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Internationaler Autosalon in Genf
Umweltfreundliches Sparmobil zum Staunen

Gerade mal 0,12 Liter Normalbenzin auf 100 Kilometer verbraucht das sogenannte Biomobile. Das Sparauto wurde von einem Verein gemeinsam mit der Hochschule für Landschaft, Technik und Architektur in Genf entwickelt. Auch wenn das Gefährt nicht richtig alltagstauglich ist, soll es doch ein Zeichen für die automobile Zukunft setzen.

Von Thomas Wagner | 12.03.2014
    Schild für den Hingang zum Genfer Autosalon.
    Der 84. Autosalon Genf 2014 findet vom 6. bis 16. März statt. (dpa / Uli Deck)
    Dieses Auto sieht eigentlich gar nicht aus wie ein richtiges Auto – sondern ähnelt eher dem Rumpf eines Segelfliegers ohne Flügel. Darauf die Aufschrift: "Biomobile."
    "Es ist also ganz flach optimiert, dass es also möglichst wenig Luftwiderstand gibt, mit ganz kleinen Rädern, ganz leicht."
    Beschreibt Susanne Wegmann, Geschäftsführerin des Schweizerischen Verbandes "E'Mobile für elektrische und effiziente Straßenfahrzeuge" jenes Fahrzeug, das zwar nicht durch seine Geschwindigkeit, wohl aber durch einen ganz anderen Wert rekordverdächtig ist.
    "Also, dieses Auto hier kommt gerade Mal mit 0,12 Litern Benzin auf 100 Kilometern auf freier, ebener Strecke aus. Das haben wir durch mehrere unabhängige Experten bestätigen lassen. Vergangenes Jahr haben wir das Auto auch in der Stadt getestet: Da stieg der Verbrauch dann auf 0,14 Liter."
    Erklärt Professor Michel Perraudin von der "Haute École du paysage, d'ingénierie et d'architecutre" , also von der Hochschule für Landschaft, Technik und Architektur in Genf. Dort ist das Projekt "Biomobile" angesiedelt: Die Experten haben es sich zum Ziel gesetzt, ein möglichst umweltverträgliches Fahrzeug zu konstruieren. Das erreichen sie durch extrem leichte Karosserie-Materialien, die dazu auch noch naturnah hergestellt worden sind.
    "Die Karosserie, ja eigentlich das ganze Auto besteht aus pflanzlichen Rohstoffen. Ausgangspunkt war Kompost, vor allem aus Bananenschalen, aus dem Zellulose gewonnen hat. Und das alles hat man mit speziellen Harzen verklebt, die ebenfalls auf pflanzlicher Basis gewonnen wurden."
    Entwickelt wurden diese Rohstoffe an der Genfer Hochschule. Die biobasierten Verbundstoffe bringen gerade mal 25 Kilogramm auf die Waage, inklusive des Antriebs. Dabei handelt es sich um einen handelsüblichen ein Kilowatt starken Benzinmotor, der genauso gut in einem Rasenmäher hätte verbaut werden können.
    Benzin aus Bioabfällen
    Ausschlaggebend ist allerdings, was hineinfließt in diesen Motor – eben kein handelsübliches Benzin, sondern nach dem Konzept der Genfer Hochschulgruppe eigens gewonnenes Biobenzin. Michel Perraudin:
    "Den Treibstoff haben wir aus Bioabfällen hergestellt, beispielsweise von dem, was in Restaurants in die Abfalltonne wanderte. Darüber hinaus haben wir reguläre, getrennt gesammelte Bioabfälle aus Haushalten und von Bauernhöfen mit Tierhaltung gesammelt."
    Dieses Bio-Benzin unterscheide sich von seiner chemischen Struktur her allenfalls in Nuancen vom regulären Benzin an der Tankstelle. Der Nachweis dafür, dass sich Benzin aber auch aus Bioabfällen herstellen lässt, ist allerdings für Susanne Wegmann vom Verband "E'mobile" ein wichtiges Ziel des Projektes:
    "Biogene Treibstoffe machen dann Sinn, wenn man sie aus Abfällen produzieren kann, also aus Klärschlamm beispielsweise oder Tiermehl. Das sind Produkte, bei denen wir ansonsten Schwierigkeiten mit der Entsorgung haben. Aber daraus kann man Treibstoff machen, das weder den Lebensmitteln produziert noch dem Tierfutter, vorausgesetzt, dass die Qualität so ist, dass sie dem Motor nicht schadet."
    Dass der Prototyp in dieser Form niemals in Serie gehen wird, ist auch der Hochschul-Projektgruppe aus Genf klar. Zu sehr werden dabei Anforderungen an Fahrkomfort und Fahrsicherheit vernachlässigt. Allerdings glauben die Experten fest daran, dass einzelne Konstruktionsmerkmale, die einen Zugewinn an Nachhaltigkeit bringen, in Zukunft Einzug halten in das technische Design ganz regulärer Autos. Susanne Wegmann von "E'Mobile":
    "Die Baustoffe, die da verwendet werden, also es gibt ja bereits etablierte Marken, die ebenfalls möglichst viele erneuerbare und nachwachsende Materialien verwenden. Und ich denke, mit einem solchen Blick, was das Fahrzeug ja wirklich ist, kann man die Leute darauf aufmerksam machen, dass es ja wichtig ist, wie diese Fahrzeuge hergestellt werden und welche Möglichkeiten es überhaupt gibt, mit erneuerbaren Energien und Rohstoffen sogar eine Karosserie zu bauen. Und die andere Botschaft ist, das dass man mit einem regulären Benzinmotor mit Biobenzin durchaus fahren kann, weil das Biobenzin die gleich gute Qualität hat wie fossiles Benzin."