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Im Auf und Ab der Aktienkurse

Am 1. Juli wird der Dax 25 Jahre alt - und so hoch wie in diesen Tagen stand der Aktienindex noch nie. Den ersten Höhepunkt erlebte der Index bei der deutschen Wiedervereinigung. Heute euphorisiert die Europäische Zentralbank die Anleger mit dem Versprechen, den Euro egal zu welchem Preis retten zu wollen.

Von Stefan Wolff | 31.05.2013
    Collage Börsenreporter:
    "Die Rallye der Aktienkurse geht zwar weiter, aber mit etwas gedrosseltem Tempo/ Der wichtigste deutsche Aktienindex strebt von einem Allzeithoch/ geht es in den ersten Minuten des Computerhandels weiter aufwärts/ Der Wonnemonat Mai machte seinem Namen alle Ehre. An den Börsen setzte sich die Rekordjagd fort/ Vieles spricht also dafür, dass noch Luft nach oben ist für den Dax."

    Nach fünf Jahren ist er wieder da und in aller Munde. Der Deutsche Aktienindex hat die 8000-Punkte-Marke geknackt und gleich darauf neue Rekorde markiert. So hoch wie dieser Tage stand der Dax in den 25 Jahren seines Bestehens noch nie.

    Für viele Beobachter wirkt die Börsenparty wie ein Tanz auf dem Vulkan. Denn die Probleme der Euro-Schuldenkrise, die den Aktienmarkt so lange im Griff gehalten haben, sind noch lange nicht gelöst.

    Die Notenbanken dieser Welt bekämpfen die bestehenden Unsicherheiten mit billigem Geld. Doch die niedrigen Zinsen allein schienen das Problem nicht zu lösen. Das Vertrauen in den Euroraum war nachhaltig gestört, bis der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, im Juli vergangenen Jahres Entschlossenheit zeigte:

    "”The ECB is ready to do everything to preserve the Euro. And believe me: It will be enough.

    Die EZB ist bereit, alles zu unternehmen, um den Euro zu bewahren. Und glauben Sie mir: Es wird ausreichen.”"

    "Seitdem die Rettung Europas im Prinzip nun der absolute politische Wunsch ist, und nun alles unternommen wird – auch und nicht zuletzt seit der letzten EZB-Zinssenkung, die neues Feuer insbesondere in den Dax gebracht hat, ist jetzt endlich mal auch der Aktienmarkt gefragt. Obwohl er nun gerade wegen seiner hohen Renditen viel interessanter ist als andere Anlageformen, die vorher stärker präferiert wurden,"

    urteilt der Aktienexperte Ascan Iredi. Das Versprechen Draghis hat die Anleger euphorisiert. Seit Juli 2012 ziehen die Kurse steil an. Der Deutsche Aktienindex hat seitdem fast 2000 Punkte zulegen können. Befeuert wird diese Rallye von dem Versprechen, dass Geld noch lange billig bleibt.

    Zinsprodukte wie Anleihen oder Tagesgeld werfen kaum Rendite ab. Aktien gelten derzeit geradezu als alternativlos. Dabei profitiert die Börse auch davon, dass die niedrigen Zinsen erst gar nicht dort ankommen, wo sie eigentlich ankommen sollen, erklärt Oliver Roth vom Wertpapierhandelshaus Close Brothers Seydler:

    " Wir haben derzeit eine relativ günstige Situation, denn das Geld, das Mario Draghi herausgibt, bleibt relativ stark im Finanzzirkel drin und geht nicht in die reale Wirtschaft. Das heißt, es gibt keine Inflation. Von daher kann man sagen, dass die Worte von Mario Draghi volle Wirkung entfalten können, gerade im positiven Sinne für die Aktienmärkte."

    Der EZB-Präsident erklärt das neue Anleihenkaufprogramm
    Der EZB-Präsident Mario Draghi macht den Anlegern eine Freude. (picture alliance / dpa / Boris Roessler)
    Der ursprüngliche Grund für Börsen: Die Finanzierung von Firmen
    Nicht nur Banken sollen Unternehmen mit Krediten versorgen und so die Wirtschaft ankurbeln. Auch die Börse war ursprünglich als Finanzierungsinstrument für Firmen gedacht. Seit vielen Jahrhunderten schon können sich Anleger an der Börse an Unternehmen beteiligen. Mit ihrem Anteilsschein tragen sie ein Stück des unternehmerischen Risikos. Aber auch die Gewinne werden auf viele Schultern verteilt, in Form einer Ausschüttung, der Dividende.

