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Immobilienmarktbericht
Ein Bauplatz in München kostet so viel wie der Platz für manches Dorf

Die Preise für Wohnimmobilien steigen seit Jahren, dabei ist die Zahl der Kaufverträge konstant geblieben. Von den Preissteigerungen sind laut einer Datenerhebung die begehrten Lagen besonders betroffen. Eine Trendwende ist nicht absehbar.

Von Panajotis Gavrilis | 17.12.2019
Das Bild zeigt den belebten Gärtnerplatz im Münchner Glockenbachviertel.
Wohnen in München - etwa am Gärtnerplatz - ist um ein Vielfaches teurer als in anderen Regionen (dpa / picture alliance / DUMONT Bildarchiv / Thomas Linkel)
Wohnimmobilien werden teurer. In den größten Städten sind die Preise besonders stark angestiegen. Das geht aus dem aktuellen "Immobilienmarktbericht der Gutachterausschüsse in Deutschland" hervor. Seit zehn Jahren wachsen die Umsätze auf dem Immobilienmarkt kontinuierlich an, sagte Anja Diers. Sie ist Vorsitzende des bundesweiten Arbeitskreises, der die Zusammenarbeit der Gutachterausschüsse koordiniert:
"Die durchschnittliche Steigerungsrate des Umsatzes beträgt in diesem Zeitraum gut acht Prozent pro Jahr. Im Jahr 2018 wurden Immobilien im Wert von 269 Milliarden Euro umgesetzt. Damit hat sich der Geldumsatz seit dem Jahr 2009 in etwa verdoppelt."
Im Süden und Westen wird am meisten Geld umgesetzt
Die Zahl der Kaufverträge ist dabei nicht gestiegen, sondern konstant geblieben. Die notariell beglaubigten Kaufverträge sind die Datengrundlage für die Erhebung, die alle zwei Jahre veröffentlicht wird. Etwa eine Million Verträge werden bundesweit im Immobiliensektor jährlich abgeschlossen.
"Eine leicht zu merkende Zahl, die in Verbindung mit dem gestiegenen Geldumsatz auf Preissteigerungen hindeutet."
Von den Preissteigerungen sind laut Bericht die ohnehin schon begehrten Lagen besonders betroffen. Dabei zeigen sich regionale Unterschiede, so Diers. Im Süden und Westen Deutschlands wird am meisten Geld mit Immobilien umgesetzt. Begründung: Im Süden ist es am teuersten und im Westen wohnen im Verhältnis die meisten Menschen. Gemessen am Umsatz machen vor allem die Wohnimmobilien den größten Anteil aus:
"Auf Wohnimmobilien entfällt im Jahr 2018 etwas mehr als zwei Drittel, das sind 67 Prozent des Gesamtgeldumsatzes. Das sind 180,5 Milliarden Euro. Innerhalb der Wohnimmobilien liegen die Geldumsätze bei Eigenheim und Eigentumswohnung in einer vergleichbaren Größenordnung."
Agrarland ist im Osten besonders begehrt
Spitzenreiter ist der Landkreis München: Dort kostete im vergangenen Jahr bei den Ein- und-Zweifamilienhäusern der Quadratmeter knapp über 10.000 Euro. Auch im Ranking der teuersten Städte belegt München Platz eins mit 9.500 Euro je Quadratmeter, gefolgt von Frankfurt am Main, Düsseldorf und Stuttgart, wo der Quadratmeter gut halb so viel kostet. Bundesweit zahlt man für ein Haus im Schnitt 1.700 Euro je Quadratmeter, im Südharz zum Beispiel in Sachsen-Anhalt nur 490 Euro. Auch Bauland für Eigenheime ist teuer: In München kosten 500 Quadratmeter eine Million Euro. Im Landkreis Sonneberg in Thüringen hingegen nur 7.500 Euro.
"Für die Investition, die für einen einzigen Bauplatz in München erforderlich wäre, bekäme man in Sonneberg 133 Bauplätze und somit den Grund und Boden für ein mittelgroßes Dorf."
Wer Grundstücke, Häuser oder Wohnungen verkauft oder kauft, auch um damit möglicherweise zu spekulieren, dazu gibt es keine Aussage, da die Kaufverträge anonymisiert verarbeitet werden. Interessant ist aber, dass vor allem im Osten im Bereich der Agrar- und Forstimmobilien die stärksten Preisanstiege zu verzeichnen sind. Seit 2007 haben sich Agrarflächenpreise dort verdreifacht.
Zusammengefasst: Der Druck auf den Wohnungsmarkt bleibt hoch, die hohe Nachfrage und das fehlende Angebot wirkten dabei preistreibend. Derzeit sei nicht erkennbar, dass sich diese Entwicklung abschwäche. Mit einer Immobilien- oder Preisblase, die zu platzen drohe, rechnet man aber nicht.