Wikipedia ist eine weltweite, gemeinnützige Bewegung. Sie besteht aus Abertausenden von Menschen, die versuchen, eine qualitativ hochwertige Enzyklopädie für jedermann auf diesem Planeten zu bauen, und zwar in ihrer eigenen Sprache.

    Ich habe mich schon als kleiner Junge für Lexika und für Technik interessiert.

    Der Vorläufer der Wikipedia war die Nupedia. 1999, leider erfolglos. Damals waren die traditionellen Enzyklopädien bereits online, und es gab auch Seiten zum lexikalischen Nachschlagen. Aber keiner hat die Idee einer Open Source-Enzyklopädie, frei von Lizenzen, so intensiv verfolgt wie ich. Ich beobachtete damals die Free Software-Bewegung sehr genau und ahnte, dass man diesen Ansatz nicht nur für Software benutzen kann. Ich beeilte mich, weil es so offensichtlich schien und ich fürchtete, jemand klaut mir die Idee. Aber auch noch zwei, drei Jahre später fielen wir praktisch niemandem auf. Die Wikipedia war praktisch konkurrenzlos.

    Nach dem Start 2001 wuchs die Wikipedia sehr schnell. Autoren waren die frühen Internetbegeisterten. Inzwischen ist die Wikipedia riesig, aber wir sind vom Ziel einer globalen Enzyklopädie noch weit entfernt. In Sprachen wie Englisch und Deutsch sind wir stark. Aber in anderen Sprachen, die von sehr vielen Menschen gesprochen werden, wie Arabisch oder Hindi, gibt es viel zu wenige Wikipedia-Artikel. Deswegen bin ich dauernd unterwegs und predige den Leuten: Schreibt Artikel in eurer eigenen Sprache!

    Auch wenn inzwischen jeder die Wikipedia akzeptiert, wissen wir natürlich, dass sie fehlerhaft ist, es gab sogar richtig gravierende Fehler. Wir versuchen das, unter anderem mit Software für die Administratoren in den Griff zu bekommen. Es gelingt ganz gut. Hier ist Deutschland ganz vorn.

    Es gibt viele Nutzer der Wikipedia, die sagen, ich bin mir nie so ganz sicher, ob das stimmt, was ich da lese. Ein prima Gedanke! Man darf sich Autoritäten nicht blind unterwerfen, auch der Wikipedia nicht. Bei einer Recherche ist eine Enzyklopädie der Ausgangspunkt, nicht der Schlusspunkt. Und wenn Sie etwas Falsches finden, bessern Sie es aus. Millionen werden Ihnen dankbar sein.


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