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Ideen für's Netz

Viele Dinge auf der - in Nürnberg sind einfach schräg. Doch die traditionell Anfang November stattfindende hat auch zahlreiche nützliche Erfindungen zu bieten. Ein Schwerpunkt liegt dabei in der Informationstechnik.

Von Wolfgang Noelke |
    Gegen kalte Finger hilft Michael Webers beheizbare Computermaus. Offenbar ist selbst das Surfen auf heißen Seiten eine coole Sache, meint der Schüler aus Schwäbisch Hall:

    "Das brauchen die Leute, die länger am PC schaffen und schnell kalte Hände kriegen. Und wie sich gezeigt hat, sind das ziemlich viele, etwa 30 Prozent aller PC-Nutzer."

    Auf bis auf 60 Grad Celsius kann sich die Maus erhitzen. Für die dafür notwenigen zwei Watt Energie überlistete Michel Weber die Steuerung des USB-Ports:

    "Wir haben einen speziellen Chip eingebaut, der dem PC meldet, dass er 500 Milliampere benötigt und nicht, wie normal eben nur 100 Milliampere für eine Maus. Das reicht uns dann, um die Maus zu beheizen."

    Und um vielleicht mit den nicht mehr ganz so klammen Fingern heiße Musik zu machen. Musiker, die ihre Stücke nicht im PC konstruieren, sondern die Musik noch mit der Hand machen, haben oft ein Problem: Wer blättert die Noten um? Hubert F. Schmidt aus Eschenbach in der Oberpfalz zeigt die Lösung auf einem um 90 Grad verdrehten, also hochkant stehenden Bildschirm:

    "Ja, wir haben uns gedacht, man könnte Noten einscannen, man könnte die Noten dann umschaltbar machen, so dass ein Musikant, der beide Hände braucht zum Spielen, Trompeten, Klavierspielen et cetera, zum Beispiel mit dem Fuß oder mit dem Ellbogen die Seiten weiterblättern kann. Das Ganze geht noch weiter: ein Dirigent zum Beispiel wird manchmal verschiedene Partituren abrufen wollen. Also, der Dirigent soll umschalten können zwischen verschiedenen Instrumenten oder Noten für Instrumente und eben auch zwischen den so genannten Partituren."

    Auch der Wunsch eines Dirigenten, handschriftlich noch etwas hinzufügen zu können, wird demnächst erfüllt – nur an einem scheitert auch dieses System:

    "Einer war hier, der hat uns auch schon ein Problem genannt: was passiert, wenn der Strom ausfällt im Orchester? Da hab ich gesagt: Naja, im Opernhaus wird’s meistens finster oder dunkel, da kann man dann eh nichts mehr sehen..."

    Jetzt wenigstens schaltet sich das Notlicht an und das Publikum soll im Notfall sich an den kleinen reflektierenden Notausgang-Schildchen orientieren. Wenn es brennt, sieht man jedoch auch nicht die mehr. Die Lösung kommt aus dem österreichischen Salzburg: Künftig sind es Bildschirme mit hell leuchtenden LEDs, die uns den Weg weisen. Alle diese "Lampen", wie sie der Entwicklungsleiter der Firma Grundler, Franz Blohberger nennt, sind eigenständige, batteriegepufferte Computer, ausgestattet mit Rauch- und Wärmesensoren, Lautsprecher und Kamera - und alle bilden ein intelligentes Netzwerk:

    "Es können in einem Gebäude von der Netzwerkstruktur bis zu 255 Lampen IP-mäßig angeschaltet werden. Wir haben aber die Möglichkeit, acht Ringe zu fahren, also ein Großkonzept mit einer Management-Unit abzuhandeln. Diese Evakuierungstafel, oder –Einheit sagt immer: Weg von der Gefahrensituation! Ändere Deine Richtung in den sichersten, besten Weg, der durch Algorithmussteuerung unterstützt wird."

    Dabei kommunizieren alle so genannten Lampen untereinander sowie mit der Leitzentrale, veranlassen die anderen Tafeln beispielsweise, eventuell die Fluchtwegrichtung zu ändern, senden Bilder vom Brandherd und Sensorwerte auch an die anrückende Feuerwehr.

    "Der Leitstand basiert auf dem neuen SQL-Server von Microsoft, wo eine sehr große Verbreitung über Mobile-Services besteht. Das System selbst hat Linux 2.4 als Betriebssystem, wo wir das erste Mal XML-Schnittstellen genutzt haben, um die Systeme kommunizieren zu lassen."

    Einen ganz anderen Notfallmelder stellt Frank Wolf aus Schwarzenberg vor: Den so genannten "Totmann-Schalter" klemmt man sich an den Gürtel und im Falle eines Falles kommuniziert das fingerlange Gerät via Blue Tooth mit dem Handy:

    "Das ganze System funktioniert mit einem Neigungssensor. Es wird Ihr Verhältnis zur Erdachse gemessen, also in welchem Winkel Sie sich befinden, ob Sie stehen oder liegen. In dem Moment, wo Sie längere Zeit liegen oder Sie werden niedergeschlagen oder Sie legen sich hin und können nicht mehr handeln, dann können Sie auch keinen Taster mehr drücken. Und dafür ist das Notrufsystem mit Totmannschaltung, dass es automatisch den Notruf absetzt, wenn Sie ihn brauchen."

    Und zwar über das Handy, das zehn Meter entfernt liegen kann. Da Handyortung ungenau ist, sendet der Totmannschalter jede Minute auch noch einen akustischen Alarm.