    Die Risiken zeigen sich aber auch an schwankenden Aktienkursen. Anleger an der Börse handeln vor allem mit den Erwartungen an die Unternehmen. Rechnen sie mit steigenden Gewinnen, steigen auch die Kurse. Erwarten sie schlechte Geschäfte, fallen die Kurse. So spiegelt die Börse auch die wirtschaftliche Lage wider.

    Das Gesamtgeschehen an den Finanzmärkten zeichnen die Börsenindizes nach. Die Idee, Aktien in einem Index zusammenzufassen, war auch vor 25 Jahren nicht neu. Schon im Jahr 1884 entwickelten die Gründer des Wall Street Journal, Charles Dow und Edward Jones, den Dow Jones-Index für den amerikanischen Aktienmarkt.

    Eine Erfolgsgeschichte, die in Deutschland erst spät Nachahmer fand. Allerdings gab es viele andere Indizes, etwa den der Börsenzeitung oder den der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, außerdem die Indizes einzelner Banken, erzählt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut. Doch die Vielfalt der Indizes hatte einen Nachteil:

    "Die Eigenschaft, dass sie von einem bestimmten Anbieter im Wettbewerb angeboten wurden. Das war für die Zeitungen immer eine gewisse Überwindung, den Index, der von einer anderen Zeitung berechnet wurde, zu zitieren. Und da hat die deutsche Börse damals quasi ein Zeichen gesetzt und hat gesagt: Wir bauen für diesen Marktplatz einen Index, den alle akzeptieren und zitieren können."

    Einer der Väter das Dax möchte sich nicht feiern lassen
    Einer der Väter des Deutschen Aktienindex ist Frank Mella, damals Redakteur bei der Börsenzeitung. Mella sorgte dafür, dass der Dax mit 30 Unternehmen bestückt wurde, und entwickelte die komplizierte Rechenformel mit, anhand der der Dax bis heute berechnet wird. Als "Index-Erfinder" wollte sich Frank Mella allerdings nie feiern lassen:

    "Wenn überhaupt jemand einen Aktienindex erfunden hat, dann in der Tat die Herren Charles Dow und Edward Jones. In der Tat liegt der Unterschied zum Dow-Jones-Index darin, dass der Deutsche Aktienindex gewichtet ist. Das heißt also: Die einzelnen Gesellschaften gehen gemäß ihrer Bedeutung, der Höhe ihres Grundkapitals in die Berechnung ein."

    Dass die Unternehmen bei der Index-Berechnung unterschiedliche Gewichte in die Waagschale werfen, macht den Dax dynamischer als andere Indizes. Die Beschränkung auf die 30 größten börsennotierten Unternehmen ist damit die einzige große Parallele zum Dow Jones.

    Frank Mella hat den DAX realistischer konstruiert als es Dow und Jones mit ihrer anfangs einfachen Rechnung getan haben. Doch mehr als auf die Gewichtung der einzelnen Titel, ist Mella stolz auf sein damaliges Anliegen, auch dem deutschen Markt eine Messlatte für Termingeschäfte an die Hand zu geben.

    Mit Termingeschäften werden in der Gegenwart sozusagen Wetten auf die Kurse der Zukunft abgegeben. Wer in der Zukunft Aktien braucht, um etwa damit ein anderes Unternehmen zu kaufen, kann sich schon jetzt den Kurs sichern. Und als "Salz in der Suppe" eignen sich Termingeschäfte hervorragend für Spekulationen, freilich mit großen Risiken und ebensolchen Chancen. Das hat Mella schon damals vorausgesehen, als er sein Konzept schrieb, obwohl es eine deutsche Terminbörse noch gar nicht gab:

    "Da steht drin, man solle den Deutschen Aktienindex vom Start weg so konzipieren, dass man später mal Terminkontrakte darauf handeln kann. Und da liegt heute in der Tat der Witz an der Sache. Das ist insofern auch bemerkenswert, als 1987 die Deutsche Terminbörse überhaupt noch nicht existierte. Die ersten DAX-Futures sind im November 1990 eingeführt worden. Ich habe also den Vorschlag drei Jahre vor der Einführung des Terminhandels gemacht."

    Voraussicht für einen geschickten Schachzug
    Rückblickend war dies ein geschickter Schachzug, denn inzwischen findet an der zur Deutschen Börse gehörenden Terminbörse Eurex mehr Handel statt als im klassischen Aktiengeschäft. Viele dieser Geschäfte berufen sich als Grundlage, als "underlying", auf den Dax - als Option oder als Future auf den Index oder seine einzelnen Aktienwerte.

