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Indien
Überflutungen in Mumbai

Der alljährliche Monsun führt im indischen Mumbai immer wieder zu Verkehrschaos und zahlreichen Toten. Doch in diesem Jahr ist er besonders stark. Nach Angaben der Wetterbehörde erlebte die Region in den letzten Tagen die stärksten Regenfälle seit mehr als zehn Jahren.

Von Bernd Musch-Borowska | 04.07.2019
Schwere Regenfälle im indischen Mumbai am 1.7.2019
Schwere Regenfälle im indischen Mumbai am 1.7.2019 (dpa / NurPhoto / Himanshu Bhatt)
Wenige Tage nach Beginn des heftigen Monsun-Regens im Südwesten Indiens, der ganze Stadtteile in der Millionen-Metropole Mumbai überflutet hat, hat Google Maps neue Warnhinweise freigeschaltet. Auf den Routen-Vorschlägen werden Straßenzüge, die unter Wasser stehen, mit roten Wellen markiert. Außerdem schlägt die in Indien weit verbreitete Karten-App Alternativ-Routen vor.
In zahlreichen Stadtteilen, in der Finanz-Metropole des Landes, ist der Verkehr weitgehend zum Erliegen gekommen. Nur einige verwegene Autofahrer fahren noch durch die Straßen, die Meter hoch unter Wasser stehen und deren Begrenzungen deswegen kaum zu sehen sind. Aslam Sheik:
"Die Stadtverwaltung sollte sich mal kümmern. Die sind doch verantwortlich dafür, die Kanalisation frei zu halten. Die armen Leute sterben, weil die nichts tun. Und wenn hier ein Kanaldeckel irgendwo fehlt und jemand hinein fällt und runter gezogen wird, wer ist dann verantwortlich?"
Monsun ist in diesem Jahr besonders stark
Sogar Zugverbindungen wurden eingestellt, weil Wasser auf den Gleisen steht. Am Bahnhof von Mumbai Verärgerung bei den Fahrgästen:
"Seit heute früh um 6:50 Uhr warten wir schon. Es kommt kein Zug und es gibt auch keine Ansagen. Alles ist überschwemmt. Sogar der Express-Zug hier am Gleis gegenüber kann nicht losfahren."
Seit Tagen regnet es in Mumbai fast ununterbrochen. Am Dienstag ist ein Damm gebrochen, das Wasser hat ein knappes Dutzend Häuser weggerissen.
Der Monsun ist in diesem Jahr besonders stark. Nach Angaben der Wetterbehörde erlebte die Region am Montag und Dienstag die stärksten Regenfälle seit mehr als 10 Jahren. Ashwini Madhukar, von der Verwaltungsbehörde der westlichen Stadtteile Mumbais.
"Vom 1. auf den 2. Juli fielen im Bereich des Stadtteils Kolaba 571 Millimeter Regen pro Quadratmeter, in Santacruz waren es sogar 982. Das entspricht etwa 60 Prozent des Regens, der im ganzen Juni gefallen ist. An 53 Stellen sind die Straßen überflutet, wir haben schon Tausende Anrufe in unserem Callcenter erhalten. Und allein beim Einsturz einer Mauer im Stadtteil Malad sind 21 Menschen ums Leben gekommen."
Unterhalb der eingestürzten Mauer, die auf einem Berg stand, wurden Dutzende Wellblechhütten weggerissen. Ein Augenzeuge beschrieb das Unglück einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters:
"Als der Abwasserkanal dort oben übergelaufen ist, drückte das Wasser auf die Mauer und hat sich zum Einsturz gebracht. Ich komme gerade aus dem Krankenhaus. Ich glaube es sind viele Leute ums Leben gekommen, auch Frauen und Kinder."
Häusern droht Einsturzgefahr
Der alljährliche Monsun führt in Mumbai immer wieder zu Verkehrschaos und zahlreichen Toten. Regen und Hochwasser unterspülen die Fundamente schlecht gebauter Häuser und Mauern und sorgen für deren Einsturz.
In den nächsten Tagen wandert der Monsun weiter nach Norden. Spätestens am Wochenende werden auch in Delhi Regenfälle erwartet.