In Berlin werden die Waldbesitzerverbände heute kleine Forstpflanzen an die Bürger verteilen. Ein Geschenk, welches vor allem an die Leistungen der Forstwirtschaft in Deutschland erinnern soll. 50 Prozent des Waldes hierzulande sind in Privatbesitz, und vom Rohstoff Holz hängen inzwischen rund eine Million Arbeitsplätze ab. Naturschutz- und Umweltverbände werden diesen Tag des Waldes ebenso nutzen, um ihre Anliegen vorzutragen. Und in vielen Punkten gibt es Einigkeit, darüber beispielsweise, dass der Zustand des Waldes weiterhin besorgniserregend ist. Fast ein Drittel der Bäume sind weiterhin schwer geschädigt – ein seit Jahren unveränderter Krankheitsbefund, sagt Jörg Andreas Krüger, Umweltexperte beim Naturschutzbund Deutschland.
"Wir reden tatsächlich seit rund 20 Jahren über dieselben Dinge. Wir haben in den 80er Jahren die Diskussion über das Waldsterben geführt, hierbei spielten Schwefelemissionen eine große Rolle. Dies haben wir durch Filtertechnik und Katalysatoren recht gut in den Griff bekommen. Wir haben jetzt aber immer noch die Frage der Stickoxyde, die kommen auch überwiegend aus dem Verkehrs- und Landwirtschaftssektor. Das ist alles bekannt, nur wird nicht gehandelt."
Und so werden an diesem Gedenktag auch jene Forderungen wiederholt, die seit Jahren eine sauberere Luft für den deutschen Wald fordern. Allerdings stehen auch strukturelle Fragen der Wald- und Forstwirtschaft im Mittelpunkt. So sind beispielsweise die Waldbesitzer aufgeschreckt, weil europäische Vorgaben beim Umweltschutz eventuell drastische Konsequenzen bedeuten könnten. Konkret geht um ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Flora-Fauna-Richtlinie. Frage dabei: Verhindern nun strengere Auflage zum Tierschutz den Fortbestand einer Forstwirtschaft? Ute Seeling, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, nennt Beispiele.
"Da sind sehr viele Fledermausarten drin, da sind Amphibien drin wie der Kammmolch, den finden Sie fast in jeder Pfütze. Diese sollen so schützenswert sein, dass sie die Bewirtschaftung des Waldes, wie das bislang geschah, nicht mehr vertragen. Jeder Forstwirt muss sich also Gedanken machen, haben wir bestimmte Fledermausarten im Revier, haben die dort Ruhebäume? Und diese dürfen Sie dann künftig nicht mehr anfassen. Das ist ein Punkt, den die Waldbesitzer nicht verstehen, dass weiterhin eine statische Betrachtungsweise beim Naturschutz verfolgt wird. Während man eigentlich doch erkannt haben müsste, dass Ökosysteme auch sehr dynamisch sind – sich ganz selbstverständlich auch neuen Verhältnissen anpassen."
Doch ist vieles hier noch nicht entschieden, im Bundesumweltministerium wird derzeit an einer konkreten Ausgestaltung der Vorschriften gearbeitet. Für die Umweltverbände ist die Flora-Fauna-Richtlinie ein Meilenstein für den Tier- und Pflanzenschutz, doch sieht man hier keinen Widerspruch zu einer Fortsetzung der hiesigen Forstwirtschaft. NABU-Experte Jörg Andreas Krüger.
"Keinem ist gedient – weder dem Naturschutz noch der Forstwirtschaft – wenn Einzelmaßnahmen, jeder Schritt im Wald sozusagen, einer Kontrolle unterliegen muss. Das ist weder Ziel der Richtlinie noch der Naturschutzverbände. Es könnte so aussehen, dass man sich mit der Waldwirtschaft zusammen auf eine Position einigt, indem zum Beispiel gesagt wird, es gibt bestimmte Fristen im Jahr, wo bestimmte Dinge nicht gemacht werden. Dann könnten die Kriterien der Richtlinie auch erfüllt sein."
Doch klar scheint auch, es wird in Europa mal wieder ein Stück weit bürokratischer. So blicken die deutschen Waldbesitzer schon ganz besorgt in die Niederlande – hier wird schon praktiziert, was auch den deutschen Forstwirten bevorstehen könnte. Ute Seeling.
"Das überfordert den einzelnen Waldbauern. Da muss beispielsweise eine zweiseitige Tabelle vor jeder Maßnahme angekreuzt werden. Gibt es da etwa bestimmte Arten, die im Revier vorkommen? Dann muss die geplante Maßnahme exakt beschrieben werden. Diese Tabelle muss dann bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Und die zuständige Behörde sagt dann innerhalb von einer Woche, ob die Maßnahme ergriffen werden darf."
Bis Ende 2007 müssen auch in Deutschland die Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes umgesetzt werden. In Deutschland gibt es rund zwei Millionen private Waldbesitzer – und deren Sorgen könnten also wachsen. Da mutet es eigentlich überraschend an, dass der Anteil der Privatwirtschaft am Wald in Zukunft auch noch wachsen könnte. Denn einzelne Bundesländer erwägen inzwischen eine Totalprivatisierung ihren Landesflächen. Das kritisiert der Naturschutzbund.
