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Industrie-Staatengruppe
OECD senkt Wachstumsprognose

Die OECD blickt sorgenvoller in die Zukunft: Grund sind die schwächelnden Volkswirtschaften in Europa. Fast alle Prognosen wurden nach unten korrigiert. Die Konfliktherde in aller Welt bleiben unberechenbar.

Von Michael Braun | 15.09.2014
    Überall Minuszeichen. Die Industrie-Staatengruppe OECD hat ihre Wachstumsprognosen nahezu weltweit korrigiert, und zwar nach unten. Für die Vereinigten Staaten etwa erwartet sie dieses Jahr nicht mehr ein Wachstum von 2,6, sondern nur noch von 2,1 Prozent. In der Eurozone werde die Wirtschaftsleistung nicht mehr, wie noch im Mai vorausgesehen, um 1,2 Prozent zulegen, sondern nur noch um 0,8 Prozent. Deutschland traut die OECD nicht mehr ein Plus von 1,9, sondern nur noch von 1,5 Prozent zu. Auch in Frankreich gehe es abwärts mit dem Wachstum, Italien werde sogar schrumpfen.
    Deutschland sollte sich weniger exportabhängig machen
    Die schwache Nachfrage in der Eurozone sei ein Problem, ließ die OECD heute in Paris wissen. Und dabei hat sie stark Deutschland im Visier. Zwar liege das gedämpfte Wachstum hier vor allem an den Sanktionen gegen Russland, dazu an nachlassenden Ausfuhren nach Italien und Frankreich. Dagegen könne Deutschland aber durchaus etwas tun, sagte Andres Fuentes, Leiter des Deutschland-Desks bei der OECD:
    "Deutschland kann durchaus Dinge tun, um das Wirtschaftswachstum weniger exportabhängig zu machen. Wir denken, dass im Dienstleistungssektor einiges möglich ist, regulatorische Hemmnisse zu verhindern und dort Wachstumspotenziale zu schaffen, die nicht so sehr an den Exporten hängen."
    EZB sollte mehr tun als Zinsen senken
    Heißt konkret: Dass bei Unternehmensgründungen Notare mir ihren hohen Gebühren mitwirken müssten, sei ein Kostenfaktor. Genauso die hohen Stundensätze für Bauingenieure. Und die Zulassungsbeschränkungen im Handwerk. All das führe zu Kosten, die einheimisches Wachstum minderten und somit Deutschlands Exportabhängigkeit zementierten.
    Die OECD als Ganzes verlangte zudem, die Europäische Zentralbank solle die Konjunktur im Euro-Raum noch stärker anschieben. Sie müsse mehr tun als nur die Zinsen zu senken. Auch der Kauf von Wertpapieren im großen Stil sollte zu ihrem Instrumentarium gehören.