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Im Wilden Westen der Skifans

Wer in den Rocky Mountains Ski fährt, der kann sich auch ein wenig als Cowboy fühlen. Das alte Minenstädtchen Breckenridge erinnert noch sehr an jene Zeit, als Glücksritter und Abenteuersuchende in die Rockies kamen. Jetzt lockt viele das weiße Gold: der Schnee.

Von Andreas Burmann | 06.02.2011
    Wir befinden uns rund 10.000 Meter hoch über Schottland auf dem Weg von Frankfurt nach Denver. Während der Pilot Details der insgesamt zehn-einhalb-stündigen Flugzeit erklärt, überlegen wir, wie wir die kommenden Tage in den Rocky Mountains von Colorado wohl erleben werden. Gode, der erst vor einigen Jahren, als Anfangs-Sechziger, den Skisport entdeckt hat, und Dirk, schon lange auf Skiern, erhoffen sich:

    "Gutes Skiwetter, schöne breite Pisten, fantastischen Schnee, nettes Feeling, netten Umgang mit den Menschen; ich denke, es wird 'ne ganz heiße Zeit."

    "Und wir hoffen natürlich den sagenumwobenen Pulverschnee, den Champaign Powder, in irgendeiner Form jetzt auch anzutreffen. Und jetzt schauen wir mal, wie's wirklich ist."

    Der Dritte, Frank, hat die Rockies schon länger auf seiner Wunschliste gehabt. Und der Vierte, Gerwald, setzt seine Erwartungen dagegen ganz niedrig an; ob er mit seiner Vorsicht am Ende richtig liegen wird?

    Nach der Landung machen wir uns mit einem geräumigen SUV auf der Interstate Seventy westwärts auf den Weg. Zügig geht es an Denvers Hochhaus-Silhouette vorbei und dann in weiten Kurven zunächst dreispurig die Berge hinauf. Eine Dreiviertelstunde vor unserem Ziel, auf halber Strecke, stellen wir fest, mit dem allradangetriebenen Fahrzeug eine gute Wahl getroffen zu haben: Schnee- und Eisflächen liegen auf der Fahrbahn. Und als wir bei Frisco die "I Seventy" verlassen, rollen wir die letzten neun Meilen auf dem zentralen Colorado State Highway 9 über eine geschlossene Schneedecke.

    Breckenridge ist ein altes Minenstädtchen mit dreieinhalbtausend Einwohnern und knapp 30.000 Gästebetten, gegründet 1859, in einem Hochtal etwas über 2900 Meter über dem Meeresspiegel mit nur 30 frostfreien, aber auch 300 sonnigen Tagen im Jahr. Die Landschaft wirkt in weiten Teilen durch die eher sanft gerundeten, bis auf dreieinhalbtausend Meter hoch bewaldeten Berge eher wie ein Mittelgebirge. Alpin dagegen erscheinen die bis über 4000 Meter aufragenden Berge des Gebirgszugs, auf dem auch das Skigebiet liegt. Das Stadtbild von Breckenridge, vor allem der Historic District, erinnert noch sehr an jene Zeit, als arme Arbeiter, Glücksritter und Abenteuersuchende hierher in die Rockies kamen, um beim Goldschürfen ihr Glück zu machen. Uns, die das weiße Gold hierher gelockt hat, zieht es nach der langen Anreise passenderweise in den "Gold Pan", also den "Goldsieb-Saloon".

    Hier, wo es mit der Stadtgründung die älteste Alkohollizenz westlich des Mississippi gegeben hat, treten wir stilecht durch eine alte Schwingtür ein. Von der Decke hängen zu Lampenfassungen umfunktionierte Wagenräder, tauchen den großen Raum in schummeriges Licht; aus einem uralten gusseisernen Kanonenofen, der irgendwie an eine Destillieranlage für Feuerwasser erinnert, flackert ein Holzfeuer. An der Wand dahinter prunken ein bulliges Büffelhaupt und ein kapitaler Hirschkopf.

    Fast Wild-West-Atmosphäre, hingen da nicht auch die üblichen Flachbildschirme mit TV-Bildern vom Football und Neon-Reklame für Biere. Im vorderen Teil des Saloons, neben Stehtischen und Barhockern, vergnügen sich Gäste mit einem Geschicklichkeitsspiel, dem Ring Toss. Dabei müssen sie einen von der Decke herabhängenden Metallring so gegen einen Stützbalken pendeln, dass er sich in einen daran befestigten Haken einhängt. Ab und an gelingt das. Am originalen Bartresen, mitsamt hohem Barschrank dahinter, von 1859 bestellen wir eine Runde American amber vom Fass und stoßen an.