"Unsere Erfahrungen mit den bereits privatisierten Landesforstverwaltungen zeigen, dass die Qualität der Wald- und Forstbewirtschaftung zurückgeht. Der Revierförster, der klassische Ansprechpartner vor Ort, verschwindet. Und der macht ja mehr als nur Bäumefällen. Damit ist eine wichtige Funktion für die Waldbewirtschaftung einfach weg."
Gut geht es dem deutschen Wald noch längst nicht, doch die Diskussion über ihn ist facettenreicher als in den Jahren zuvor.
"Wir reden tatsächlich seit rund 20 Jahren über dieselben Dinge. Wir haben in den 80er Jahren die Diskussion über das Waldsterben geführt, hierbei spielten Schwefelemissionen eine große Rolle. Dies haben wir durch Filtertechnik und Katalysatoren recht gut in den Griff bekommen. Wir haben jetzt aber immer noch die Frage der Stickoxyde, die kommen auch überwiegend aus dem Verkehrs- und Landwirtschaftssektor. Das ist alles bekannt, nur wird nicht gehandelt."
Und so werden an diesem Gedenktag auch jene Forderungen wiederholt, die seit Jahren eine sauberere Luft für den deutschen Wald fordern. Allerdings stehen auch strukturelle Fragen der Wald- und Forstwirtschaft im Mittelpunkt. So sind beispielsweise die Waldbesitzer aufgeschreckt, weil europäische Vorgaben beim Umweltschutz eventuell drastische Konsequenzen bedeuten könnten. Konkret geht um ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes zur Flora-Fauna-Richtlinie. Frage dabei: Verhindern nun strengere Auflage zum Tierschutz den Fortbestand einer Forstwirtschaft? Ute Seeling, die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, nennt Beispiele.
"Da sind sehr viele Fledermausarten drin, da sind Amphibien drin wie der Kammmolch, den finden Sie fast in jeder Pfütze. Diese sollen so schützenswert sein, dass sie die Bewirtschaftung des Waldes, wie das bislang geschah, nicht mehr vertragen. Jeder Forstwirt muss sich also Gedanken machen, haben wir bestimmte Fledermausarten im Revier, haben die dort Ruhebäume? Und diese dürfen Sie dann künftig nicht mehr anfassen. Das ist ein Punkt, den die Waldbesitzer nicht verstehen, dass weiterhin eine statische Betrachtungsweise beim Naturschutz verfolgt wird. Während man eigentlich doch erkannt haben müsste, dass Ökosysteme auch sehr dynamisch sind – sich ganz selbstverständlich auch neuen Verhältnissen anpassen."
Doch ist vieles hier noch nicht entschieden, im Bundesumweltministerium wird derzeit an einer konkreten Ausgestaltung der Vorschriften gearbeitet. Für die Umweltverbände ist die Flora-Fauna-Richtlinie ein Meilenstein für den Tier- und Pflanzenschutz, doch sieht man hier keinen Widerspruch zu einer Fortsetzung der hiesigen Forstwirtschaft. NABU-Experte Jörg Andreas Krüger.
"Keinem ist gedient – weder dem Naturschutz noch der Forstwirtschaft – wenn Einzelmaßnahmen, jeder Schritt im Wald sozusagen, einer Kontrolle unterliegen muss. Das ist weder Ziel der Richtlinie noch der Naturschutzverbände. Es könnte so aussehen, dass man sich mit der Waldwirtschaft zusammen auf eine Position einigt, indem zum Beispiel gesagt wird, es gibt bestimmte Fristen im Jahr, wo bestimmte Dinge nicht gemacht werden. Dann könnten die Kriterien der Richtlinie auch erfüllt sein."
Doch klar scheint auch, es wird in Europa mal wieder ein Stück weit bürokratischer. So blicken die deutschen Waldbesitzer schon ganz besorgt in die Niederlande – hier wird schon praktiziert, was auch den deutschen Forstwirten bevorstehen könnte. Ute Seeling.
"Das überfordert den einzelnen Waldbauern. Da muss beispielsweise eine zweiseitige Tabelle vor jeder Maßnahme angekreuzt werden. Gibt es da etwa bestimmte Arten, die im Revier vorkommen? Dann muss die geplante Maßnahme exakt beschrieben werden. Diese Tabelle muss dann bei der zuständigen Behörde eingereicht werden. Und die zuständige Behörde sagt dann innerhalb von einer Woche, ob die Maßnahme ergriffen werden darf."
Bis Ende 2007 müssen auch in Deutschland die Vorgaben des Europäischen Gerichtshofes umgesetzt werden. In Deutschland gibt es rund zwei Millionen private Waldbesitzer – und deren Sorgen könnten also wachsen. Da mutet es eigentlich überraschend an, dass der Anteil der Privatwirtschaft am Wald in Zukunft auch noch wachsen könnte. Denn einzelne Bundesländer erwägen inzwischen eine Totalprivatisierung ihren Landesflächen. Das kritisiert der Naturschutzbund.
"Unsere Erfahrungen mit den bereits privatisierten Landesforstverwaltungen zeigen, dass die Qualität der Wald- und Forstbewirtschaftung zurückgeht. Der Revierförster, der klassische Ansprechpartner vor Ort, verschwindet. Und der macht ja mehr als nur Bäumefällen. Damit ist eine wichtige Funktion für die Waldbewirtschaftung einfach weg."
Gut geht es dem deutschen Wald noch längst nicht, doch die Diskussion über ihn ist facettenreicher als in den Jahren zuvor.