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ifo-Bildungsbarometer
Lehrer wollen mehr Geld und Verbeamtungen

Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland wünschen sich laut aktuellem ifo-Bildungsbarometer höhere Gehälter und mehrheitlich die Verbeamtung. Sie beurteilen das Bildungssystem insgesamt schlechter als die Gesamtbevölkerung. Der Leiter des ifo-Instituts rät deshalb, die Lehrer bei Bildungsreformen mit ins Boot zu holen.

Von Anja Nehls | 14.09.2016
    Der Blick in ein Container-Klassenzimmer
    Nur 30 Prozent der Bevölkerung finden, dass die Lehrergehälter steigen sollten (picture-alliance / dpa/Bernd Weißbrod)
    Ein vollzeitbeschäftigter Lehrer verdient in Deutschland durchschnittlich 2750 Euro netto:
    "Na, für das bisschen Schule. – Nein, mehr müssen sie nicht kriegen, auf keinen Fall nicht, das würde ich sagen, wäre ausreichend. – Die Oberlehrer, die verdienen genug."
    So sieht das die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland. Nur 30 Prozent finden, dass die Lehrergehälter steigen sollten. Das ist das Ergebnis einer Studie des ifo Instituts im Rahmen des Bildungsbarometers 2016. Zusätzlich hat das Institut in diesem Jahr auch extra 700 Lehrer befragt. Dass dabei drei Viertel der Lehrer finden, dass ihre Gehälter steigen müssten, findet Ludger Wößmann vom Ifo Institut nicht erstaunlich:
    "Lehrer sind Menschen wie alle anderen und gerade wenn es um unsere eigenen Berufe geht, wenn Sie mich fragen, ob Professoren mehr Gehalt bekommen sollten, dass würde ich natürlich augenzwinkernd sagen, natürlich und wenn es um die Arbeitsbelastung geht, möchte man natürlich mehr Freiheiten haben und ganz ähnliche Dinge sehen wir auch bei den Lehrern."
    Andere Realitäten als früher
    Zum Beispiel finden 65 Prozent der Lehrer, dass sie unbedingt verbeamtet werden sollten, dieser Meinung sind aber nur 33 Prozent der übrigen Bevölkerung. 50 Prozent aller befragten Menschen befürworten die Inklusion von Kindern mit Lernschwächen in Regelklassen, aber nur 25 Prozent der Lehrer. Und während ebenfalls die Hälfte der Bevölkerung Ganztagsschulen befürwortet sind es bei den Lehrern nur knapp 40 Prozent:
    "Die meisten Lehrer, die wir heute haben, sind in diesen Job gegangen, wo es so war, dass man mittags nach Hause gehen konnte und dann den Rest des Arbeitstages frei gestalten konnte. Wenn sich das verändert, sind das natürlich andere Realitäten, und das ist schwierig zu akzeptieren. Wir sehen aber gleichzeitig, dass über ein Viertel der Lehrer auch dafür ist. Und ich bin mir sicher, je mehr das sozusagen zur normalen Realität wird, je mehr junge Lehrer reinkommen, die unter dieser Realität sich für den Job entschieden haben, desto mehr wird sich da auch die Meinung ändern."
    Lehrer als Schlüsselelemente im Bildungssystem
    Und um Bildungsreformen auf den Weg zu bringen, sei es wichtig, die Meinung der Lehrer ganz genau zu kennen, sie seien die Schlüsselelemente im Bildungssystem:
    "Zum einen sind sie natürlich die Hauptakteure und die Lehrer sind der wichtigste Einflussfaktor dafür, wie die Qualität des Bildungssystems ist, wie viel die Schülerinnen und Schüler lernen. Gleichzeitig ist es aber auch so, dass die in so einem Bereich, wie alle anderen Berufsgruppen in ihrem Bereich auch, Eigeninteressen haben. Wenn wir Politik machen wollen, dann kann man das selten gegen die Lehrer machen, sondern dass sind eben die entscheidenden Interessenträger in diesem Bereich."
    Aufnahmeprüfungen an den Universitäten?
    Und die müsse man mit ins Boot holen, sonst hilft die beste Reformidee nichts, so Ludger Wößmann. Als Verhinderer will er die Lehrer dabei nicht sehen, einige neue Ideen finden in der Umfrage sowohl überwiegend Befürworter in der Bevölkerung, als auch bei den Lehrern:
    "Zum Beispiel für die Idee einer Fortbildungspflicht für Lehrer sogar außerhalb der Unterrichtszeit gibt es eine absolute Mehrheit der Lehrer, die dafür sind. Oder die Frage: Sollte es Aufnahmeprüfungen geben an den Universitäten für Leute, die den Lehrerberuf ergreifen wollen, in dem Sinne, dass sie sowohl fachlich, als auch pädagogisch geeignet sind, gibt es absolute Mehrheiten dafür, wo wir sehen, doch, auch die Lehrer sind dem gegenüber ganz offen."
    Vor jeder Reform sei es wichtig, mit den Lehrern in die Diskussion zu kommen. Neuerungen im Bildungssystem sollten nicht nur den Schülern etwas bringen, sondern sie müssten in jedem Fall von den Hauptakteuren und Betroffenen mit getragen werden.