    Der nächste Morgen beginnt mit einem guten Frühstück am Esstisch unseres geräumigen Vierzimmer-Condominiums und dem gespannten Blick auf das Fernsehgerät neben dem gemauerten Kamin. Der lokale Fernsehsender "TV Eight Summit" gibt seinen Wetterbericht: Der Gewinner im Rennen um den besten Pulverschnee ist – wieder einmal – Breckenridge, hat die Sprecherin verkündet. In den 24 Stunden vor unserer Ankunft hat es 26 Inches, mehr als 60 Zentimeter Neuschnee, gegeben. Und in der Nacht sind weitere Zentimeter hinzugekommen.

    Gut gelaunt bestellen wir das hauseigene Shuttle und lassen uns zur Bergbahnstation fahren. Dieser kostenlose Service begann in der Mountain Thunder Lodge, in der wir wohnen, und ist seit ein paar Jahren auf andere Unter-Fünf-Sterne-Unterkünfte erweitert, erklärt uns Fahrer Josh. Nach kurzer Fahrt steigen wir an der Talstation der "Breck Connect Gondola" aus. Diese Umlaufbahn bringt uns in wenigen Minuten vom großen Parkplatz am Ortsrand an die Basisstation von Peak Seven. Er ist der nördliche der vier Skiberge, die schlicht nach Nummern benannt sind, also Peak Seven, Eight, Nine und Ten.

    Ein Sechser-Sessellift trägt uns zur Mittelstation hinauf. Dort müssen wir uns nicht lange an einem großen aufgestellten Pistenplan orientieren. Ein Mann in blauem Anorak mit dem verschnörkelten B-Logo von Breckenridge auf der Brust und großem Informations-I auf dem Rücken bietet freundlich seine Hilfe an. Ryan ist einer von zahlreichen ehrenamtlichen Guest-Service-Leuten, die an zentralen Liftstationen Skifahrer beraten und ihnen geeignete Pisten empfehlen. Für diesen Einsatz entschädigt sie die Vail Resort Company, die neben Breckenridge auch die umliegenden Skigebiete Keystone, Vail und Beaver Creek betreibt, mit freien Lifttickets. Ryan führt uns in das Ski-Areal ein:

    "Das eine, was Breckenridge ausmacht, ist unsere riesige Vielfalt. In der unteren Hälfte des Gebiets gibt es typisches Tree-Skiing im Wald und präparierte Pisten aller Art. Dann haben wir auch viele schöne Bereiche am Berg mit richtig steilen Buckelpisten, zum Beispiel drüben am Peak Nine die Devil's Crutch. Und dann, was Breckenridge von anderen Skiorten abhebt, ist die obere, hochgebirgige Berghälfte, wo man mit einem Ankerlift die weit ausladende Horseshoe Bowl mit 40 Grad Gefälle erreichen kann. Also ein guter Platz zum Skifahren."

    Einfach schwarz gekennzeichnete Pisten mit Namen wie "Psychopath", "Friedhof", "Adios" und "Schock" oder als doppelt schwarz, also "Double black diamond" ausgewiesene Abfahrten wie "Tiger" und "Mach 1" fordern unseren Ehrgeiz heraus. Und jetzt erreicht unsere Spannung ihren Höhepunkt. Skischuhe und Skibindungen sind fest geschlossen, der Anorak zugezogen, die Kinnschlaufe am Helm zugezurrt. Entschlossen umfassen wir die Skistöcke. Dann fahren wir los, direkt von der präparierten Piste auf die ersten Tiefschneehänge zu. In wenigen Augenblicken werden wir wissen, wie es sich in dem frischen Weiß fahren lässt. Ist es wirklich das ganz große Erlebnis?

    Wir gleiten hinein – in ein weites, weites Weiß, scheinen in alle Richtungen schwingen zu können, auf freiem Terrain oder mitten durch den tief verschneiten Tannenwald, mal flacher, mal richtig steil. Alles, was wir hören, ist das Klappern der aneinanderschlagenden Skier: kein hartes Knirschen, kein schneidendes Kanten – einfach nur – eintauchen, auftauchen, eintauchen, auftauchen. Die besten Skifahrer, Dirk, vor allem Frank, sind begeistert.