    Und es geht noch weiter: Die Deutsche Börse handelt auch mit den Namensrechten für den Dax und mit dem Recht, Anlageprodukte auf den Dax auflegen zu dürfen. Eine Goldgrube, die Konrad Sippel von der Deutschen Börse naturgemäß etwas zurückhaltender beschreibt:

    "Der Dax ist natürlich eine der wichtigen und zentralen Marken für die deutsche Börse. Der Dax ist ein wichtiges Handelsunderlying an der Eurex. Das Geschäft mit den Indizes ist natürlich auch eines, das wir ausgebaut haben und betreiben und der Dax ist das zentrale Stück."

    Um die starke Marke Dax herum ist fast so etwas wie eine kleine Industrie entstanden. Es gibt an der Börse handelbare Indexfonds, Derivate, strukturierte Produkte - die Zertifikate – und Indizes, jede Menge Indizes. Die Dax-Familie ist rasant gewachsen. Noch einigermaßen bekannt sind der Nebenwerteindex M-Dax, der die 50 Unternehmen hinter dem Dax repräsentiert, der TecDax für Technologiewerte und der S-Dax für kleinere Firmen. Dazu kommen Indizes auf einzelne Themen und Branchen – 120.000 verschiedene Indexprodukte können Anleger kaufen und verkaufen. Konrad Sippel von der Deutschen Börse:

    "Wir haben Kunden aus der ganzen Welt, die den Dax verwenden, in allen Formen von Investmentprodukten, und das ist sicherlich international auch die Benchmark für Deutschland. Wenn ein internationaler Investor sich deutsche Aktien anschaut, dann wird er auf den Dax schauen und den Dax auch verwenden."

    Der Deutsche Aktienindex dient auch der Fondsbranche als "Benchmark", also als Richtschnur. Dabei geht es nicht darum, den Index selbst abzubilden. Die Fondsmanager, die sich am Dax abarbeiten, stehen quasi mit dem Index im Wettbewerb. Davon hat auch der Sparer etwas, sagt der Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI, Rolf Drees:

    "Für die Frage, ist ein Fonds gut, muss man schon schauen, was macht der Markt insgesamt. Also, wenn Anleger sich beispielsweise freuen, weil der Fonds 20 Prozent Plus gemacht hat, dann ist das verständlich. Wenn aber der Index dann in dieser Zeit, der der Vergleichsmaßstab war, 25 Prozent gemacht hat, dann wäre der Fonds kein Guter gewesen."

    Der Dax war nicht von Anbeginn der Dax. Die Taufe war kompliziert, wie sich Rüdiger von Rosen erinnert. Er war damals Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Wertpapierbörsen und von 1990 bis 1994 Vorstandssprecher bei der Deutschen Börse AG.:

    "Wir haben uns damals auf einen Deutschen Aktienindex verständigt, das Kürzel war belegt, DAI, durch die damalige Daimler-Benz AG. Und insofern hat Manfred Zaß, damals zuständiger Vorstand bei der Deutschen Girozentrale, heute Deka Bank, dann sehr spontan in einer Vierergruppe auf dem Frankfurter Börsenparkett gesagt: Dann nennen wir dieses Kind Dax."
    Am 1. Juli 1988 wurde der Dax offiziell aus der Taufe gehoben. Auf 1.000 Punkte wurde der Index rückwirkend zum 1. Januar 1988 zurückgerechnet. Es begann ein nicht selbstverständlicher Aufstieg.

    Am Tag nach der Öffnung am 9. November 1989 steigen Menschen auf die Berliner Mauer vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
    Am Tag nach der Öffnung am 9. November 1989 stiegen die Menschen auf die Berliner Mauer - auch die Kurse gingen in die Höhe. (AP)
    Der erste große Startschuss: die Wiedervereinigung
    Denn hätten die Gründerväter den Dax im Jahr 1987 ins Leben gerufen, hätte ein schwerer Crash den Auftakt verdorben. So aber stiegen die Kurse steil an, und anderthalb Jahre nach dem Start gab es einen unerwarteten Boom.

    "Der erste große Startschuss, wo der Dax im Vordergrund stand war, die Wiedervereinigung. Die Hoffnung für Deutschland, für ein sehr starkes Deutschland, für einen Aufschwung, der kommt dank der hohen Investitionen in den damals neuen Bundesländern. Sicherlich bedeutet viel Spekulation auch viel Fehlspekulation, das kennen wir bereits, trotzdem: Das war ein ganz wichtiger Meilenstein."

