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Indonesien
Teures Chili als Symbol für falsche Wahlversprechen

Der indonesische Präsident Joko Widodo hatte bei seiner Amtseinführung auch eine schnelle Verbesserung der katastrophalen Infrastruktur des Landes angekündigt. Begonnen wurde damit nicht. Die schwankenden Preise der Chilischote, ein Grundnahrungsmittel, steht symbolisch dafür - und die Unzufriedenheit im Inselreich wächst.

Von Udo Schmidt | 25.08.2015
    Chili, die scharfe Schote, ist für die indonesische Küche so grundlegend wichtig wie andernorts Salz und Pfeffer. Ohne Chili kein Sambal, keine Chilipaste. Und ohne Sambal kein Nasi Goreng, kein Beef Rendang.
    Die Preise für Chili schwanken jedoch extrem und machen der bitterarmen Hälfte der indonesischen Bevölkerung, die von zwei Dollar am Tag überleben muss, dieses Leben noch schwerer. Mal kostet das Kilo 20.000 Rupien, umgerechnet 1,25 Euro, mal das Vierfache, 80.000 Rupien, also fünf Euro umgerechnet. Rahmat baut Chili an:
    "Der Anbau ist wie Glücksspiel. Wenn wir jetzt Chili pflanzen und in drei Monaten ernten, dann wissen wir nicht, welche Preise wir erzielen können. Das ist eine echte Herausforderung."
    Seine Kosten, sagt Rahmat bleiben immer gleich, 10.000 Rupien pro Kilo, aber die Gewinnspanne ist extrem unterschiedlich. Die Preise werden vor allem von den Transportkosten beeinflusst, auch für die Bauern. Die nämlich überlassen den Transport Zwischenhändlern, von denen sie auch Geld für die nächste Aussaat geliehen bekommen. Yudi ist ein solcher Zwischenhändler:
    "Wenn die Bauern ihre Chilis selber ausliefern würden, würden ihn drei- bis vierfache Kosten entstehen. Und da wir auch noch Kredite anbieten, überlassen sie den Transport lieber uns."
    Transportkosten lassen Chili-Preis schwanken
    Aber die Kosten für diesen Transport schwanken, eben wegen der maroden Infrastruktur. Hinzu kommt, dass auf den langen, langsamen Wegen vieles verdirbt. 15 Prozent der Chilis kommen zu trocken oder vergammelt auf den Märkten an und sind unverkäuflich. Eti betreibt eine kleine Garküche in Jakarta:
    "Gegenwärtig ist der Chili Preis extrem hoch, aber wir müssen es kaufen, ohne Chili können wir nicht kochen."
    Und am Ende zahlen wieder die Armen die Zeche, Etis Kunden. Daher die wachsende Unzufriedenheit mit dem Präsidenten, der doch ganz schnell alles anders, also besser machen wollte.
    Die Umfragewerte sind deutlich. Die Zustimmung zur Politik von Präsident Joko Widodo, von seinen Anhängern Jokowi genannt und bei seiner Amtsübernahme im vergangenen Jahr wie ein Heilsbringer gefeiert, sinkt dramatisch: von 70 Prozent im vergangenen Jahr auf 41 Prozent im vergangenen Monat.
    Der Grund: Jokowi hat viel versprochen, hohe Erwartungen geweckt - und bisher wenig eingehalten. Die Infrastruktur des Landes ist in schlechtem Zustand. Straßen, Bahnlinien, Häfen gelten als Haupthindernis auf dem Weg zu mehr Wohlstand im 250-Millionen-Einwohner-Inselreich. Jokowi hatte im vergangenen Jahr ehrgeizige Pläne vorgelegt, für die bisher jedoch noch nicht einmal die Finanzierung steht.
    Also bleibt der Transport das Nadelöhr im größten muslimischen Land der Welt. Und Chili, ob als Schote oder als Sambal, als Chilipaste, bleibt teuer und trotzdem unersetzlich.