    "Viele sagen ja, Amerikaner lügen, aber beim Schnee haben sie die Wahrheit gesprochen. Das ist einfach fantastisch, der ist so trocken und so weich, und teilweise denkt man, man könne skifahren."

    "Der Schnee, der verzeiht dir wirklich alles. Also die höchsten Buckel sind so butterweich, du springst da einfach drüber, gehst weich in die Knie rein und legst dich trotzdem nicht auf die Nase, meistens jedenfalls."

    Auch Gode, der die präparierten Hänge abfährt, genießt die einzigartige Qualität des Schnees. Und er findet, dass das Skifahren hier überhaupt eine runde Sache ist:

    "Also ich war ganz überrascht: Stand auf der Piste, wollte mir schön die Bergwelt anschauen, und dann kam einer von diesen Information-Guides und stellte sich zu mir und fragte mich, wie's mir geht, ob mir alles gefällt, ob er mir was helfen kann. Und ich brauchte keine Hilfe, natürlich nicht, und dann sagte er: 'Ok, have a good day and good luck for you', und fuhr weiter. Ich find' das ganz doll, dass die Jungs hier, die das alles ehrenamtlich machen, sich so um die Gäste hier auf den Pisten bemühen."

    Eine weitere gute Erfahrung machen wir gleich am ersten Tag beim Liftanstehen, gerade da, wo Skifahrer von zwei Seiten einfädeln. "Alternate!" - "Abwechseln!", tönt es in unseren Ohren, als wir - ganz nach europäischer Art - unsere Skier zielstrebig, vielleicht auch drängelnd, vorwärts schieben. Eigentlich treibt uns ja nur die Sucht nach dem Champaign Powder, aber wir müssen bald zugeben: Ohne Gedrängel geht es tatsächlich schneller und gelassener voran.

    Den ereignisreichen Skitag beenden wir im tief verschneiten Garten unserer Unterkunft mit einem Bad im beheizten Außenpool, der freilich in der Badehose bei etwa minus zehn Grad zunächst erreicht sein will. Aber einmal eingetaucht, ist das Wasser eine wahre Wohltat, insbesondere beim Wechsel in den 40 Grad warmen Whirlpool.

    Am nächsten Morgen wollen wir uns an die wirklich großen Herausforderungen wagen, die "Double black diamond"-Pisten und an die anspruchsvollsten, die "Extreme terrain"- Abfahrten. Wir wenden uns an Guest-Service-Mitarbeiter Tom. Als der hört, dass wir aus "Germany" kommen, ruft er freudig: "Hey, willkommen, genießt den amerikanischen Powder!" Dann muss er unseren Tatendrang aber bremsen:

    "Wir haben heute leider sehr viel Wind, aber der Schnee ist großartig. Können wir einige der oberen Lifte aufmachen, empfehle ich euch diese für offenen Tiefschnee. Persönlich mag ich die schwarzen Gipfelabfahrten vom Peak Ten und die schwarzen Pisten am Peak Eight, vor allem die, die man mit dem Imperial Lift, dem höchsten Nordamerikas, erreicht. Dort ist der Schnee richtig tief. Und wenn ihr am Peak Nine in die drei Doppel-Schwarzen der Back-Area geht, erlebt ihr Abfahrten wie kaum zuvor."

    Wir schaffen es zwar mit dem höchsten Lift Nordamerikas auf den knapp 4000 Meter hohen Peak Eight, doch der starke Wind mit Spitzen bis über 80 Stundenkilometer will uns den besonderen Genuss auf den Wahnsinnsabfahrten nicht vollends gönnen. Die Extremabfahrten vom Bergkamm in die Gebiete Lake Chutes und Snow White müssen wir sogar streichen. Immerhin kommen wir wieder weiter unten, innerhalb der windgeschützten Baumgrenze, auf unsere Kosten, finden – angesichts der Auswahl von rund 150 Pisten – immer wieder etwas Passendes.

    "Im August 1859 fand Reuben Spalding am oberen Blue River Gold. Bis dahin lebten Ute-Indianer und Trapper hier, doch sie wussten, dass es damit aus und vorbei war."

    Es ist Abend und wir stehen mit Mike McManus auf der Main Street von Breckenridge, die von Abertausenden kleinen bunten Lämpchen an Bäumen, Schildern und Fassaden erleuchtet ist und im Schnee irgendwie märchenhaft wirkt. Es ist das Herzstück des Historic District mit rund 250 Gebäuden. Unser Stadtführer erzählt, dass 1972 die letzte Mine geschlossen wurde. Und doch liegen noch heute 95 Prozent des Goldes in der Erde, weil das Schürfen zu aufwendig wäre, und weil inzwischen das weiße Gold genauso einträglich ist.

