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Integration von Einwanderern
Deutschland macht Fortschritte

In der Studie Migrant Integration Policy Index wird alle vier Jahre von einem internationalen Forschungsverbund untersucht, wie gut Einwanderer in unterschiedlichen Ländern integriert werden. Bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse gab es Lob: Deutschland wird als Einwanderungsland durchaus fortschrittlich eingestuft.

Von Benjamin Hammer | 10.06.2015
    Zwei Menschen bei einem Integrationskurs in Berlin im September 2014
    Ein Integrationskurs in Berlin im September 2014. (dpa / picture-alliance / Jens Kalaene)
    Kritik an der Bundesregierung gehört für Migrationsforscher in Deutschland zum guten Ton. Der Rat für Migration, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, versteht sich als - so wörtlich - kritischer Begleiter der Politik. Heute Vormittag aber gab es für den Standort Deutschland viel Lob. Es sei zu erkennen:
    "Dass Deutschland in vielen Bereichen des Migrationsmanagements und der Integration und Teilhabeförderung nicht nur deutlich aufgeholt hat, sondern sich mittlerweile in der Riege, der als fortschrittlich eingestuften Einwanderungsländer einreiht."
    Naika Foroutan, Professorin für Migrationsforschung an der Humboldt-Universität in Berlin. Deutschland diene anderen Ländern bei der Integrationspolitik mittlerweile als Vorbild. Der Grund für das Lob der Forscher: Deutschland hat bei der Integration von Zuwanderern Fortschritte gemacht. Ein internationaler Forschungsverbund hatte untersucht, wie gut 38 Länder Einwanderer integrieren. "Migrant Integration Policy Index" heißt die Studie, die alle vier Jahre veröffentlicht wird. Untersucht wurden die 28 EU Staaten sowie Länder wie Norwegen, die USA und Kanada. Deutschland kommt in diesem Jahr auf den 10. Platz und erreicht 61 von 100 möglichen Punkten.
    "Das liegt mit Sicherheit auch am finanziellen Hochstatus, an dieser Stabilitätsphase, die wir in Deutschland seit 2008 haben. Und es liegt auch daran, dass 'leading countries'" - also führende Länder - "die sonst immer in der Integrationspolitik als sehr fortschrittlich wahrgenommen wurden, wie Frankreich, England, Niederlande und sogar Kanada, seit geraumer Zeit stagnieren oder sehr starke Auseinandersetzungen um ihre Integrationspolitik führen."
    Gutes Abschneiden im Bereich Arbeitsmarkt
    Besonders gut schnitt Deutschland im Bereich Arbeitsmarkt ab. Hier kam das Land auf den vierten Platz. Nicht-EU-Bürger, die in Deutschland lebten, so die Forscher, hätten nun beinahe die gleichen Rechte auf dem Arbeitsmarkt. Sie profitierten von wesentlich besseren Anerkennungsverfahren für ihre Abschlüsse. Eine gute Bewertung bekam Deutschland auch im Bereich "Einbürgerung". Hier gebe es mittlerweile ein klares und unterstützendes Verfahren für Menschen, die die deutsche Staatsbürgerschaft anstrebten. Auf den ersten Plätzen der Gesamtwertung landeten übrigens Schweden, Kanada und Portugal.
    Deutschland landete nicht in allen Punkten auf einem der vorderen Plätze.
    "Im Bereich Gesundheit, Bildung und Antidiskriminierung sind die Werte für Deutschland schlecht."
    Andreas Zick, Professor für Konfliktforschung in Bielefeld und Mitglied im Rat für Migration.
    "Gesundheit und Bildung von Menschen mit Migrationshintergrund können verbessert sein. Es wird aber nicht gehen, ohne auch infrage zu stellen, ob denn die etablierten Vorrechte, derjenigen, die immer schon hier waren, weiterhin unberührt bleiben können."
    Zick warnte heute vor großen Herausforderungen in den kommenden Jahren.
    "Wir werden mehr geflüchtete Menschen haben und es wird auch eine Verjüngung der Migration geben. Wir müssen uns darauf einstellen, dass wir zukünftig sehr viel jüngere Migrantinnen und Migranten bekommen werden, die hier vor allem hinkommen, um Bildung zu erfahren."
    Und ausgerechnet in diesem Bereich, so Zick, gebe es große Probleme. Über Probleme bei der Asyl- und Flüchtlingspolitik will morgen Abend auch die Kanzlerin sprechen. Dann berät sie sich mit den Ministerpräsidenten sowie weiteren Vertretern der Bundesregierung.