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Inkasso-Branche
Deutsche haben hohe Zahlungsmoral

Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr auf hohem Niveau weiter verbessert. 64 Prozent der Inkasso-Unternehmen melden, dass Verbraucher schnell bezahlen. Das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand sei hingegen unverändert schlecht. Alleine die Kommunen hätten derzeit offene Forderungen von über 20 Milliarden Euro.

Von Stefan Maas | 25.06.2015
    Eine Hand hält zahlreiche Euro-Banknoten, aufgenommen am 03.01.2014 in Frankfurt am Main (Hessen).
    Die stabile Rückzahlungsquote von 97 Prozent zeige, auch weiterhin finanzierten die Verbraucher nur, wenn sie davon ausgehen könnten, das Geld auch zurückzahlen zu können. (picture-alliance / dpa / Daniel Reinhardt)
    Im vergangenen Jahr haben sich weniger Privatleute Geld bei Banken und Sparkassen geliehen als noch 2013. Die Zahl neuer Raten-Kredite sei 2014 leicht gesunken. Von 7,7 Millionen auf 7,4 Millionen. Schufa-Chef Michael Freytag wertete das heute in Berlin als gute Nachricht.
    "Weil es eben sagt, dass es trotz eines historisch niedrigen Zinsniveaus die Verbraucher dieses Zinsniveau eben nicht nutzen, um sich übermäßig zu verschulden."
    Die Höhe der einzelnen Kredite sei allerdings im Vergleich zu den Vorjahren gestiegen. Nahmen Verbraucher 2013 noch im Schnitt 8.000 auf, waren es im vergangenen Jahr 8.800 Euro.
    "Am meisten nachgefragt sind die Kredite, auch in der Höhe, bei den mittleren Generationen, dort wo typischerweise der Berufseinstieg stattfindet, wo eine Familie gegründet wird, dort haben wir höhere Kreditanforderungen als in jüngeren oder älteren Jahren."
    Rückzahlungsquote stabil
    Die stabile Rückzahlungsquote von 97 Prozent zeige, auch weiterhin finanzierten die Verbraucher nur, wenn sie davon ausgehen könnten, das Geld auch zurückzahlen zu können.
    Weitgehend positiv wertet auch der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen die aktuelle Situation. Die Halbjahres-Umfragen unter den Mitgliedsunternehmen hätten ergeben, sagte Wolfgang Spitz, der Verbands-Vorsitzende:
    "Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr auf hohem Niveau weiter verbessert. 64 Prozent der Inkasso-Unternehmen melden, dass Rechnungen aktuell genauso gut wie vor sechs Monaten bezahlt werden. 20 Prozent haben sogar eine noch bessere Rechnungstreue beobachtet."
    Rückgang der Unternehmensinsolvenzen
    Grund dafür sei die gute Konjunktur. So ist im vergangenen Jahr auch die Zahl der Unternehmensinsolvenzen zurückgegangen auf knapp über 24.000. Auch die Zahl der Verbraucher, die Privatinsolvenz anmelden müssen, könnte in diesem Jahr weiter sinken. Auf 82.000, nach mehr als 86.000 Fällen im vergangenen Jahr.
    Bei den Rückzahlungen sind es vor allem Unternehmen, die ihren Schuldendienst vorbildlich leisten, erklärte Marion Kremer, die Vizepräsidentin des Bundesverbandes der Inkasso-Unternehmen:
    "Bei privaten Schuldnern sieht es nämlich nicht ganz so gut aus wie bei den gewerblichen Schuldnern. Immerhin jedes vierte Inkasso-Unternehmen, nämlich 24 Prozent, meldet, dass Verbraucher jetzt ihre Rechnungen schlechter bezahlen als im Dezember."
    Jugendliche zahlen Schulden schlechter zurück
    Das könnte sich auch in den Zahlen der Schufa für dieses Jahr niederschlagen. Häufigster Grund für das Nichtzahlen - mit 81 Prozent - ist Überschuldung. Arbeitslosigkeit, lange Grund Nummer eins, ist wegen der guten Konjunktur zurückgefallen und wird nur noch in 46 Prozent der Fälle genannt. Vor zwei Jahren waren es noch 66 Prozent.
    Vor allem die 18 bis 24-Jährigen zahlen Ihre Schulden etwas schlechter zurück als ältere Jahrgänge. Das Schlusslicht bei der Zahlungsmoral ist allerdings eine weitere Gruppe:
    "86 Prozent der Inkasso-Unternehmen melden, dass das Zahlungsverhalten der öffentlichen Hand unverändert schlecht ist. 11 Prozent berichten sogar von einer weiteren Verschlechterung."
    Ein Grund dafür sei, dass die Kommunen oft selbst über kein gutes eigenes Forderungsmanagement verfügten. Alleine die Kommunen hätten derzeit offene Forderungen von über 20 Milliarden Euro.