    Dessen Geschichte begann Anfang des 20. Jahrhunderts, als Skier noch Schneeschuhe hießen, und bis zu dreieinhalb Meter lange Holzlatten waren, die Mike uns im kleinen Ski-Museum zeigt. Dort erklärt er uns auch die Bedeutung der legendären "Tenth Mountain Division", also der "Zehnten Berg-Division", die, in den umliegenden Bergen ausgebildet, im Zweiten Weltkrieg in den Alpen kämpfte.

    "Eine Menge dieser Leute kam, ohne je zuvor Berge, Schnee und Colorado gesehen zu haben – und verliebte sich. Und nach dem Zweiten Weltkrieg, anstatt in ihre Heimatstädte zurückzugehen, gründeten sie hier in Colorado Skigebiete, Skischulen und die Ski-Patrol. Auf sie gehen die meisten Skigebiete heute zurück. Und es gibt das "Tenth Mountain Division"-Hüttensystem, das sehr populär und sehr gut gebucht ist."

    Neben etlichen Geschichten um verdiente Bürger des Städtchens, das Auf und Ab der wirtschaftlichen Entwicklung und die Veränderung des Stadtbildes erfahren wir auch, warum viele der Häuser so auffallend hohe rechteckige Frontfassaden haben:

    "Das sollte die Stadt eleganter machen, viktorianischer. Als die Frauen in die Stadt kamen, begann das viktorianische Zeitalter, und sie wünschten sich mehr schicke Häuser. Wie sich gerade in der Main Street zeigt."
    Ja, sagt Mike, unsere Geschichte zählt gerade mal 150 Jahre, in Europa ist das nichts. Aber, so betont er, das ist unser Erbe – und darauf sind wir stolz.

    Wir fahren in das Skigebiet Keystone, in etwa 20 Minuten über eine kleine Verbindungsstraße entlang dem zugefrorenen Lake Dillon zu erreichen. Die Häuser der Skistation sind einer Goldgräbersiedlung nachempfunden, viele kleine Sport- und Souvenirshops, Cafés, Bars, Restaurants und eine Microbrewery – Hausbrauerei - beleben die Szene.

    Der vordere Teil des Skiberges ist weitgehend präpariert, auf dem Hinteren dagegen öffnen sich wunderbare Tiefschneeabfahrten. Begeistert schwingen wir durch den watteweichen, trockenen Champaign Powder. Gerwald fühlt sich – nicht wie in den Alpen.

    "Der Schnee pappt nicht zusammen, er bleibt wirklich absolut locker. Und man kann, selbst wenn man nicht so gut skifahren kann, so wie ich, auch da Schwünge machen, wo man sonst keine macht, weil der Schnee nachgiebig ist und einfach sehr gutmütig. Es ist nicht wie Schlittschuhlaufen auf einer Kunstschneepiste, sondern es ist wie fliegen. Weil man durch den Tiefschnee schwebt."

    "Dieser Winter ist unsere viertbeste Saison überhaupt. Heute ist der 25. Januar und wir haben fast drei Meter mehr Schnee als zur gleichen Zeit im Vorjahr."

    Pat Barrett, Sprecher des Skistationen-Betreibers Vail Resort Company, ist genauso fassungslos wie Einheimische, die schon an den Winter 1898/99 erinnern wollen, als Breckenridge durch Schnee 79 Tage von der Außenwelt abgeschnitten war.

    Bei solchen Schneeverhältnissen lohnt sich ein ganz besonderes Tiefschneevergnügen: das KAT-Skiing außerhalb des allgemeinen Skigebiets von Keystone. Mit einem umgebauten Snowcat fährt man in einer kleinen Gruppe in gesondertes Terrain und kann seine S-Kurven in jungfräulichen Powder ziehen. Am Talgrund steigt man wieder in den Snowcat und lässt sich zur nächsten Abfahrt chauffieren. Zum Mittag stärkt ein Gourmet-Lunch-Buffet in einem ofenbeheizten Zelt, ehe es weiter geht. Lawinenschutzgerät und Extra-Tiefschneeskier gibt’s übrigens dazu. Für Umweltbewusste ist KAT-Skiing möglicherweise trotzdem kein Thema. Als Frank am Nachmittag zum Après-Ski hinunter muss, würde er lieber noch ein paar Abfahrten dranhängen. Und doch ist er nicht unzufrieden:

    "Also ich find' das großartig, dass man hier in Keystone direkt runter kommt und in den Ort reinfahren kann. Also mit den Skiern direkt vor den Saloon, um es mal so zu auszudrücken. Besser kann's eigentlich nicht sein."

