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Indonesien
Weltweite Proteste nach Hinrichtungen

Die Hinrichtung mehrerer wegen Drogenhandels verurteilter Ausländer in Indonesien ist international scharf kritisiert worden. Australien rief wegen der Exekution zweier seiner Staatsbürger seinen Botschafter aus Jakarta zurück.

Von Udo Schmidt | 29.04.2015
    Eine Mahnwache am 27. April in Jakarta gegen die Hinrichtung der Philippinerin Mary Jane.
    Vor den Hinrichtungen hatte es weltweit Proteste gegeben. (dpa / Mast Irham)
    Um halb eins in der Nacht waren Schüsse vom Gelände des Hochsicherheitsgefängnisses auf der indonesischen Insel Nusakambangan zu hören. Acht der neun Todeskandidaten wurden wie angekündigt kurz nach Mitternacht Ortszeit hingerichtet: Vier Nigerianer, zwei Australier, ein Brasilianer sowie ein Indonesier. Nur eine Philippinerin erhielt buchstäblich in letzter Minute einen Aufschub. Gegen 11 Uhr am Abend wurde der 30-Jährigen mitgeteilt, dass ihre Hinrichtung ausgesetzt sei. Die 2010 verhaftete Frau hatte immer wieder beteuert, von dem in ihren Koffer eingenähten Heroin nichts gewusst zu haben. Nun wurde ihr Boss, der sie offensichtlich als Haushaltshilfe nach Indonesien geschickt hatte, auf den Philippinen verhaftet.
    Australien, das in den vergangenen Wochen heftig gegen die bevorstehenden Exekutionen protestiert hatte, reagierte sofort. Nach in der Nacht wurde der Botschafter in Jakarta nach Canberra zurückgerufen. Australiens Premier Tony Abbott:
    "Diese Hinrichtungen sind grausam und unnötig. Grausam, weil Andrew Chan und Myuran Sukumuran bereits ein Jahrzehnt in Haft gesessen haben, unnötig, weil die beiden sich im Gefängnis vollständig rehabilitiert hatten. Wir respektieren Indonesiens Souveränität, aber es kann jetzt nicht normal weitergehen. Deswegen wird unser Botschafter zu Beratungen zurückgeholt."
    Australiens Außenministerin: Hinrichtungen sinnlos und unnötig
    Die beiden Australier Anfang 30 waren 2005 als Köpfe des Bali Nine genannten Drogenringes bei dem Versuch verhaftet worden, mehr als acht Kilogramm Heroin nach Indonesien zu schmuggeln. 2006 wurden sie zum Tode verurteilt. Australiens Außenministerin Julie Bishop:
    "Beide haben ihre Zeit in Haft genutzt, um an Reformen mitzuarbeiten und dass Leben von Mitgefangenen zu verbessern. Sie waren Beispiel für gelungene Rehabilitation. Deswegen waren diese Hinrichtungen sinnlos und unnötig." Indonesiens Präsident Joko Widodo hatte jedoch bis zuletzt eine Umwandlung in lebenslange Haftstrafen abgelehnt, er glaubt an die abschreckende Wirkung der Todesstrafe und spricht angesichts von vier Millionen Drogensüchtigen von einem massiven Drogenproblem im Land.
    Gestern Abend hatten sich nach der letzten Besuchszeit dramatische Szenen vor dem Gefängnis abgespielt. Angehörige baten ein letztes Mal um Gnade. Raji Sukumuran, Mutter von Myuran: "Ich werde ihn nie mehr wiedersehen. Sie werden ihn um Mitternacht erschießen. Und er hat doch jetzt so viel Mitgefühl für andere Menschen. Ich bitte noch einmal die Regierung, ihn nicht erschießen zu lassen. Bitte, Präsident Widodo, bringen sie meinen Sohn nicht um."
    Menschenrechtler auch in Indonesien haben die Todesstrafe scharf verurteilt, die Mehrheit der Indonesier steht jedoch hinter ihrem Präsidenten und befürwortet die Hinrichtungen.