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Im Ehrenamt für Wespen und Hornissen

Wenn die Tage demnächst wärmer werden, machen sich Wespen- und Hornissenköniginnen auf die Suche nach einem geeigneten Ort für den Nestbau. Und diese Wahl sollte der Mensch respektieren, denn die Tiere erfüllen wichtige Funktionen im Gleichgewicht der Natur. In Niedersachsen beraten ehrenamtliche Experten Bürger, wenn diese Probleme mit Wespen- und Hornissennestern haben.

Von Dirk Drazewski: | 08.03.2005
    Wespenbeauftragte sind ganz unterschiedliche Menschen, die sich ehrenamtlich für die Insekten engagieren. Meist sind es Biologen, Naturschützer oder Imker. Bei Problemen mit Wespen oder Hornissen im häuslichen Bereich wollen sie betroffenen Bürgern helfen. Seit Jahren bildet Jutta Gerlach bereits ehrenamtliche Berater aus. Ihr Ziel ist eindeutig:

    "Dass die Bevölkerung aufgeklärt wird, mit Wespen und Hornissen sorgsam umzugehen. Sie sind ein Teil unseres Lebensraumes – auch wenn einige sich davor fürchten."

    Angst und Furcht kommt vor allem dann auf, wenn die Tiere nahe am Haus nisten, und ständig in der Nähe der Menschen umherschwirren. Erfahrungen, die der ehrenamtliche Wespen- und Hornissenberater Magnus Eilerts aus seiner Praxis im Landkreis Nordhorn kennt:

    "Die Deutsche Wespe ist auch leider mit am Kaffeetisch zu finden. Das heißt, die Wespe, die bei Ihnen auf dem Kuchen, auf dem Brot sitzt – oder in der Cola, das ist die Deutsche oder Gemeine Wespe. Dazu gehört dann dieses Nest mit unwahrscheinlichen Ausmaßen bis zu einem Meter. Es ist schwierig, sie umzusiedeln, aber machbar."

    Bis zu 8000 Wespen leben in diesem papierähnlichen grau melierten Nest. Außen ist es durch eine Art Pappmache geschützt , innen haben die Wespen unzählige Waben gebaut. Wer so ein großes Nest unter dem eigenen Dach hat, ist meist nicht sehr erfreut. Auf der Suche nach Hilfe merken sie oft, dass kompetente Ansprechpartner fehlen:

    "Es rufen viele bei der Polizei an: Bitte helfen Sie mir, ich habe hier ein Problem mit Wespen. Das Problem ist natürlich, dass die Polizei oft nicht weiß, wer ist Ansprechpartner. Oft verweisen sie auf Imker oder an die Feuerwehr – aber das ist kein guter Weg."

    Zum einen sind selbst Feuerwehrleute aufgrund mangelnder Ausbildung oft machtlos und wissen nicht immer Bescheid, was zu tun ist, zum anderen, und das ist den Naturschützern wichtig, verfügen sie nicht über Fachwissen im Bereich Natur- und Artenschutz. Selbst Wespen sind nach dem allgemeinen Naturschutz geschützt, Hornissen unterliegen einem besonderen Schutz, so Diplom-Biologe Hermann Geffken:

    "Die stehen unter besonderem Schutz. Da hat in jedem Fall vor einer Beseitigung oder Umsatz oder Abtöten die zuständige Naturschutzbehörde ihre Genehmigung zu geben. Das gilt auch für Hummeln oder Wildbienen. "

    Die ausgebildeten Wespen- und Hornissenexperten mit ihrem Fachwissen sollen bei geplagten Bürgern vor Ort aktiv werden und individuelle Lösungen für Mensch und Tier finden. Magnus Eilerts nennt ein Beispiel:

    "Jedes Mal, wenn ich das Garagentor aufmache und meinen Wagen rausfahren will, schwirren Wespen um mich herum. Und daraufhin habe ich denn das Nest mit nach Hause genommen und habe das bei mir zu Hause in der Garage hingestellt. "

    Umsiedeln, statt die Wespen abzutöten, darin sind sich die Naturschützer einig. Eine Aufgabe, für die bislang keiner in den Kommunen so richtig zuständig war.
    Das soll sich ändern. Der Biologe Rolf Witt plädiert für ein landesweites Netzwerk – angesiedelt bei den Landkreisen oder in den Stadtverwaltungen:

    "Aber in Niedersachsen ist es wichtig, dass sich die Kräfte bündeln, die im Bereich Wespenschutz aktiv sind und dort, wo noch keine Berater sind, neue gefunden werden. "

    Die Berater sollen im Auftrag der Kommune die Bürger informieren. Für die Landkreise oder Städte entstehen dadurch nur geringe Kosten – eine kleine Aufwandsentschädigung und die nötige Grundausstattung müsste gestellt werden – also Imkerschutzanzug und kleine technische Hilfsmittel. Denn auch die ehrenamtlichen Wespenbeauftragten wollen nicht gestochen werden:

    "Es tut halt weh. Aber wenn man die Augen zumacht, kann man sogar am Schmerz erkennen, was da gestochen hat."

    Aber alles halb so schlimm, sagen die Praktiker. Zusammen mit den Biologen suchen sie nun neue Berater. Vor allem Feuerwehrleuten soll die Möglichkeit der Fortbildung geboten werden, aber auch engagierte Naturschützer oder Imker sollen angesprochen werden. Nach einigen Schulungen können sie dann selbstständig arbeiten.