    Gode, der wie üblich die präparierten Pisten gefahren ist, zieht eine gemischte Bilanz von seinem Tag:

    "Keystone hat wunderbare Pisten für Leute, die noch nicht die größten Experten sind, sondern die ’n bisschen fortgeschritten sind. Pisten, wie ich sie in Europa bisher noch nicht gekannt habe, unheimlich weit und variationsreich. Bloß, im Unterschied zu Breckenridge hat Keystone, sind die Pisten nicht so gut ausgeschildert, und ich hab' auch den Eindruck, die Information über den Zustand der Pisten, das gibt’s in Keystone nicht so gut, wie auch der Service der Leute, die Skifahrer fragen, wo sie hin wollen, das fehlt hier alles sehr."

    Jetzt wollen wir noch einen weiteren Ort erkunden, der eine dreiviertel Fahrstunde weiter westlich an der Interstate Seventy liegt:

    "”You ski in the best mountain in the world right now: Vail!”"

    Stolz preist Nachbar Terry im Lift hinauf zur Bergstation das dritte Skigebiet, das wir besuchen. Terry kommt eigentlich aus Missouri, verbringt aber inzwischen mehrere Wochen des Jahres in diesem zweitgrößten Skigebiet Nordamerikas. Und wir wissen schon kurz darauf, warum. Es sind die Hänge auf der Rückseite des Bergmassivs, die sieben sogenannten Back Bowls und das gegenüberliegende Blue Sky Basin. Dirk bringt es so auf den Punkt:

    "Es ist das schönste Skigebiet, was ich bisher gesehen habe. Ich habe das Gefühl, von der Dimension her, es ist zehnmal so groß wie die meisten in Österreich oder der Schweiz. Diese weiten Hänge, in dem Fall kann man sagen kilometerweit, haben unendlich viele Abfahrten, aber es sind eben keine gekennzeichneten Abfahrten, sondern man geht ins freie Gelände, hat tatsächlich heute auch den Powder Snow und kann versuchen, seine Schwünge zu machen, hat eben auch das Gefühl, dass es einigermaßen funktioniert. Fantastisch. Auch haben die Hänge die richtige Steilheit, 25,30 Grad. Eigentlich optimal."

    Das Pech will nur, dass wir an einem richtig sonnigen Wochenendtag gekommen sind. Was leider lange Wartezeiten an auch noch recht langsamen Liften zur Folge hat. Und dennoch tröstet sich Frank:

    "Ich meine, das ist auch schon grandios, dass wir bei aller Ansteherei schon jetzt wissen, dass wir eine lange Abfahrt runter haben durch hervorragenden Schnee. Und den Schnee, also so einen Schnee, muss ich schon zugeben, habe ich fast noch nie erlebt. Also dieser trockene Pulverschnee, Champaign Powder, von dem alle schwärmen, ist schon 'was dran."

    Auch schönste und immer wieder unvergessliche Tage gehen unaufhaltsam vorbei, so wollen wir uns am letzten Abend im höchsten "Four diamond gourmet"-Restaurant der USA trösten. Bei warmem Kaminfeuer, flauschigen Teppichen und angenehm rustikalem Ambiente mit viel dunklem Holz unter Geweih-Leuchtern lassen wir es uns in der Alpenglow Stube auf fast 3700 Metern oberhalb von Keystone noch einmal - den Umständen nach - gut gehen.

    Ein Sechs-Gang-Menü mit zweierlei Kaviar, Consommé oder Salat, darauf ein appetitanregendes Mint-Flavour-Sorbet und weitere Leckereien, dabei erheben wir gerne, wenngleich schwermütig, ein gutes Glas Wein auf die viel zu kurzen Tage.

    Frank will in ein paar Jahren mit seinem heute siebenjährigen Sohn zurückkommen und dann gemeinsam mit ihm durch den wunderbaren Colorado Powder schwingen. Ehrlich gesagt könnte ich mir das auch mit meiner Familie vorstellen, wenn's die Schulferien mal erlauben.