    Sagt der Aktienexperte Ascan Iredi. Diesen Aufschwung an den Märkten haben die meisten Deutschen gar nicht bemerkt. Das sollte beim nächsten Boom anders werden, ging es doch um "Volksaktien" und das Versprechen, dass jeder reich werden könne, wenn er nur Geduld mitbringe.

    "Es gibt Sachen, die soll man einfach ne Weile in Ruhe lassen. Den Rotwein hier zum Beispiel oder aber die Telekomaktie."

    Vor den Werbespots mit dem Schauspieler Manfred Krug gab es 1996 kein Entrinnen. Krug rührte die Werbetrommel für die Privatisierung der Telekom.

    Sommer, Ron Sammelklage Telekom-AktieSelten hatte eine Aktie so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Der Börsengang sollte die Deutschen von Aktienmuffeln zu begeisterten Anlegern machen. Das Vorhaben scheiterte – wegen falscher Versprechungen. Der Börsenfachmann Frank Lehmann:

    "Ich kann mich noch dran erinnern, dass Ron Sommer von der Telekom strahlend, der große Sonnemann über das Parkett gelaufen ist. Dann kam der Eichel und alle waren am Strahlen, sodass der Bürger gesagt hat: Da kann mir nichts passieren. Das soll ja auch ne Volksaktie sein, und mit der kann mir nichts passieren. Und dann kam der Crash mit der T-Aktie und da hat sich der Anleger nie erholt davon."

    Es folgten Blasen auf Blasen - bis zur heutigen Finanzkrise
    Bis auf 103,50 Euro waren Telekom-Aktien gestiegen. "Ron mach uns reich", hatte ein Boulevard-Blatt getitelt. Doch es folgte der Absturz. Seit Jahren dümpeln T-Aktien unter zehn Euro.

    Nach der Jahrtausendwende platzte die Internetblase. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 und eine lange Rezession verlängerten die Talfahrt an den Aktienmärkten.

    Die Notenbanken reagierten auf den Crash mit deutlichen Zinssenkungen, doch erst im Frühjahr 2003 konnte der Absturz gestoppt werden. Dabei hatten die Währungshüter mit den niedrigen Leitzinsen bereits die Grundlage für die nächste Krise geschaffen. Für ein bisschen mehr Rendite waren Anleger bereit, sehr hohe Risiken einzugehen.

    In den USA entstand eine Spekulationsblase am Immobilienmarkt. Die Blase platzte, was schließlich im Herbst 2008 die Investmentbank Lehman Brothers in die Pleite trieb. Auf die Immobilienkrise folgte so die Finanzkrise, weil sich viele Banken an undurchsichtigen Finanzprodukten verhoben hatten. Danach kam die Staatsschuldenkrise, weil Staaten wie Spanien oder Irland ihre Bankenlandschaft nicht ohne Hilfe von außen retten konnten.

    Der Deutsche Aktienindex galt mal als finanzlastig, weil er von Deutscher und Dresdner Bank, von der Commerzbank, der Bayerischen Hypotheken- und der Bayerischen Vereinsbank, von der Allianz und der Münchner Rück bevölkert wurde. Mal wurde dem Dax Technologielastigkeit vorgeworfen, weil sich neben Siemens der Chiphersteller Infineon und der Hersteller elektronischer Bauteile Epcos dort tummelten. Im Endeffekt spiegelte der Dax damit aber nur die Trends der Wirtschaft in Deutschland.

    Einmal im Jahr trifft sich der Arbeitskreis Indizes, um über die Dax-Mitglieder zu entscheiden. Handlungsspielraum gibt es dabei aber nicht, berichtet Konrad Sippel von der Deutschen Börse:

    "Es geht nach rein quantitativen Kriterien, das heißt, welche Unternehmen stehen auf der sogenannten Rangliste auf welchen Plätzen und sie müssen dort einfach gesagt, um reinzukommen zu den 25 besten bei Marktkapitalisierung und Börsenumsatz gehören und um wieder rauszufallen, um das gleich vorweg zu beantworten, darf ein Unternehmen dann nicht schlechter als Rang 40 in einem der beiden Kriterien sein."

    Auf weiche Kriterien, wie die Zugehörigkeit zu einer Branche, nehmen die Hüter des Deutschen Aktienindex also keine Rücksicht. Dennoch ist der Dax stets als Gradmesser der deutschen Wirtschaft wahrgenommen worden.

