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iGEM 2019
DNA-Schnelltest für Weinstöcke siegt bei WM der Bio-Hacker

300 Teams mit über 3000 Studierenden aus aller Welt. Beim Finale des Bio-Hacker-Wettbewerbs iGEM in Boston traten sie mit innovativen Projekten gegeneinander an. Am Ende hatten die Schweizer die Nase vorn: Mit einem DNA-Schnelltest, der schädliche Bakterien in Rebstöcken aufspürt.

Von Michael Lange | 05.11.2019
Gelbe Weinbergreihen im Herbst bei Piesport / Mosel
Wenn sich Rebstöcke schon vor Herbstbeginn gelb verfärben und Blätter verlieren, sind meist Pflanzenschädlinge schuld daran (www.imago-images.de)
Unter den Teilnehmern ohne universitären Abschluss zeichnete die Jury des alljährlichen "Giant Jamboree", dem Wettbewerb der International Genetically Engineered Machine Foundation (iGEM), in Boston zwei Teams aus China aus - eines aus der Volksrepublik, eines aus Taiwan. Bei den Teilnehmern, die bereits einen Bachelor-Abschluss haben, landete das Projekt ViTEST ganz oben auf dem Siegertreppchen: Ein DNA-Schnelltest, der Pflanzenkrankheiten bei Rebstöcken nachweisen kann. Der Test unterscheidet zwischen zwei verbreiteten Reben-Krankheiten, ausgelöst von Bakterien ohne Zellwand, so genannten Phytoplasmen.
Werkzeug für den Gesundheitscheck im Weinberg
"Flavescence Doree" führt zu einer goldgelben Verfärbung der Reben - die Blätter vergilben und sterben ab. Der Erreger wird von der amerikanischen Reb-Zikade übertragen und ist sehr infektiös ist. Deshalb müssen die befallenen Weinstöcke möglichst schnell vernichtet werden, um die Ausbreitung zu stoppen. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist ebenfalls ratsam.
"Bois Noir", die so genannte Schwarzholzkrankheit, schädigt die Pflanzen ebenfalls und führt zu ähnlichen Symptomen. Überträger ist die Glasflügelzikade, die erst im Folgejahr für Verbreitung sorgt. Eine sofortige Vernichtung der Pflanzen ist deshalb nicht notwendig.
Gutes Beispiel für sinnvolle "Do-it-yourself"-Biologie
Für Winzer ist es wichtig beide Krankheiten schnell zu unterscheiden. Bislang ging das nur über aufwändige Erbgut-Analysen der Pflanzenschädlinge in spezialisierten Labors. Der DNA-Schnelltest, den die Schweizer Studierenden entwickelt haben, spart Kosten und liefert den Winzern noch am selben Tag Ergebnisse. Ein gutes Beispiel für sinnvolle "Do-it-yourself"-Biologie - ganz im Sinne der iGEM-Statuten.
Die Teilnehmer des jährlichen Studierendenwettstreits der Bio-Hacker sollen selbstständig eigene Projekte im Bereich der synthetischen Biologie durchführen, die Gentechnik, Nanotechnik und Bioinformatik verbindet.
Ins Leben gerufen wurde der iGEM-Wettbewerb 2003 am Massachussetts Institute of Technology. 2009 nahmen bereits über 100 Teams daran teil. Um dem wachsenden Andrang gerecht zu werden, wurde die Veranstaltung 2015 in ein Konferenzzentrum in Boston verlegt. Die Teilnehmer kommen inzwischen aus aller Herren Länder. Jeweils rund ein Viertel der Auszeichnungen gehen an Teams aus den USA, China und Europa. 2021 wird das nächste iGEM-Jamboree in Paris stattfinden.