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In Gedenken an Ingmar Bergman

Der Architekturentwurf steht bereits: Eine alte Schule auf Farö soll zu einem Museum über Ingmar Bergman umgebaut werden. In den benachbarten Bergmanhöfen, dem einstigen Anwesen des Regisseurs, sollen hingegen Künstler in Ruhe an ihren Werken arbeiten können.

Von Agnes Bührig | 21.05.2010
    Der Entwurf des Architekturbüros Tham & Videgård aus Stockholm erinnert von Weitem an eine lang gezogene, ungewöhnlich dunkle Scheune. An Stelle eines Scheunentors ist ein rot gerandetes Rechteck als Eingang in die fensterlose Front eingelassen. Mit ihrem Entwurf "Kamera" wollen die schwedischen Architekten an die Bautradition auf der Ostseeinsel anknüpfen, sagt der Architekt Bolle Tham.

    "Unsere größte Inspiration für den Eingang war die Lage des Gebäudes in der Landschaft. Es war so offensichtlich, dass man von einer Seite kommt und unmittelbar Kontakt mit dem Meer und der Wiese auf der anderen Seite erhält. Auf Fårö gibt es viele Scheunen, durch die man geradewegs hindurchfahren kann. Das ist eine Art räumliche Logik auf dieser Insel und auch auf Gotland."

    Das Wort Kamera leitet sich von "Camera obscura" ab, wörtlich "dunkle Kammer". Als solch dunkle Kammer stellen sich Tham und Videgård den Ausstellungsbereich vor, der das gesamte Volumen der lang gezogenen Scheune durchgängig bis unter Dach nutzen kann. Auf der anderen mehrgeschossig unterteilten Seite liegen Restaurant und Kino, die vollständig in rot gehalten sind. Die Jury überzeugte vor allem die Schlichtheit und Funktionalität des Entwurfes, der sich gut in die Landschaft einfügt und zudem Raum für die Weiterentwicklung des Bergmanzentrums gibt. Die Verbindung zu den bergmanschen Filmwelten, die die Jury lobt, war für die Architekten jedoch mehr Inspiration denn Verpflichtung, sagt Bolle Tham.

    "Die einfachen Baumaterialien, die wir gewählt haben, knüpfen an die Natur auf Fårö an, die Schlichtheit des Baus hat etwas mit den klaren Strukturen zu tun, wie sie auch in der Filmwelt existieren. Dort reiht man eine Szene an die nächste. Es geht um Kontraste, Farben und Stimmungen. Deshalb haben wir verschiedene Farben gewählt, den Eingang und das Café in rot, die Ausstellung kann in weiß oder schwarz gehalten werden. Es geht hier um ein Gebäude. Die Ausstellung darin wird dann Bergman beschreiben und interpretieren."

    Mit Tham & Videgård konnte das Bergmanzentrum ein junges aufstrebendes Architektenbüro gewinnen, das sich jüngst mit seiner Ausgestaltung der Filiale des Modernen Museums in Malmö einen Namen gemacht hat. Jetzt muss die Stiftung die Gelder akquirieren, um den Umbau der alten Schule auf Fårö auch durchführen zu können.

    Anders ist das bei der benachbarten Stiftung Bergmanhöfe. Sie hat im Auftrag eines norwegischen Mäzens das frühere Anwesen des Regisseurs auf Fårö gekauft. Nach einem Entwurf der Bergmantochter Linn Ullman ziehen hier in Kürze Künstler ein, um in Ruhe an ihren Werken arbeiten zu können. Geleitet wird die Stiftung ab 1. Juni von Hanns Rodell, Pianist, Pädagoge und immer wieder Gast auf Bergmans Anwesen.

    "Ich lernte Bergman durch seine frühere Frau, Käbi Laretei, kennen, eine bekannte Pianistin, die meine Lehrerin war. Für mich war er nicht der von Dämonen getriebene Regisseur, für den ihn viele halten. Er war ein warmherziger und sehr großzügiger Mensch, der sich immer für die künstlerische Entwicklung von Menschen interessiert hat. Wenn ich zusammen mit Laretei auf Fårö übte, kam er oft dazu, mischte sich ein und interessierte sich. Mir hat dies das Gefühl vermittelt, dass ich ernst genommen werde und als Künstler wachsen kann."

    Rodell kannte Bergman nicht nur persönlich, er bringt auch viel Erfahrung im Organisieren von Kulturveranstaltungen mit. In den letzten Jahren war der 57-Jährige Programmchef des schwedischen Radiosinfonieorchesters. Bei der Auswahl der künftigen Kandidaten will er vor allem auf junge Kulturschaffende setzen, die innovative Ideen weiterentwickeln wollen.

    Die Auswahl der ersten Stipendiaten hat allerdings eher etwas mit verlässlichen Größen zu tun. Am kommenden Wochenende zieht eine Gruppe des norwegischen Reichstheaters in die Bergmanhöfe ein, später wollen Linn Ullman und der norwegische Dramatiker Jon Fosse auf Fårö schreiben. Wie viel Innovatives dabei herauskommt, wird sich zeigen, denn jedem Stipendiaten ist auferlegt, dass er die Ergebnisse seiner Arbeit nach dem Aufenthalt der Öffentlichkeit vorstellt.