    Das ist er natürlich nicht ganz, denn das Rückgrat der deutschen Wirtschaft ist der Mittelstand. Doch die 30 Dax-Werte repräsentieren zumindest die Börse sehr gut, sagt Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut:

    "Der Dax ist sicher das Flaggschiff für die deutschen Aktiengesellschaften, er umfasst 60 - 70 Prozent der Marktkapitalisierung, bildet den Markt schon sehr breit ab, was wir brauchen, ist ein breiteres Verständnis innerhalb der Bevölkerung, dass es mit Aktien auf und abwärtsgeht, dass die Börse keine Einbahnstraße ist, dass die Aktienkurse auf lange Sicht doch vom Fleck weg kommen, dass man mit Aktien schon eine vernünftige Rendite erzielen kann, wenn man ganz einfache Regeln berücksichtigt, die für jedermann erlernbar und verständlich sind."

    Die meisten Anleger, die sich mit Aktien beschäftigen, haben den Dax bisher dreimal auf 8.000-Punkte steigen und zweimal abstürzen sehen. Die Angst vor dem neuen Absturz ist wieder da. Doch 8.000 Punkte aus dem Jahr 2000 sind nicht 8.000 Punkte von heute, erklärt der Sprecher des deutschen Fondsverbands BVI, Rolf Drees:

    "Damals wurden die Unternehmensgewinne der Dax-Unternehmen ungefähr mit dem Faktor 30 bewertet, ein Unternehmen, das damals einen Euro erwirtschaftete, da wurde die Aktie zu 30 gehandelt. Inzwischen sind die Gewinne deutlich gestiegen, wenn jetzt ein Unternehmen einen Euro erwirtschaftet, dann wird es nur noch mit dem Faktor 12 gehandelt, also dann wäre ein Unternehmen, das einen Euro je Aktie verdient, an der Börse mit etwa 12 Euro bezahlt. Insofern zu sagen, der Dax war damals 8.000 und ist danach gefallen und steht jetzt bei 8.000 und wird dann wieder logischerweise auch fallen, das ist deutlich zu kurz gesprungen, denn die Aktien sind heute zu damals wesentlich günstiger."

    Das Archivbild vom 11. September 2001 zeigt die brennenden Türme des World Trade Centers hinter dem Empire State Building in Manhattan
    Verstärkte die Talfahrt an den Aktienmärkten: Der 11. September 2001. (AP / Marty Lederhandler, File)
    Die Unterschiede des Dax zu anderen Indizes
    Und noch etwas spricht für weitere Gewinnchancen. Der Deutsche Aktienindex ist ein sogenannter Performance-Index, während andere Börsenbarometer, wie zum Beispiel der französische CAC 40 oder der japanische Nikkei Kursindizes sind. Ascan Iredi erklärt den Unterschied.

    "Der Dax hat einen großen Vorteil. Er nimmt das, was andere Indizes nicht machen, nämlich die Dividenden mit hinein in die Kursberechnung. Werden Dividenden ausgeschüttet, wirkt sich das letztendlich Kurs steigernd aus. Das ist eigentlich nur gerecht, denn letzten Endes gehören diese Gewinne zu den Unternehmen dazu. Das ist ja auch Sinn und Zweck."

    Wäre der Dax anders konstruiert, würde er jetzt unter 4.900 Punkten stehen und damit 30 Prozent unter dem Allzeithoch. Damit wäre noch Luft nach oben.

    Doch alles Rechnen nutzt angesichts der politischen Unsicherheiten wenig. Der Aktienhändler Oliver Roth hält kaum etwas von den alten Ratschlägen, Aktien einfach nur lange zu halten. Anleger müssen auf der Hut sein, sagt Roth:

    "Die Aktienmärkte haben bestimmte Rhythmen, drei bis fünf Jahre laufen sie, dann gehen sie drei Jahre runter und in dieser Phase, in der sie runtergehen, da muss man letztendlich einsteigen, da kann man viel Geld machen und auf lange Sicht gesehen, wenn man einen Sparplan hat über 20 Jahre, dann hat man mit Aktien ein wesentliches Instrument, um sich auch fürs Alter abzusichern."

    25 Jahre Dax, das ist kein einfaches Jubiläum. Die deutschen Sparer sehen Aktien skeptisch, zudem droht die Krise jederzeit wieder aufzuflammen. Oliver Roth:

    "Der Dax kostet jede Menge Nerven und deswegen muss man auch immer Distanz zu dem Job und zu den Aktienmärkten wahren, damit man eben auch nicht jede Bewegung emotional mitmacht und damit man sich auch mal zurücklehnen kann und das verrückte Spiel mit den Aktienkursen einfach nur beobachtet."