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Internet-Dienste
Mitfahrgelegenheit.de wird zu BlablaCar

Im Jahr 2001 - als das Internet noch jung war - initiierte eine Gruppe deutscher Studenten das Portal mitfahrgelegenheit.de. Mit ein paar Mausklicks konnte man eine Mitfahrt organisieren, der Preis dafür wurde zwischen Fahrer und Beifahrer ausgehandelt. Heute wird der Internetauftritt von mitfahrgelegenheit.de abgeschaltet. Die Firma wurde schon im letzten Jahr vom französischen Anbieter BlaBlaCar aufgekauft.

Von Axel Schröder | 31.03.2016
    Das Gesicht einer Frau ist in einem Rückspiegel zu sehen.
    Um weiter expandieren zu können, hat BlaBlaCar zuletzt rund 200 Millionen Euro von Investment-Fonds eingesammelt. (imago / Marco Stepniak)
    Am Bekanntheitsgrad kann es nicht gelegen haben, dass mitfahrgelegenheit.de heute offline geht. Vor allem junge Leute kennen den Dienst und die dazugehörige App:
    "Man hat halt eine fremde Person kennengelernt. Nett unterhalten von Bremen nach Hamburg. War entspannt und nett einfach nur. Mal was anderes als Zugfahren immer."
    Die App für's Smartphone ist schon nicht mehr verfügbar. Mitfahrgelegenheit.de ist aufgegangen in BlaBlaCar aus Frankreich. Gescheitert ist das das deutsche Angebot vor allem daran, dass seit 2013, nach der Einführung von Provisionsgebühren, die Nutzerinnen und Nutzer scharenweise mitfahrgelegenheit.de den Rücken gekehrt haben. BlaBlaCar nutzte den Unmut und ging zehn Tage nach dem Start der Gebührenpflicht mit einem kostenfreien Angebot in Deutschland an den Start. Vor rund einem Jahr kauften die Franzosen dann den deutschen Dienst auf und decken damit heute nach eigener Aussage 90 Prozent der deutschen Nachfrage ab. Für die einstigen Kunden von mitfahrgelegenheit.de, das beteuert Marei Martens von BlaBlaCar, ändere sich aber durch die Übernahme zunächst nichts:
    Kritik am Versuch der Monopolisierung
    "Im gesamten letzten Jahr konnten mitfahrgelegenheit.de-Nutzer sich ein Profil bei BlaBlaCar anlegen. Wir haben die technischen Voraussetzungen geschaffen, dass sie ihre Bewertungen, die sie in den vorherigen Jahren gesammelt haben, mit auf BlaBlaCar nehmen können. Sie können jetzt einfach auf BlaBlaCar.de ihre Fahrten einstellen und ihre Sitzplätze anbieten und müssen das nicht mehr doppelt tun."
    20 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen in Deutschland, 400 sind es weltweit. Um weiter expandieren zu können, hat BlaBlaCar zuletzt rund 200 Millionen Euro von Investment-Fonds eingesammelt. Damit dieses Geld zurückgezahlt werden kann, wird aber auch das bisher in Deutschland kostenfreie Angebot noch im Laufe des Jahres durch ein gebührenpflichtiges Modell ersetzt. Marei Martens gibt ein Beispiel:
    "Auf der Strecke Hamburg-Köln beispielsweise liegt sie dann so bei drei Euro. Es hängt aber immer von der Länge der Strecke ab. Und von dem Fahrpreis, der genommen wird."
    Und damit die Gebühren in jedem Fall bei BlaBlaCar landen, ist das Portal so aufgebaut, dass Fahrer und Mitfahrer nie direkten Kontakt miteinander aufnehmen und auf diese Weise möglicherweise am Anbieter vorbei Absprachen treffen können, um die Provision zu sparen. Die Betreiber von kostenlosen Mitfahr-Vermittlungen hoffen nun darauf, dass die Kunden wie schon nach Einführung des Bezahlmodells von mitfahrgelegeheit.de sich nun auch von BlaBlaCar abwenden, so Stephan Eppner vom kostenlosen Dienst bessermitfahren.de:
    "Jetzt ist ein nächster Kandidat am Start, der wieder versucht, eine Monopolstellung aufzubauen. Und wenn wir zurückschauen, denke ich, dass diese Rechnung erneut nicht aufgehen wird.
    Ob sich das gebührenpflichtige BlaBlaCar-Angebot durchsetzen wird, hängt also von der Kundschaft ab. Die könnte ausweichen auf das bessermitfahren.de von Stephan Eppner, auf fahrgemeinschaft.de oder mitfahren.de. Diese Dienste sind kostenlos, die Modalitäten dürfen zwischen Fahrern und Mitfahrern direkt, per Mail oder Telefon, besprochen werden und es darf bar bezahlt werden.